Sonja besucht eine High School in Neufundland

Skandi-Flair beim Auslandsjahr in Kanada

Gastschülerin Sonja aus München ist 16 Jahre alt und hat die vergangenen neun Monate in Mount Pearl in der kanadischen Provinz Neufundland verbracht. Nun geht es für die Jugendliche wieder zurück nach Deutschland. 



Hallo Sonja, schön, dass du dir die Zeit für ein Interview nimmst. Gehen wir in Gedanken noch einmal ganz zurück: Wie kam es dazu, dass du ein Auslandsjahr in Kanada gemacht hast?

 

Ich wollte immer schon ein Auslandsjahr machen. Ich finde es schön, eine andere Kultur kennenzulernen, die Perspektive zu wechseln und natürlich wollte ich auch meine Sprachkenntnisse verbessern. Die USA hat mich nicht angezogen – von Anfang an habe ich zwischen Kanada und Großbritannien hin und her überlegt. Ich war aber schon immer ein großer Kanada-Fan. Die Weite hat mich fasziniert, die verschiedenen Regionen und Provinzen. 

 

Dann hast du dich für Neufundland entschieden...

 

Genau. Das Team von Breidenbach Education hat mir drei Standorte vorgeschlagen und ich habe mich schnell für Neufundland entschieden. Ich habe gehört, dass das ein bisschen anders ist als der Rest von Kanada. Ich wollte wissen, was das heißt. Die Provinz sollte sehr klein sein und einen skandinavischen Touch haben. Außerdem sollten die Leute in Neufundland noch netter sein als sowieso schon in Kanada. Das Küstenklima am Atlantik hat mich auch total fasziniert. Die Nähe zum Meer ist schön, das macht mich glücklich.

 

War es trotzdem schwierig für dich, Deutschland und deiner Familie und Freunden den Rücken zu kehren?

 

Mein Abschied aus Deutschland lief an verschiedenen Tagen ab. Ich musste mich erst von meinen Freundinnen verabschieden, da die in den Urlaub gefahren sind. Da konnte ich es noch gar nicht so realisieren, dass ich sie für ein Jahr nicht sehen werde. Ich war noch nicht so traurig, doch je näher die Abreise rückte, desto trauriger wurde es. Der schwerste Abschied war von meinem Bruder, weil wir uns total nahestehen. Er ist noch mit zum Flughafen gekommen und ich bin dann mit meinen Eltern nach Dublin geflogen. Es war gut, dass ich nicht allen drei gleichzeitig Ciao sagen musste. Meine Eltern habe ich dann in Dublin verabschiedet. Meine Hauptgedanken waren dann die Aufregung und das, was auf mich zukommt. Als ich von Dublin nach Kanada geflogen bin, war es irgendwie gar nicht schwer. Ich habe mich gefreut, dass ich in fünf Stunden meine Gastfamilie sehen werde. Ich konnte gar nicht mehr traurig sein, sondern habe mich einfach nur noch gefreut. 

 

 

 

Hat bei deiner Einreise alles geklappt?

 

Der Flug hat super geklappt; nur zwischendurch hatte ich Panik, weil ich einen Zettel nicht ausgefüllt hatte und ich hatte keinen Stift. Meine Sitznachbarin auch nicht und nach zehn Minuten hatte ich endlich einen Stift gefunden. Als ich dann am Ende sah, dass es dort bei der Abgabe auch Stifte gab, musste ich etwas über mich selbst lachen. Es war unnötig, sich solchen Stress wegen eines Stiftes zu machen. Bei der Ankunft wurde ich dann lange von einem Beamten durchgecheckt, der hat dann sogar meiner Gastmutter noch dazu geholt. Als sie da war, ist mir ein Stein vom Herzen gefallen, denn irgendwie wusste ich: jetzt habe ich ein Zuhause. Sie wirkte vom ersten Augenblick an sehr sympathisch. 

 

Wer gehört noch zu deiner Gastfamilie?

 

Gale und Don sind meine Gasteltern. Gale, meine Gastmutter, ist meist zuhause. Don arbeitet im Hafen. Er ist oft weg und kommt kurz vor dem Abendessen nach Hause. Ich verstehe mich richtig gut mit ihnen. Meine Gasttante Karen wohnt hier auch mit uns im Haus. Ich habe mich hier richtig schnell wohl und wie zuhause gefühlt. Ich habe noch eine spanische Gastschwester, sie heißt Marina. Wir verstehen uns richtig gut und machen fast alles zusammen. Außerdem haben wir auch dieselben Freunde. Und das ist einfach schön.

 

Wie und wo lebst du in Kanada?

 

Hier in Kanada in Neufundland lebe ich in der zweitgrößten Stadt, Mount Pearl. Die hat aber trotzdem nur 23.000 Einwohner, also nicht so groß. Mount Pearl liegt im Osten der Halbinsel Avalon, südwestlich vom Stadtzentrum der Provinzhauptstadt St. John’s. Aber wir haben Busse und damit kommt man meist überall hin oder man kann auch laufen wenn das Wetter nicht zu schlecht ist. Unsere Gasteltern fahren uns auch manchmal wohin. Mount Pearl bietet Kleinstadtfeeling, eine andere Erfahrung im Gegensatz zu München. Wir wohnen in einem Haus mit den Gasteltern und der Tante. Außerdem wohnt unter dem Haus noch die Tochter unserer Gasteltern – sie kommt oft zu Besuch. Wir verstehen uns gut mit ihr, sie ist total lustig. Marinas und mein Zimmer sind nebeneinander, das finde ich cool. 

 

Und wie kommst du mit den anderen Leuten zurecht?

 

Mein erster Eindruck von Land und Leuten war super. Jeder war richtig freundlich und total viele sagen „Honey“ oder solche Bezeichnungen zu einem und da fühlt man sich gleich so eingeschlossen, angekommen und angenommen. Einfach als ein Teil der Gesellschaft. Deshalb hatte ich gleich einen guten Eindruck. Wir sind dann am ersten Tag gleich alle zusammen zu den Hauptattraktionen der Umgebung gefahren. 

 

Hast du dich schnell ans kanadische Schulleben gewöhnt?

 

An unseren ersten Schultag habe ich eine lustige Erinnerung. Noch vor Beginn der ersten Stunde bin ich mit meiner Gastschwester Marina zu Tim Hortons gegangen. Wir wussten, dass das hier in Kanada ein großes Ding ist und haben uns ein Getränk bestellt. Sie einen Ice Cappucino und ich eine Frozen Lemonade. Und diesen Drink bestellen wir uns bis heute immer wieder. Danach sind wir dann zu einem Orientation-Day gegangen. Das war ein interessanter Tag. Danach ging der Unterricht los und schon am zweiten Tag habe ich ein Mädchen im Mathe-Unterricht getroffen, mit der ich mich gut verstanden habe. Sie hat mich angesprochen und gefragt ob ich neu bin, dann haben wir viel und lange geredet und ich konnte sogar ihren Spind mitbenutzen. Das Mädchen heißt Megan und wir sind immer noch sehr gut befreundet. Die schule hier unterscheidet sich sehr vom Unterricht in Deutschland. Hier habe ich nur sieben Fächer. Das Notensystem ist auch anders, es wird nach Prozenten benotet. Außerdem verstehe ich mich hier mit den Lehrern viel besser als zuhause.  Man macht sogar Scherzen mit ihnen... Das ist ganz anders. 

 

Belegst du auch andere Fächer als in Deutschland?

 

Ich belege Mathe und Englisch, Chemie und kanadische Geschichte. Außerdem noch Career Development. Da geht es darum, herauszufinden, wo meine Talente liegen und mich mit Finanzen und Arbeitsgesetzen auseinanderzusetzen. Außerdem haben wir in dem Fach oft Gastredner, die von ihrer Arbeit erzählen. Das finde ich richtig toll. Wir hatte auch schon Leute von verschiedenen Universitäten hier. Außerdem besuche ich die i-music-Klasse. Dort machen wir Musik am Computer, schreiben selbst Musik und nehmen kleine Hörspiele auf. Das macht total Spaß. Ein interessantes Fach ist auch „Family and Relations“ – da haben wir zum Beispiel mal eine Woche eine Babypuppe gehabt, die sich benommen hat wie ein echter Säugling. Das war echt anstrengend – auch interessant – aber ich will das nicht nochmal machen. Neben meinen normalen Fächern habe ich auch bei einem Theaterstück mitgemacht. Ich war total happy, dass ich durch die Auditions gekommen bin. Wir waren sogar bei einem Drama Festival dabei und ich hatte eine Hauptrolle. Das Stück haben wir gemeinsam geschrieben und mit vielen aus dem Kurs bin ich noch gut befreundet. 

 

Das hört sich toll an, du scheinst schnell viele Freunde gefunden zu haben.

 

Ja, wir haben eine richtige Freundesgruppe: das sind meine Gastschwester Marina und ich, ein paar Kanadierinnen, Megan, eine Deutsche und eine Mexikanerin. Dass auch eine Deutsche in der Gruppe ist, ist gar kein Problem, denn wir reden nie deutsch. Das würde ich auch nicht empfehlen. Viele von den Leuten habe ich im Unterricht kennengelernt – zum Beispiel durch Partnerarbeit – da muss man einfach offen sein und keine Angst haben. 

 

Hast du ein Highlight deines Auslandsjahres?

 

Ich habe hier so viel erlebt. Ich war im Chor und im Theater, habe neue Dinge ausprobiert wie Klettern und Ultimate Frisbee. Das war total cool. Außerdem war ich bei der Kirche und in der Heilsarmee aktiv. Doch auch einfach nur mit Freunden in die Stadt zu gehen und Spiele zu spielen macht großen Spaß. Oder wir machen große Übernachtungen – manchmal zu siebt in einem Zimmer. Wir sind fast jede Woche gewandert – zum Beispiel auf den East Coast Trails. Die Natur hier ist einfach wundervoll, auch wenn es durch den Wind sehr kalt werden kann. Skifahren, Water Rafting, der Trans Canadian Highway, Camping und, und, und… Ich durfte hier so viel erleben – das kann mir keiner mehr nehmen. 

 

Danke für deine Einblicke, liebe Sonja. 

 

Nina verbringt ein Auslandsjahr in West Vancouver

Kanada weckt neue Leidenschaften und Perspektiven

Die 15-jährige Nina aus Duisburg in Nordrhein-Westfalen ist seit August 2018 mit Breidenbach Education in Kanada. Sie besucht eine Schule in West Vancouver, einer Nachbarstadt von Vancouver in British Columbia. Die Stadt liegt direkt an der Westküste am Pazifik. Für Kanadablog.de hat sie in einem Interview über ihr Auslandsjahr Auskunft gegeben. 



Liebe Nina, du wirst noch bis Ende Juni in Kanada sein. Kannst du dich noch an die ersten Tage dort erinnern?

 

Ich bin am 17. August 2018 angekommen, also etwas früher als die meisten Internationals, da ich noch an einer Orientierungswoche meines Schuldistriktes teilgenommen habe. Seit meiner Ankunft hier in Kanada lebe ich in einer "traditionellen" Gastfamile mit Mutter, Vater und zwei Töchtern. Die jüngere Tochter ist in meinem Alter und hat mir viel über das Leben als Teenager in Vancouver beigebracht. Konzerte, Einkaufszentren usw. kannte ich deshalb schon bevor die Schule anfing. Meine ältere Gastschwester ist gerade auf einer Uni in Ontario, ich durfte sie aber in den Winterferien kurz kennenlernen, was das Familienleben praktisch komplettiert hat.

 

Du fühlst dich also wohl in deiner Gastfamilie?

 

Ja! Was meine Gasteltern angeht, hat Breidenbach Education mit der Auswahl ganze Arbeit geleistet! Unsere Persönlichkeiten sind zum Glück sehr kompatibel, wir sind alle sehr "laid back" und lachen gerne, auch wenn mal was schiefläuft. Nur zwei Wochen nachdem ich eingezogen war, hat mein Gastvater zum Beispiel unser Abendessen in Flammen gesetzt. Er hat versucht Burritos zu machen, doch als meine Gastmutter nach ihnen schauen wollte, waren die Burritos nur noch eine große Flamme! Wir lachen heute noch über diese Situation! 

Am dankbarsten bin ich allerdings für meine mexikanische Gastschwester. Auch sie flog erst am Anfang des Jahres nach Kanada, und wir haben so viele Herausforderungen gemeinsam gemeistert, wie beispielsweise den ersten Tag in der Schule.

 

Kannst du die Gegend beschreiben, in der du nun gerade lebst?

 

Die Stadt West Vancouver, in der ich lebe, ist ein Vorort von Vancouver. Sie liegt praktisch zwischen dem Pazifik, den Bergen und der größten und internationalsten Stadt in British Columbia. Das hat den Vorteil, dass auch exotischere Sportarten wie Segeln oder Ski fahren hier günstig zugänglich sind. Beide wurden an meiner Schule auch als Sportclubs angeboten. Auch unabhängig von jeglichen Aktivitäten ist die Aussicht natürlich unglaublich, gerade im Winter. Da erstrecken sich riesige, schneebedeckte Berglandschaften über dem glitzernden Ozean, wirklich unbezahlbar. Mein persönlicher Favorit ist allerdings das Bild von Downtown Vancouver spät am Abend, also atemberaubende Wolkenkratzer hell erleuchtet im Dunkeln.

Was ich auch toll finde, sind die vielen Parks, in denen man sich gemütlich mit Freunden ans Wasser setzen kann, oder auch der "Seawalk", eine Joggingstrecke direkt am Meer. Wenn man mal richtig ausgehen möchte, hat gerade erst ein Kino im Shoppingcenter eröffnet. Das liegt etwa 15 Minuten von meiner Schule entfernt. Zu all diesen Aktivitäten kommt man zum Glück sehr einfach mit Bussen, das ist in Kanada keine Selbstverständlichkeit. Außerdem ist die größte Universität British Columbias, die University of British Columbia, auch nur eine Stunde entfernt. Ich habe dort mit meinen Freunden an einigen Workshops und Vorlesungen teilgenommen, eine Möglichkeit, die ich in Deutschland noch nie hatte.

 

Apropos Deutschland – wie hast du doch denn bei deiner Abreise nach Kanada gefühlt?

 

Als ich mit meinen Eltern am Flughafen stand, habe ich kaum realisiert, dass es jetzt los geht. Ich war einfach in den Wochen zuvor so aufgeregt gewesen, dass meine Aufregung an dem tatsächlichen Tag gar nicht so groß war. Aber als meine Mama angefangen hat, zu weinen, habe ich doch ein paar Tränen vergossen. In dem Moment habe ich einfach gesagt "Augen zu und durch", ein Motto, das mir in vielen Situationen dieses Jahr behilflich war. Ich habe daran geglaubt, dass ich das alleine kann. Und ich konnte es. Der Flug nach Kanada war mein erster Flug alleine und ich hatte schon ein wenig Panik. Das Team von Breidenbach Education hatte mich aber mit zwei weiteren Teilnehmern auf den Flug gebucht, die auch für ihr Auslandsjahr nach West Vancouver geflogen sind. Das hat mir viel Sicherheit gegeben und war besonders auf dem Langstreckenflug sehr angenehm. Erst auf kanadischem Boden wurde es dann komplizierter, da man sein Visum abholen und den Fahrer finden musste... Das Handbuch, das ich dafür von Breidenbach Education bekommen habe, war aber sehr hilfreich und der ganze Prozess ist viel einfacher als es scheint. Sobald ich mein Visum hatte, wurde ich dann auch direkt zu meiner Gastfamilie gefahren und mein Auslandsjahr in Kanada begann.

 

Wie war dein Eindruck von Land und Leuten nach deiner Ankunft?

 

Kanadier sind unter den freundlichsten und sozialsten Menschen, die ich je treffen durfte. Schon am ersten Tag in Kanada, als meine Gastmutter mir das örtliche Communitycentre zeigte, unterhielt sie sich mit wildfremden Leuten im Aufzug. Zumindest in Deutschland hatte ich vorher noch nie eine komplette Konversation im Fahrstuhl gehalten, aber Kanadier sind einfach sehr "outgoing". Dementsprechend einfacher ist es auch, neue Leute kennenzulernen. Eine Sorge, die sich zum Glück als unwahr herausgestellt hat, ist, dass ich wegen meines Akzentes oder einfach meines Fremdseins gemieden oder sogar ausgelacht werden könnte. Kanada ist, genau wie die USA, ein sogenannter "Melting Pot". Menschen von überall wandern seit Jahrhunderten nach Kanada aus, und viele Kanadier sehen sich heute noch als Immigranten. Ein großer Teil ihrer Kultur ist deshalb Toleranz. Ich kenne nicht einen Kanadier, der jemanden für seine Aussprache auslachen würde, selbst unter denjenigen, mit denen ich nicht befreundet bin. 

 

Wie verlief der Start an deiner kanadischen Schule?

 

Der Start in meiner neuen Schule war in mancherlei Hinsicht wie der Wechsel von der Grundschule auf das Gymnasium. Nur waren die ersten zwei Tage an meiner Schule sehr eng getaktet, also man hatte zu bestimmten Zeiten an bestimmten Orten zu sein. Deshalb waren die ersten Tage nicht besonders stressig, vor allem da wir kurze "Kennenlernstunden" mit jedem Lehrer hatten. Besonders hilfreich war aber vor allem Trick 17: Einfach fragen. Teilweise haben mich Mitschüler direkt vor meine Klassentür geführt, obwohl sie eigentlich woanders hinmussten. Hier zeigt sich wieder die hilfsbereite Kultur Kanadas, egal wie komisch ich mir auch selbst vorgekommen sein mag, die Kanadier waren nie genervt.

 

Ist der Unterricht ähnlich wie in Deutschland?

 

Der Unterricht in den traditionellen Fächern wie Mathe unterscheidet sich nicht besonders von dem in Deutschland. Ich habe jedoch das Glück, das West Vancouver sehr wohlhabend ist, deshalb ist auch meine Schule, die West Vancouver Secondary, sehr gut ausgestattet. Jeder Raum hat ein Whiteboard, einen Overheadprojektor und einen Laptop. Es gibt mehrere sehr moderne Turnhallen, Tennisplätze und einen großes Footballfeld. Meine Schule hat eine eigene Schreinerei und Autowerkstatt, da man beides als Kurse belegen kann.

Trotzdem sind die kanadischen Schulen in den meisten Fächern nicht so weit wie Deutschland und man sollte sich darauf einstellen, viel nachzuholen, wenn man zurück ist. Dafür lerne ich allerdings einiges, das ich in Deutschland gar nicht gelernt hätte. Es ist einfach ein komplett anderer Lehrplan. An meiner Schule (und soweit ich weiß an den meisten kanadischen Schulen) kann man aber in individuellen Fächer in andere Klassenstufen gehen. Eine Freundin von mir hat beispielsweise Französisch in der 12. genommen, obwohl sie in der 10. Stufe war. Ich selbst nehme Mathe 11.

 

Hast du schnell Freunde gefunden? 

 

Um Freunde zu finden, muss man einfach mutig sein. Obwohl ich normalerweise nicht die sozialste Person bin, habe ich mich am Anfang des Jahres einfach mal neben ein paar Mädels gesetzt und mich vorgestellt. Nachdem die Konversation ein wenig in Gang gekommen ist, habe ich nach deren Nummer gefragt. Natürlich bin ich mir erstmal doof vorgekommen, aber wenn das klappt, dann ist das Ganze ein Selbstläufer, weil man in einem Freundeskreis drin ist. Ich habe am Anfang des Jahres ein Mädchen namens Anna kennengelernt. Sie hat mich dann ihren Freunden vorgestellt, die mich wiederum ihren Freunden vorgestellt haben. Letztlich habe ich dann mit Anna und den anderen eine tiefe Freundschaft entwickelt. Ich habe aber auch außerhalb dieses Kreises einige Freunde, die ich vor allem durch außerschulische Aktivitäten kennengelernt habe. 

Ab einem bestimmten Punkt wurde es einfacher, Freundschaften zu schließen. Der Kunstraum meiner Schule war ein echter 'place to be', eine Art Knotenpunkt für alle, die Memes und Musik mögen. In den Pausen sind also alle ab in den Kunstraum, haben sich unterhalten und gelacht, egal ob man sich kannte oder nicht. Für mich sind die Erinnerungen an diesen Raum magisch und er hat mich zu einem offeneren Menschen gemacht. Dort habe ich viele meiner heutigen Freunde kennengelernt.

 

Wie sieht dein Alltag aus? 

 

Morgens stehe ich ungefähr zur selben Zeit auf wie in Deutschland und werde dann gegen 8 Uhr von meiner Gastmutter zur Schule gefahren. An Dienstagen gehe ich aber früher aus dem Haus, da das Tennisteam meiner Schule morgens Training hat. Die Schule beginnt um 8:30 Uhr, also eine halbe Stunde später als meine deutsche Schule. Oft gehe ich nach der Schule nicht direkt nach Hause, sondern treffe mich mit meinen Freunden. Wir trinken dann gerne einfach einen Kaffee bei Tim Hortons. An vielen Tagen habe ich direkt nach der Schule Sport, z.B. Tennis- oder Schwimmtraining. In den Community Centers kann man für sehr wenig Geld hochwertiges Training in vielen Sportarten erhalten, was auch von einigen Leuten nach der Schule genutzt wird. Sonst mache ich abends meist Hausaufgaben oder schaue mir Filme an. Ehrenamt wird in Kanada großgeschrieben und auch ich arbeite ehrenamtlich im Vancouver Aquarium. Meine Arbeit dort spielt sich vor allem am Wochenende ab – das macht großen Spaß. An Sonntagen gehe ich gerne mit meinen Freunden in die Innenstadt, also Vancouver, oder ich ruhe mich einfach ein wenig aus.

 

Welche Fächerkombination hast du gewählt und wie gefallen dir die Kurse?

 

In Kanada gibt es neben den klassischen Fächern häufig auch einige exotische Optionen. Ich hatte drei Wahlfächer und habe Spanisch, Kunst und Gitarre gewählt. Sonst hätte ich auch noch Fächer wie Textiles, Foods and Nutrition oder Rock Band nehmen können. 

Spanisch ist an meiner Schule komplett anders als in Deutschland. Ich lerne hier durch Lieder und Geschichten, nicht durch Vokabeln und Grammatik pauken. Ich war am Anfang selbst skeptisch, doch muss sagen, dass ich durch diese Methode sehr viel gelernt habe, gerade auch Alltagssprache. Inzwischen lesen wir als Klasse schon kleine Bücher mühelos!

Genauso überrascht war ich auch von Kunst. Kunst ist in Deutschland mein schwächstes Fach und ich habe es eher aus Not als aus Passion gewählt. Doch der kanadische Lehrplan beinhaltet keine Kunstgeschichte, oder Theorie, sondern reine Kreativität. Jeder Schüler führt ein Sketchbook an dem jede Stunde gearbeitet wird, mit der Hilfe des Lehrers, aber aus der eigenen Kreativität. Niemals hätte ich gedacht, dass ich im Stande bin meine Ideen in Bildern umzusetzen, doch mein Kunstlehrer hat es aus mir rausgeholt. Neue Techniken habe ich sowohl von ihm als auch von meinen Klassenkameraden gelernt und die auf meine eigenen Werke angewandt. Auch wenn es eine sehr untraditionelle Art zu lernen war, ich werde nie wieder mehr aus einer Klasse mitnehmen als dieser.

Gitarre war dagegen wohl das einzige Fach, dass ich im Nachhinein lieber getauscht hätte. Ich persönlich bin einfach nicht für Instrumente gemacht, obwohl es häufig Spaß gemacht hat. Trotzdem habe ich in diesem Kurs eines meiner Lebensziele erreicht. Ich kann "Stairway To Heaven" auf der Gitarre spielen.

 

Hast du auch Plätze außerhalb deines Wohnortes kennengelernt?

 

Während der Orientierungswoche war ich bereits in Victoria und später in Nanaimo auf Vancouver Island. Nanaimo ist das absolute Gegenteil von meiner Heimatstadt Düsseldorf; die Leute dort kennen sich seit 40 Jahren und jeder geht in Jogginghosen auf die Straße, was total cool ist. In Düsseldorf würde man das sicher nicht machen. Besonders freue ich mich jetzt auf meinen anstehenden Ausflug nach Seattle, was für nordamerikanische Verhältnisse ein Katzensprung von Vancouver aus ist. Ich bin ein großer Fan der Band Nirvana, die ja aus Seattle kommt. Auf dem Ortseingangsschild heißt es "Come as you are" und das werde ich auch!

 

Spielt Heimweh während deines Auslandsjahres für dich eine Rolle?

 

Heimweh ist ein sehr individuelles Gefühl. Ich persönlich bin zum Glück ein recht eigenständiger Mensch und habe kaum Heimweh gehabt. Trotzdem habe ich natürlich häufig an meine Familie und Freunde gedacht, aber mit einem langen Telefonat legte sich das dann bei mir wieder. Was ich am meisten vermisst habe, ist immer jemanden zu haben mit dem man über alles reden kann, wie zum Beispiel meine Mutter oder meine beste Freundin.

Das einzige was man nicht machen sollte, ist jeden Tag mit seiner deutschen Familie zu telefonieren! Das verstärkt Heimweh und verhindert die Integration. Ich kannte ein Mädchen, dass genau das gemacht hat und sie ist dann leider schon nach vier Wochen wieder abgereist, weil sie so starkes Heimweh hatte. Die allermeisten Austauschschüler haben aber keine Probleme. Man muss sich nur fragen, ob man für zehn Monate seine Familie und Freunde verabschieden kann. Wenn die Antwort "Ja" lautet, wird Heimweh wahrscheinlich kein sehr großes Problem sein. Man lernt aber auf große Distanz auch seine eigene Familie zu schätzen und wie ähnlich man sich letztlich ist. Zum Beispiel hat sich jetzt wo ich vieles für mich selbst kaufe herausgestellt, dass ich ein totaler Sparfuchs bin, genau wie mein Vater.

 

Wie kam es dazu, dass du ein Auslandsjahr in Kanada machen wolltest?

 

Ich hatte schon immer Nomadenblut in mir und habe meine Eltern schon früh angebettelt zumindest nach England zu ziehen, aber sie haben einfach nicht nachgegeben. Also musste ich den Umzug selbst in die Hand nehmen. Interessanterweise war Kanada zunächst gar nicht meine erste Wahl, da ich schon immer Fan von Harry Potter und dem britischen Akzent war. Ich wollte stattdessen nach Großbritannien, am liebsten natürlich London. Eigentlich wusste ich aber, dass ein europäisches Land mein Fernweh nicht befriedigen würde. Über die Sommerferien kam dann die Familie meiner besten Freundin zu Besuch, die im fernen Kanada lebt. Ich unterhielt mich lange mit ihrem Cousin und kam begeistert wieder nach Hause. Das ist es! Eine ganz neue Kultur und eine Diversität von Land und Leuten, die man sonst höchstens noch in den USA findet, nur ohne Trump! Die Kirsche auf der Sahnetorte war allerdings, dass ich den Ort meines Austausches praktisch frei wählen konnte, was in den meisten Ländern ja nicht der Fall ist. Ich bin ein absoluter Stadtmensch und meine Wahl war letztendlich zwischen Toronto und Vancouver. Vancouver hat jedoch mit wunderschönen Landschaften überzeugt. Gerade meine Eltern schätzten auch das kanadische Bildungssystem wert, das als eine der besten der Welt gilt. Da ich die 10. Klasse nicht wiederholen wollte, war auch für mich eine adäquate Bildung im Gastland wichtig. Für mich war Kanada die absolut richtige Wahl. Kanada hat mich verändert. Es hat mich offener gemacht, mich neue Leidenschaften entdecken lassen, mir eine neue Perspektive gegeben, es hat mich kanadischer gemacht. Bald ist mein Abenteuer nun vorbei, doch Vancouver und Kanada werden für immer ein Teil von mir sein. Das kann mir keiner mehr nehmen!

 

Vielen Dank, liebe Nina für das tolle und ausführliche Interview. 

 

 

Louisa mit einem Rückblick auf ihr Auslandsjahr in Chilliwack

„Das war nicht das letzte Mal, dass ich in Kanada war.“

Während ihrer ersten Woche in Kanada konnte sich die 15-jährige Louisa aus Hamburg nicht vorstellen, fünf Monate zu bleiben. Doch am Ende ihres Auslandssemesters hätte sie gerne noch einmal um ein halbes Jahr verlängert. Nun ist die Gastschülerin wieder zuhause in Deutschland und blickt für Kanadablog.de auf ihre Zeit in British Columbia zurück. 

 


Liebe Louisa, danke, dass du dir Zeit genommen hast. Wir starten gleich rein in dein Kanada-Abenteuer. Wie ging das für dich los?

 

Mein Abschied aus Deutschland war eigentlich voll ok für mich. Ich hatte eine kleine Abschiedsüberraschungsfeier, bei der ich allen nochmal Tschüss gesagt habe. Und dann kamen meine engsten Freunde und meine Familie mit an den Flughafen, um mich zu verabschieden. Ich glaube, für mich war es nicht so schlimm, ich hab mich einfach auch sehr auf Kanada gefreut. Aber für meine Mama und meinen Papa war das schon sehr schwer. Für mich stand eben einfach die Freude im Vordergrund, weil ich den Kanadaaufenthalt schon eineinhalb Jahre lang geplant hatte und so lange drauf gewartet hatte – da war ich froh, dass es endlich losging. 

 

Du bist in Hamburg gestartet – wie war dein Flug? 

 

Der Flug hat klasse geklappt. Das war auch alles ganz toll organisiert von Breidenbach Education. Ich bin zusammen mit Helene und Marie geflogen, die auch Breidenbach-Teilnehmerinnen waren. In Frankfurt haben wir dann noch andere Gastschüler getroffen. Gemeinsam mit Sebastian, Rocco, Marco und Fiona sind wir alle zusammen nach Vancouver geflogen. Wir haben uns die ganze Zeit unterhalten, kennengelernt und ausgetauscht. Das war echt auch schön, denn es war mein allererster Flug. Deshalb war es schon ein gutes Gefühl, nicht alleine zu sein. Helene hatte ich sogar lustigerweise noch ein paar Wochen vorher am Gardasee getroffen. Wir waren zufällig zur gleichen Zeit am gleichen Ort am Gardasee. Wir haben uns getroffen und haben uns darüber ausgetauscht, was wir mitnehmen und wie wir uns vorbereiten. Ein paar Wochen später haben wir uns dann am Flughafen wiedergesehen. Das war schon lustig. 

 

In Kanada hast du ja in Chilliwack gelebt, einer Stadt in British Columbia. Wer war deine Gastfamilie und wie hat die die Gegend gefallen? 

 

Chilliwack ist etwas ländlicher, es gibt viele Felder und viel Landwirtschaft. Bis in die Innenstadt musste ich etwa zehn Minuten fahren. 

Ich habe dort bei einer Gastfamilie gelebt. Meine Gasteltern Carsten und Rochelle haben drei Kinder. Die Zwillinge Hanna und Olivia sind neun Jahre alt und Emily ist vier. Mein Gastvater hat als Architekt gearbeitet und meine Gastmutter hat sich sozial engagiert. Vancouver war etwas mehr als eine Stunde entfernt, doch ich bin es von zuhause gewohnt, nach Hamburg etwas länger reinzufahren. Deshalb war es für mich kein Problem, ab und an mit Freunden in die „Großstadt“ zu fahren. Am Anfang war meine Gastmutter da noch ein bisschen skeptisch aber nachdem ich das ein oder zweimal gemacht habe, ging das dann auch. Sie meinte, sie hatte noch nie eine Gastschülerin, die so oft nach Vancouver gefahren ist. 

 

 

Aber auch das Leben in der Gastfamilie hat dir gefallen, oder?

 

Ja, ich habe gemeinsam mit der Familie in einem kleinen Haus gewohnt, das relativ alt war. Aber es war echt gemütlich. Das komische war: Wir hatten das kleinste Haus von allen und hatten aber gleichzeitig immer Platz für die meisten Leute. Das war total schön. Rochelle hatte zum Beispiel fünf Geschwister, die waren dann alle zu Neujahr zu Besuch. Es war klein, aber es war immer was los. Richtig schön und familiär. Noch dazu hatte ich ganz spontan zwei weitere Gastschwestern. Eine Gastschülerin aus Dänemark und eine aus Spanien. Die hatten Probleme in ihrer Gastfamilie und dann ist meine Gastfamilie als Notfallfamilie eingesprungen. Die Spanierin lebt sogar immer noch in der Familie. 

 

 

Neben deiner Gastfamilie war natürlich auch die Schule ein wichtiger Bestandteil deines Schuljahres in Kanada. Wie ist es dir dort ergangen?

 

Mein Schulstart an der Chilliwack Secondary School ist echt gut gewesen. Die Schule ist echt toll. Allein optisch aber natürlich auch die Lehrer und das Kursangebot. Am ersten Schultag haben wir uns im Klassenzimmer getroffen und unsere Stundenpläne bekommen. Ich habe vier Fächer belegt: Sport, Psychologie, Mathe und Fotografie.  Nach einiger Zeit habe ich dann aber Mathe verlassen und bin zu Business und Marketing gewechselt. Die Ansprechpartnerin hat mir dabei sehr geholfen und alles hat gut geklappt. Welches Fach ich total empfehlen kann, ist Psychologie. Das ist der beste Lehrer – jeder der an diese Schule geht, sollte diesen Kurs machen. Und auch Fotografie hat total Spaß gemacht. Wir haben sogar unsere Fotos selbst in der Dunkelkammer entwickelt.

Die Schule in Kanada ist schon anders. Was ein besonderer Punkt für mich war, war, dass man dort nach dem Unterricht noch in der Schule bleibt. In Deutschland besuche ich keine AGs oder Sportaktivitäten. In Kanada hatte ich das Cross Country Running - was ich geliebt habe. Das war dreimal die Woche. Einmal gab es dann sogar ein Race. Und ich war bei den Championships, obwohl ich mich ganz knapp nicht qualifiziert hatte, aber ich durfte trotzdem mit. Das hat großen Spaß gemacht. Mit meiner Trainerin bin ich sogar immer noch in Kontakt. 

 

 

Hast du in der Schule auch Freunde gefunden?

 

Ja, schon.  Am Anfang war ich viel mit den Internationals zusammen. Ich habe mich super mit allen verstanden und alle waren echt nett zu mir. Aber ich habe mich wenig mit Kanadiern getroffen. Doch dann kamen immer mehr Kanadier zu meinem Freundeskreis dazu, sowohl durch die Schule als über das Cross Country Team. Mit den anderen Internationals – da waren viele Deutsche und Italiener – habe ich auch meist Englisch gesprochen. Das hat echt ganz gut geklappt. 

 

Was reizt dich an Kanada?

 

Kanada ist einfach ein wunderschönes Land, ganz anders als Deutschland. Auch die Städte sind ganz anders. Man kann es gar nicht richtig beschreiben, was es ist, aber ich habe es einfach sehr gemocht. Ich würde auch gern sehr bald wieder zurück. Auch weil die Leute dort supernett waren. Alle haben mich immer sehr freundlich aufgenommen und waren herzlich. Es herrschte immer eine lockere Atmosphäre und alle haben immer gefragt wie es mir geht und was ich mache. Sicher ist das ein stückweit oberflächlich aber dadurch fühlte ich mich irgendwie angekommen und konnte mich ungezwungen unterhalten. Das hat schon echt Spaß gemacht. 

 

Wie sah dein Alltag während des Auslandsaufenthaltes aus?

 

Mein Schulweg war ca. eine Viertelstunde und ich hatte jeden Tag bis 14:45 Uhr Schule. Abends stand um 17:30 Uhr das gemeinsame Dinner mit meiner Gastfamilie fest. Mein Nachmittag hat sich mit der Zeit gewandelt. Am Anfang hatte ich drei Mal in der Woche Cross Country Running. Danach war ich oft noch mit Freunden bei Starbucks. Später war dann kein Training mehr. Dann war ich im Gym an unserer Schule. Außerdem haben meine Freunde ich ich ab November beinahe jedes Spiel der Chilliwack Chiefs besucht. Da hatten wir viel Spaß, weil die meisten Spieler auch in unserem Alter waren, manche waren sogar auf unserer Schule. Wir waren sogar bei den Vancouver Giants – ich war total im Hockey Fieber. 

Abends habe ich dann meist noch mit meiner Gastfamilie geredet. Außerdem haben wir oft "Friends" oder "The Office" auf Netflix angeschaut. Das war echt lustig. Das war so etwas wie unser kleines Ritual. An den Wochenenden war ich selten zuhause. Ich war oft in Vancouver und in Victoria und Nanaimo. Außerdem beim Skifahren oder an irgendwelchen Seen. Eigentlich waren wir immer unterwegs. 

 

 

Was würdest du rückblickend als Fazit ziehen?

 

Nachdem ich die ersten paar Tage etwas Heimweh hatte, war das zum Glück schnell vorbei. Denn, sobald ich drin war und Freunde und einen geregelten Tagesablauf hatte, war es einfach nur toll. Ich habe sogar versucht das Auslandssemester zu verlängern, aber das hat leider nicht geklappt. Ich wollte gar nicht mehr weg. Ich bin froh, dass mein Englischlehrer uns damals von der Möglichkeit für das Auslandsjahr erzählt hat und dass ich Breidenbach Education gefunden habe. Das war einfach eine gute – vielleicht meine beste – Entscheidung bislang. Ich würde gern wieder zurück nach Kanada – vielleicht als Au Pair nach dem Abitur. Das war auf jeden Fall nicht das letzte Mal, dass ich in Kanada war. 

 

Neue Eindrücke und herzensgute Menschen

Elena lebt für fünf Monate in Victoria

Bis Ende Juni lebt die 14-jährige Elena aus der Nähe von Stuttgart nun in Victoria – der Hauptstadt der Provinz British Columbia. Das Viertel Oak Bay, in dem die Schülerin bei einer Gastfamilie wohnt, ist eine schöne, grüne Gegend mit netten Läden, Galerien und Cafés. Für kanadablog.de hat Elena schon kurz nach ihrer Ankunft einen Einblick in ihr Leben während des Auslandssemesters gegeben. Im Interview erzählt sie von ihrer Schule, neuen Freunden und der Entscheidung, nach Kanada zu gehen. 

 

 

Hallo Elena, schön, dass du dir Zeit für das Interview genommen hast. Seit wann bist du denn nun in Kanada? 

 

Ich bin gerade erst Ende Januar angekommen und werde für 5 Monate in Kanada sein. Wenn Ende Juni das zweite Semester beendet ist und ich die Prüfungen hinter mir habe, dann fliege ich wieder zurück nach Deutschland. Dort wohne ich in einem kleinen Dorf in der Nähe von Stuttgart. 

 

Wie lebst du in Kanada? 

 

Ich wohne bei meinen Gasteltern Michelle und Bruce. Sie arbeiten beide von zuhause. Meine Gastgeschwister sind Kirsten, sie ist 16, und die elfjährigen Zwillinge Jonathan und Elizabeth. Kirsten geht auch auf meine Schule. Alle Familienmitglieder sind sehr nett, offen, lieb und verständnisvoll. Als ich in Kanada ankam, war ich zum Beispiel sehr gejetlagt. Ich kam um 16 Uhr hier an, in Deutschland wäre es 1 Uhr nachts gewesen. Dann war noch wach bis 20 Uhr. Und da waren alle sehr offen und haben gesagt, dass ich falls ich nachts wach werde, auch einfach aufstehen und an den Kühlschrank gehen kann, wenn ich Hunger habe. Wir wohnen hier in einem Haus, in dem ich mein eigenes Zimmer und ein eigenes Bad habe.  Mein Zimmer im Keller, aber das ist ein ganz freundlicher Keller - schön eingerichtet. Insgesamt ist es ein hübsches und gemütliches Haus. 

Das Viertel Oak Bay, in dem wir leben, ist ein bisschen Vorstadt-mäßig und eine schöne Wohngegend. Von dort komme ich gut zur Schule, der Bus fährt alle 10-20 Minuten und ich komme auch schnell in die Innenstadt. Zuhause ist das nicht so, das ist schon sehr geschickt hier. 

 

Wie war dein Abschied aus Deutschland? 

 

Der war schon sehr traurig, aber ich habe mich auch immer gefreut auf Kanada. Anfangs war der Gedanke noch weit weg, aber mit der Zeit bin ich immer aufgeregter geworden. Vielleicht kennen auch andere Austauschschüler das Gefühl, dass  man gegen Ende, wenn es an den Abschied geht, alles zuhause viel mehr zu schätzen beginnt: Freunde und Familie und so. Natürlich war ich sehr traurig, als ich mich von allen verabschieden musste. Ich habe viel geweint, weil ich realisiert habe, dass ich mein tolles Umfeld erst einmal verlasse. Ich dachte: Warum mache ich das denn? Wieso gehe ich ins Ausland? Aber gleichzeitig habe ich mich auch mega gefreut und das war kein Grund für mich, nicht zu gehen. Kurz vor dem Abflug dachte ich, der Abschied wäre schlimmer. Aber am Flughafen und während des Flugs war es dann gar nicht mehr so schlimm, ich war voller Vorfreude, ein neues Leben kennenzulernen.  

 

Breidenbach Education hat dir ja – wie den anderen Teilnehmern auch – mit der Vorbereitung deines Aufenthalts geholfen. Hat mit deinem Flug und der Organisation alles gut geklappt?

 

Der Flug hat gut geklappt. Ab Frankfurt bin ich schon ein paar Mal geflogen, aber das Einchecken und die Sicherheitskontrolle – das alles habe ich noch nie alleine gemacht und nie wirklich drauf geachtet. Das war schon neu. Ich bin mit zwei Freundinnen geflogen, die auch nach Kanada in andere Orte geflogen sind. Wir sind erst nach Vancouver geflogen. Es war ein entspannter Flug mit leckerem Essen. Die Ankunft hat gut geklappt. Dann mussten wir den richtigen Ort finden, wo unsereGepäck war und dann wieder einchecken... Mit einem kleinen Inselhopper ging es dann für mich nach Victoria. Es war witzig, in so einem kleinen Flugzeug zu sitzen und der Fug hat dann auch wirklich nur 10 Minuten gedauert.  In Victoria hatte ich super schnell mein Gepäck und dann stand da auch schon meine Gastfamilie und hat mich begrüßt. 

 

Wie war dein erster Eindruck von Kanada?

 

Ich habe im Vorhinein gehört, dass Kanadier sehr offen, nett und höflich sind. Mein erster Eindruck war dann genau so: Die Leute sind unfassbar nett. Sie sind aufgeschlossen und höflich. Ich bin es nicht gewöhnt, dass Leute auf einen zukommen und Komplimente machen: Coole Ohrringe, tolle Haare oder so. Alle scheinen viel ehrlicher und herzlicher. Einfach herzensgute Menschen. In Deutschland redet kaum einer mit dem Busfahrer. Hier sagt jeder Hallo, Danke und so – es gibt immer einen kleinen Plausch und die Fahrer sind zu Scherzen aufgelegt. Wie gesagt: Ich habe damit gerechnet, dass die Menschen nett sind, aber dass sie so nett sind, habe ich nicht gedacht. 

 

 

Lief dein Start in der Schule auch so positiv? 

 

Ich gehe auf die St. Andrews Regional High, das ist eine katholische Schule. Dort habe ich die Fächer English, Sport, Psychologie, Mathe und Social Studies belegt. Der Start dort ist ganz gut verlaufen. Klar, zu Beginn war ich eben die „neue Schülerin“ und hatte noch keine Freunde. Das war schon ungewohnt. In Deutschland hatte ich immer jemanden zum reden, hier kannte ich keinen. Aber es sind viele auf mich zugekommen und haben auch gefragt, wie es in Deutschland ist und wie es mir geht. Small Talk eben. Aber schon bald darauf ging es dann recht schnell: In meiner Gym-Class sind ein paar Mädchen, mit denen ich jetzt gut befreundet bin. Die sind gleich auf mich zugekommen und haben gefragt, ob ich mit Volleyball spielen will. Auch die Lehrer sind ungemein engagiert, hilfsbereit und offen. Sie sind es gewöhnt, mit Internationals zu arbeiten. Die zweite Woche in der Schule war dann auch schon viel einfacher. An dem Wochenende dazwischen war ich auf einem Camp, dort waren auch Leute aus meiner Schule. Dadurch hatte ich die Chance sie besser kennenzulernen. Ich bin echt froh, dass ich da hingegangen bin. Mit vielen, die da waren, bin ich echt gut befreundet. 

 

Gibt es große Unterschiede zu deiner Schule in Deutschland?

 


Äußerlich nicht so krass. In Kanada gibt es eben diese riesigen Locker, also Spinde mit einem Schloss, wie im Highschoool-Film. Außerdem die gelben Schulbusse. Der Unterricht ist schon sehr unterschiedlich, weil die Kanadier ein ganz anderes Schulsystem haben. Wir haben vier oder fünf Fächer und die jeden Tag – das ganze Semester lang. Jeden Tag die gleichen Fächer! Aber das ist gar nicht mal so schlecht. Zusätzlich haben wir noch freie Stunden in denen soziales Zusammenarbeiten gefördert wird oder in denen Lehrer uns Nachhilfe bei Themen geben, bei denen wir Schwierigkeiten haben. 

 

Kannst du deinen Alltag ein wenig beschreiben?

 

Ich gehe zwischen 7:40 und 8 Uhr aus dem Haus zum Schulbus. Es kommt natürlich drauf an, wo man wohnt – wer direkt neben der Schule wohnt, für den reicht es um 8:20 Uhr aus dem Haus zu gehen. Von 8:30 bis 15:05 Uhr bin ich dann in der Schule. Das ist nicht schlimm. In Deutschland ist die Mittagsschule oft anstrengend, in Kanada nicht wirklich. Es gibt ja die Mittagspause und die freien Stunden. Es ist immer ziemlich cool. Es stört mich nicht, dass die Schule so lange geht. Montags habe ich einen zusätzlichen Kurs, in dem wir das Bühnenbild für das Schul-Theaterstück gestalten – zum Thema „Pink Panther“. Dann bin ich immer bis 17:30 in der Schule. Sonst erledige ich an den Nachmittagen meine Schulaufgaben, mache etwas mit der Gastfamilie oder hänge ab. Mittwochs haben wir früher aus – um 13 Uhr. Dann gehe ich mit Freunden in die Stadt. Momentan ist noch nicht so tolles Wetter, der Strand macht nicht so viel Sinn aber wir gehen Shoppen oder laufen durch die Innenstadt. Die Innenstadt von Victoria ist wirklich hübsch, da kann man viel machen, am Hafen, in der Mall und so weiter. An den Wochenenden habe ich bisher noch nicht so viel gemacht, da es die letzten Tage ziemlich viel geschneit hat.  

 

 

Am ersten Wochenende hast du aber an einer Camp-Ausfahrt teilgenommen, oder?

 

Ja, das stimmt. Ich war beim katholischen Camp Homewood auf Quadra Island dabei. Das kann ich total empfehlen. Obwohl ich selbst nicht sooo religiös bin, habe ich mich sehr wohl gefühlt. Es war echt gemeinschaftsstärkend und die Atmosphäre war richtig cool. Alle haben gesungen und mitgemacht - ich habe sowas noch nie erlebt. Wir sind auch Segeln gegangen und waren in einem Hochseilgarten klettern.

 

Spielt Heimweh für dich eine Rolle?

 

Momentan nicht wirklich – ich dachte, ich hätte viel mehr Heimweh. Klar kommt es manchmal ein bisschen hoch, wenn ich mich allein fühle. Vor allem in der ersten oder zweiten Woche. Da war es noch ein bisschen schwieriger, wenn ich mal in einem Kurs saß, in dem ich noch niemanden richtig kannte. Alle redeten miteinander und ich war nicht so mit dabei. Aber ich habe versucht, so offen wie möglich zu sein und auf die anderen zuzugehen. Dabei musste ich manchmal ganz schön über meinen eigenen Schatten springen. Ganz offen habe ich gefragt: ‚Hast du Lust, mit mir in die Stadt zu gehen?‘ oder so. So habe ich meine Freundin Abby kennengelernt. Sie hat mich dann ihren Freunden vorgestellt und so lernt man immer mehr Leute kennen. Also ich glaube, mittlerweile kennen mich hier wirklich alle. Auch weil es eine kleine Schule ist.

 

 

 

Danke Elena für dieses tolle Interview und deine vielen Eindrücke aus den ersten Wochen in Kanada. Wir freuen uns schon sehr auf weitere Berichte von dir!

Interview mit Thilo Lenz

Pressereferent der Botschaft von Kanada

An der Botschaft für Kanada in Berlin ist Thilo Lenz verantwortlich für die Pressearbeit. Da er sich außerordentlich gut mit Kanada und der dortigen Schullandschaft auskennt, freuen wir uns sehr, dass er der Redaktion von kanadablog.de für ein Interview zur Verfügung stand. Die Antworten spiegeln die persönliche Sicht von Thilo Lenz wider und sind keine offizielle Auskunft der Botschaft von Kanada. 

 

Hallo Herr Lenz, schön, dass Sie sich Zeit für ein Interview mit kanadablog.de genommen haben. Wir starten gleich mal mitten ins Thema: Weshalb werden High-School-Aufenthalte in Kanada immer beliebter?

Kanada konnte tatsächlich als einziges Zielland im vergangenen Jahr einen Zuwachs der Teilnehmerzahlen verzeichnen. Als Mitarbeiter der Botschaft von Kanada in Deutschland bin ich darüber natürlich sehr froh. Es zeigt, dass das positive Bild, welches Kanada in Deutschland hat, auch konkrete Auswirkungen hat. Die Gründe für die Wahl Kanadas sind bei den Jugendlichen sicherlich individuell verschieden. Das ausgezeichnete Bildungssystem Kanadas als PISA-Gewinner, die atemberaubende Natur und das Leben in lebendigen Städten sind bei der Entscheidung wichtige Faktoren. Es ist natürlich auch hilfreich, dass bei den Kanada-Programmen im Gegensatz zu den meisten USA-Programmen der Zielort relativ genau ausgesucht werden kann. Und zu guter Letzt spielt vielleicht die Popularität von Justin Trudeau auch eine kleine Rolle.

 

Was ist Ihrer Meinung nach der Hauptunterschied zwischen dem kanadischen und dem deutschen Schulsystem?

Beide Schulsysteme sind föderal organisiert, es ist also gar nicht so leicht sie zu vergleichen, weil es auf der deutschen Seite 16 Bundesländer und in Kanada zehn Provinzen und drei Territorien gibt, insgesamt also 29 verschiedene Systeme. In Deutschland hat es in den letzten Jahren sehr viele Veränderungen gegeben. Durch einige Reformen konnten deutsche Schülerinnen und Schüler ihre Leistungen und ihr Verhältnis zum selbstständigen Lernen sicherlich verbessern, und Deutschland schneidet im OECD-Vergleich inzwischen auch besser ab als zu Beginn des sogenannten PISA-Schocks vor 16 Jahren. Andere Reformen hingegen haben viele Schüler und vor allem die Eltern und Lehrer verwirrt. Als Stichwort nenne ich da die teils unübersichtliche Situation beim Thema G8/G9. Ich denke, dass der Hauptunterschied noch immer darin liegt, dass Kanada es besonders gut schafft, Schüler aus sehr unterschiedlichen kulturellen und sozialen Milieus zu integrieren. Die langjährigen Erfahrungen als Einwanderungsland mit klaren Zuständigkeiten sind in diesem Zusammenhang natürlich hilfreich. So besuchen alle Schülerinnen und Schüler einer Altersklasse den gleichen Schultyp und es gibt keine frühe Unterteilung wie in Deutschland, wo sich die Bildungschancen oftmals bereits ab der 5. Klasse stark unterscheiden.

 

Embassy of Canada
Thilo Lenz, Botschaft von Kanada

Unterscheidet sich das Schulsystem von Provinz zu Provinz? 


Die Schulsysteme unterscheiden sich von Provinz zu Provinz weil einerseits die Provinzen unterschiedlich sind in Bezug auf Demographie, Geographie und wirtschaftliche Stärke. Andererseits gibt es einige Unterschiede auf Grund der Zuständigkeit der jeweiligen Bildungsministerien der Provinzen in Bezug auf Entlohnung der Lehrkräfte und Aufbau der Curricula. Die Unterschiede liegen natürlich auch in der unterschiedlichen Ausstattung mit finanziellen Mitteln, so gibt es Provinzen mit höheren Bildungsausgaben pro Kopf als andere. Allerdings überwiegen die Gemeinsamkeiten zwischen den Provinzen, mit der Ausnahme von Quebec, wo es mit Französisch als offizieller Sprache und der Struktur der CEGEPS deutlichere Unterschiede gibt. In Quebec erreichen Schüler erst nach 13 Schuljahren die Hochschulreife, in allen anderen Provinzen beträgt die Dauer 12 Jahre. In Kanada spielen die School Boards auch eine wichtige Rolle, die meistens die Träger der Schulen sind und auch eine demokratische Mitsprache der Bürgerinnen gewähren. Die Schulsysteme unterscheiden sich also nicht nur von Provinz zu Provinz, sondern sogar von School Board zu School Board. Aber gerade in dieser Unabhängigkeit vor Ort liegt eine große Stärke des kanadischen Systems, weil die Verantwortlichkeiten direkt sichtbar sind.

 

Wie sieht der Schulalltag an einer kanadischen Schule aus?

In Kanada sind eigentlich alle Schulen Ganztagsschulen. Insbesondere in ländlichen Gebieten sind die Schulen auch das soziale Zentrum einer Gemeinde, so dass viele extracurriculare Tätigkeiten also Hobbies wie Sport und Arbeitsgemeinschaften auch in den Schulgebäuden stattfinden. Kanadische Schulen verfügen über Schließfächer, Mensen und haben in der Regel einfach mehr Platz, weil sie schon sehr lange Ganztagsschulen sind. Viele diese Errungenschaften, die über amerikanische Highschool-Filme auch Eingang in die Popkultur gefunden haben, gibt es natürlich inzwischen auch in Deutschland. Und der Ausbau der Ganztagsschulen schreitet hierzulande voran. Das breite Kurswahlangebot in Kanada ist ein großes Plus im kanadischen Schulalltag. Nicht selten findet der Unterricht in Kanada auch in Kreativwerkstätten, Computerlabs, Schulküchen oder Autowerkstätten statt. Gerade Gastschüler können von dieser Vielfalt profitieren und Kurse wählen, die es in Deutschland eventuell nicht gibt. Diejenigen, die nach der Rückkehr nach Deutschland in ihre alte Klasse zurück wollen, sollten allerdings auch die Kernfächer nicht vernachlässigen.

 

 

 

Fast alle Gastschüler, die mit Breidenbach Education in Kanada sind, berichten von einem hervorragenden Lehrer-Schüler-Verhältnis. Wie erklären Sie sich das? Was ist das Geheimnis der kanadischen Lehrer?

Zum einen sind Lehrer in Kanada nicht verbeamtet, sie haben einen Arbeitsvertrag mit dem School Board und sind diesem in der Regel auch dazu verpflichtet gewisse Vorgaben zu erfüllen. Außerdem ist in Kanada auch der Grundsatz „No Child Left Behind“ stärker verwurzelt, das heißt, dass Kinder, die eine spezielle Förderung bedürfen, diese in der Regel auch bekommen. 

Darüber hinaus gibt es für die Gastschüler aus dem Ausland, die ja auch eine Schulgebühr bezahlen, eine spezielle Betreuung, die besonders auf die Fragen der Nicht-Kanadier eingeht. Schließlich ist es im Interesse der School Boards, dass sich die Gäste in Kanada wohl fühlen.

 

Inwiefern können deutsche Schüler von einem Auslandsjahr in Kanada profitieren?

Schüler können natürlich sehr unterschiedlich profitieren, je nach Interessen, Ausgangslage und Engagement. Bei eigentlich allen stellt sich ein deutlicher Schub im aktiven Wortschatz und der Beherrschung der englischen Sprache ein. Bei denjenigen, die im französischsprachigen Kanada zur Schule gehen trifft dies natürlich vor allem auf die Französischkenntnisse zu. Vor allem aber hilft das Auslandsjahr dabei, als Persönlichkeit zu reifen, selbstständiger zu werden und sich fern der Heimat selbst besser kennenzulernen. Ein schöner Nebeneffekt und manchmal die am längsten nachwirkende Erinnerung ist der Kontakt zu neuen Freunden und zur Gastfamilie, der oft wie zu einer zweiten Familie wird. Einige Erfahrungen, die man in Kanada macht, kann man tatsächlich nur dort machen und so bleibt das Auslandsjahr für viele ein ganz besonderes Erlebnis, auf das sie lange zurückblicken.

 

 

Was raten Sie deutschen Gastschülern, die nach Kanada reisen?

 

Mein erster Ratschlag ist es, sich den Film „Dein Jahr in Kanada“ in sechs Kapiteln anzuschauen, den wir für Euch auf YouTube veröffentlicht haben unter https://tinyurl.com/yb8yjtpq. Darüber hinaus ist mein Ratschlag, für die Vorbereitung eines Gastschulaufenthaltes in Kanada die Dienste eines deutschen Veranstalters zu nutzen, wie zum Beispiel Breidenbach Education. Von Seiten der Botschaft können wir keinen einzelnen Veranstalter empfehlen, aber wer sich auf Veranstaltungen wie den Jubi-Messen oder den Auf-in-die-Welt-Messen einen Überblick verschafft, bekommt einen guten Eindruck welchem Anbieter er trauen kann. Vertrauen ist ohnehin ein wichtiges Gut bei der Vorbereitung und es ist für die Eltern beruhigend auch einen Ansprechpartner in Deutschland zu haben. Natürlich ist es auch möglich alle Dinge selbst zu regeln und direkt mit einem kanadischen School Board Kontakt aufzunehmen, allerdings spart man dadurch kaum Kosten, und ein Ansprechpartner in Deutschland ist dann nicht vorhanden. Die deutschen Veranstalter mit ihren ehemaligen Teilnehmern können den Gastschülern die besten Ratschläge geben, weil sie aus langjähriger Erfahrung schöpfen. Schüleraustausch gibt es schon recht lange und der beste Ratschlag ist immer noch Vertrauen in sich selbst zu haben, nach dem Motto. „Was andere geschafft haben, das schaffst Du auch!“ Ein weiterer Ratschlag, den ich mir erlauben würde, ist es, nicht jeden Abend mit Deutschland zu skypen oder zu texten. 

 

Kanada ist eine vielfältige Nation, wie schaffen es die Schulen, alle zu integrieren und gleiche Chancen zu bieten?

 

Viele School Boards haben sich dem Thema Integration bzw. Partizipation aktiv verpflichtet. So gibt es zum Beispiel Informationen von der Schulleitung in möglichst vielen Sprachen, damit auch Eltern, die eventuell noch nicht über genügende Englischkenntnisse verfügen, gut informiert sind. Auch tauchen die Feiertage der unterschiedlichen Kulturen und Religionen im Schulkalender auf, um Sensibilität zu schaffen. Kanada hat als Einwanderungsland eine besondere Willkommenskultur. In einer Stadt wie Toronto, in der die Hälfte der Bevölkerung außerhalb Kanadas geboren wurde, greift das Konzept von Mehrheit und Minderheit eigentlich nicht mehr. Da die Menschen aus so vielen Teilen der Erde nach Kanada kommen, gibt es immer weniger eine einzige dominante Kultur und somit auch weniger Zwang zur Integration. Dennoch stellen sich auch viele Kanadier die Frage nach der eigenen Identität und diese Identität kann auch regional sehr unterschiedlich sein, Kanada ist schließlich ein sehr großes Land, das zweitgrößte der Welt. Gemeinsame Werte gibt es natürlich auch, die zum Beispiel in der „Charta der Rechte und Freiheiten“ von 1982 aufgeführt werden, auf die sich sehr viele Kanadier berufen.

 

Was sind ihre persönlichen drei Lieblingsaktivitäten/-erlebnisse in Kanada

 

Meine Lieblingsaktivitäten in Kanada sind Reisen, Menschen treffen und neugierig sein.

 

 

Herr Lenz, ich bedanke mich herzlich für das Interview und die vielen interessanten Informationen. 

Liza hat zehn Monate am Internat in Toronto verbracht

Ein Buch voll toller Erinnerungen

Ein Jahr im Ausland und dann wieder zurück. Wie ist es für die ehemaligen Breidenbach Education Teilnehmerinnen und Teilnehmer wieder im Alltag anzukommen? Und wie klappt das mit der Wiedereingliederung ins deutsche Schulleben? Dazu haben wir Liza befragt, sie hat mit Breidenbach Education ein Schuljahr in einem kanadischen Internat in Toronto (Ontario) verbracht.

 

Hallo liebe Liza, du bist nach deinem Auslandsjahr wieder zurück in Deutschland. Wie fühlt sich das für dich an?

 

Wenn ich ehrlich bin: Der Tag an dem ich zurückgeflogen bin war doch einer der schwierigsten für mich. Ich musste zu Leuten auf Wiedersehen sagen, die mir so ans Herz gewachsen sind über das ganze Jahr. Ich habe ja im Internat gelebt und habe mich daran gewöhnt einfach über den Flur zu laufen und dann meine allerbeste Freundin zu sehen – jeden einzelnen Tag. Und als ich dann Tschüss sagen musste - mit dem Wissen dass wir uns jetzt für eine ganze Zeit nicht sehen werden, weil sie auf einem ganz anderen Kontinent lebt – das war sehr komisch. 

 

Hast du noch Kontakt mit deinen Freunden, die du in Kanada kennengelernt hast? 

 

Natürlich. Mit den sozialen Netzwerken wie Snapchat und Co. oder mit Facetime-Anrufen können wir gut Kontakt halten. Wir sind immer noch fest zusammengewachsen, aber es ist trotzdem nicht das gleiche.

 


Wie war es denn, wieder in Deutschland zu sein – das Wiedersehen mit Freunden und Familie?

 

Ich habe mich unglaublich gefreut, meine Familie und Freunde wiederzusehen. Alle freuen sich immer so, wenn ich über Kanada erzähle. Sie sind total neugierig und es ist schön von meinen Erlebnissen erzählen zu dürfen. Mit meinen Freundinnen – ich habe mich sofort wieder zuhause gefühlt. Es war ganz komisch, als sei ich nie weg gewesen. Alle haben mich sofort wieder aufgenommen, ich konnte auf meinen alten Platz im Klassenzimmer sitzen und alles ging weiter. 

 

Apropos Klassenzimmer – wie war es denn für dich, wieder ins deutsche Schulleben zu kommen. Hast du viel verpasst oder musst du viel nachholen?

 

Ein paar Sachen sind ganz anders als in Kanada. Ich muss mich zum Beispiel wieder daran gewöhnen, nicht auf dem Laptop zu schreiben oder das Handy auf dem Tisch zu haben. Das wurde in Toronto einfach anders geregelt. Und ja, auch der Stoff der behandelt wurde ist anders. Es gibt Sachen, die weiß ich nun schon seit einem halben Jahr und andere, die ich in Kanada wegen dem Lehrplan nicht hatte. Wichtig ist meiner Meinung nach, wie man das angeht. Ich denke nicht, dass das ein Problem für mich ist, Schulstoff nachzuholen. Ich glaube fest daran, dass man wenn man für ein halbes Jahr oder ein Jahr alleine in Kanada leben konnte und es alleine auf die Beine gestellt hat - dann hat man auch genug Verantwortungsbewusstsein sich nach dem Spaß hinzusetzen und bisschen zu büffeln. Ich habe mir auch in Kanada viel Mühe gegeben und sehr gute Noten erreicht, auf die ich stolz bin. Ich bin also immer noch im Lernen drin und habe jetzt nicht ein Jahr komplett gefeiert oder so. Außerdem habe ich ganz viele verschiedene Lernmethoden kennengelernt. Und das hilft mir jetzt dabei, ein paar Sachen aufzuholen. 

 


Meinst du, dass du Kanada irgendwann noch einmal besuchen wirst?

 

Ich würde mich schon sehr freuen, all die Freunde, die ich dort gefunden habe, in Toronto oder an einem ganz anderen Ort oder wiederzusehen. Nächstes Jahr wollen wir uns alle mal irgendwo treffen. Ich denke, dass man Kontakte auch pflegen muss und das wäre mir schon echt wichtig, da mir die Menschen so ans Herz gewachsen sind. Von Anfang an wurde ich im Internat wie in eine Familie aufgenommen und genauso wurde ich auch verabschiedet. Am liebsten wollte ich nach den Sommerferien einfach wieder zurück nach Kanada. Aber ich freue mich auch, das Schuljahr in Stuttgart mit meinen alten Klassenkameraden fortzusetzen. Trotzdem schmerzt mir manchmal das Herz. Das gehört aber auch dazu. Es ist ok und zeigt einfach nur, wie sehr es mir während meines Auslandsjahres in Kanada gefallen hat.

 

Was nimmst du aus deinem Kanadaaufenthalt mit in deinen Alltag in Deutschland?

 

Meine Freunde in Kanada haben mir zum einen eine Kanadaflagge geschenkt, die von allen unterschrieben wurde und auf der viele persönliche Nachrichten an mich stehen. Und zum anderen habe ich von der Schule ein wunderbares Jahrbuch bekommen und da so viel passiert ist in diesem Jahr ist es mega dick und schwerer als drei Kilo. Es ist vollgepackt mit allem, was ich so erlebt habe und immer wenn ich nun darin blättere, kann ich in Gedanken zurück nach Kanada reisen. Dadurch sind alle meine Freunde in meinem Herzen. Ich bin zwiegespalten: Ich würde alles tun, um nach Kanada zurückzugehen. Dabei meine ich aber nicht, dass es in Deutschland nicht genauso gut ist, sondern dass ich am liebsten beides haben würde. 

 

Vielen Dank liebe Liza für das informative Interview. Wer mehr zu Liza und ihrem Aufenthalt an einem Internat in Toronto lesen möchte: 

Beitrag vom 04. August 2017:
Mit Bauchgefühl zur perfekten Schule - Liza geht für 10 Monate nach Toronto in ein Internat

Beitrag vom 17. November 2017:

Toronto-Girls #2 – Glücklich mit der Internats-Familie

Rabea hat ein Halbjahr an einer Privatschule in Kelowna verbracht

Rückblick auf eine tolle Zeit

Städtisch und gleichzeitig familiär, viel Natur und Kultur, Freizeitmöglichkeiten ohne Ende – Kelowna am Lake Okanagan bietet seinen Besuchern viele Möglichkeiten. So auch Rabea aus Ludwigsburg, die mit Breidenbach Education ein Halbjahr an der kanadischen Privatschule Aberdeen Hall verbracht hat. Kelowna ist mit seinen rund 120.000 Einwohnern die größte Stadt am Lake Okanagan. Gerne möchte die 16-jährige Rabea ihre Erfahrungen während ihres Auslandssemesters an andere Breidenbach-Education-Teilnehmer weitergeben und deshalb erzählt sie im Interview, was sie während der 5 Monate in Kanada erlebt hat. 

 

Rabea, du bist nun zurück aus Kanada. Welche Unterschiede sind dir vor allem im Vergleich zu Deutschland aufgefallen?

Zuallererst war Kanada einfach toll. Vor allem die Schule war anders, es war ja auch eine Privatschule. Sie war total modern, überall gab es Whiteboards und HD-Fernseher, die mit den iPads der Lehrer verbunden waren. Alle Schüler hatten Laptops. Ganz anders als in Deutschland benutzen die Schüler dort kaum Bücher, sondern machen alles am Computer. Als ich gesagt habe, dass es an meiner deutschen Schule keine Laptops gibt, waren alle erstaunt und haben gefragt, womit wir denn schreiben. Als ich geantwortet habe: Mit Stift und Papier, konnten es viele nicht fassen. Das Verhältnis zu den Lehrern in Kanada ist ebenfalls viel besser. Wir waren nur 17 Schüler in der Klasse und Lehrer und Schüler sind sich viel näher, überhaupt ist die Schule einfach eine große Gemeinschaft. Neben Mathe, Englisch und Französisch gibt es auch noch ganz besondere Fächer: Zum Beispiel kann man lernen, wie man mit Steuern umgeht, wie man Geld anlegt und was Bonds, Fonds usw. sind. Außerdem haben wir in einem anderen Kurs gelernt, wie man das Leben an der Uni organisiert und finanziert. Da lernt man sehr nah am echten Leben. 

 


Und wie hast du das Leben in der Gastfamilie empfunden?

 

Ich hatte eine geniale Gastfamilie, ich hab mich total zuhause gefühlt dort. Die Eltern Sherry und Giuseppe sind beide Lehrer. Er in Woodworking und sie in Digital Design, sie haben auch ihr Haus selbst designt und gebaut – das ist echt eindrucksvoll. Die beiden haben zwei Kinder: Luca ist neun und Elaina sieben Jahre alt, schon bald waren sie wie echte Geschwister für mich. Und auch außerhalb der Familie habe ich viele Freunde gefunden. Ich vermisse sie sehr.

 

Ist dir der Abschied von deiner Gastfamilie und deinen Freunden in Kanada schwergefallen?

 

Ich mag das Thema Abschied überhaupt nicht. Ich bin ja schon ein paarmal umgezogen und man denkt, dass es mit der Zeit einfacher wird, aber nein. Nach dem Schulende gab es eine Party bei einem meiner Freunde und dann habe ich noch zwei Wochen Ferien in Kanada gemacht. In der letzten Woche hat mich meine Mutter besucht und dann mit nach Hause genommen. Ich hatte echt Respekt vor dem letzten Tag und es war dann auch total traurig. Wir haben alle geweint und mein kleiner Gastbruder wollte mich gar nicht mehr loslassen. Zum Glück habe ich ein tolles Erinnerungsstück aus Kanada mitgenommen. Ich habe in den letzten Wochen immer ein weißes T-Shirt in der Schule dabei gehabt und alle meine Freunde haben darauf unterschrieben oder kleine Nachrichten verfasst. Es ist eine wunderschöne, bunte Erinnerung. 

 


Gab es während deiner Zeit in Kanada auch schwierige Momente mit Heimweh?

 

Ja, wenn ich daran zurückdenke, fällt mir ein, dass die erste Zeit nicht leicht war. Ich kam an und war irgendwie mega traurig und aufgeregt. Ich war am Boden zerstört, weil ich nicht wusste, wie ich es schaffen soll, mich einzuleben. Alles war neu und ich war ziemlich überfordert. Ich habe mich dann aber einfach zusammengerissen und bin offen auf die Leute zugegangen, war auch in der Schule immer freundlich und habe viel gelacht. Ich denke, es ist wichtig, es einfach zu wagen und zu machen – die Leute finden es toll, wenn man sie anspricht. Man muss schon wissen, dass es anders ist als zuhause, wenn man das annimmt, wird alles gut. Es klingt nach einem Standardtipp aber ich denke es stimmt, dass es nur positiv sein kann, wenn man die Initiative ergreift – man hat sein Glück selbst in der Hand. 

 

Dann hast du also doch recht schnell Freunde gefunden?

 

Ja, zuerst war ich mehr mit Internationals zusammen aber dann habe ich mich auch bemüht, Kanadierinnen und Kanadier kennenzulernen. Ich habe zwei richtig gute Freunde gefunden, beide wollen auf jeden Fall mit mir in Kontakt bleiben. Wir schreiben uns täglich auf Snapchat. Ich habe jeden Moment mit meinen Freunden in Kanada genossen. Mein Motto war: Mach das zum besten Erlebnis ever!

 


Einleben, Freunde finden, neue Umgebung – und das alles allein. Hat dich die Zeit in Kanada verändert?

 

Da brauche ich nicht lange nachdenken: Ja! Ich bin viel selbstständiger und selbstbewusster geworden. Arztbesuche, Einkäufe tätigen, Kreditkarte nutzen... Ich weiß jetzt: Ich kann das, ich kriege so eine Situation alleine hin. Alle meine Klassenkameraden haben auch gemeint, dass ich mich zum Positiven verändert habe – früher war ich viel schüchterner. Seit Kanada ist das wie weggeblasen. Und auch mein Englisch hat sich natürlich verbessert. Oft geht es mir sogar so, dass mir die englischen Wörter schneller einfallen als die deutschen. 

 

Hast du ein Ereignis, das dich am meisten begeistert hat während deines Auslandsaufenthaltes?

 

Es gibt mehrere Ereignisse, die toll waren. Es hat mir zum Beispiel total gut getan, dass die Kanadier so begeistert von meinem Englisch waren – das hat mein Selbstbewusstsein gepusht. Das Gesamtpaket ist einfach perfekt und es besteht aus ganz vielen Kleinigkeiten, die diese Zeit eben einzigartig machen. Das Fußballspielen an meiner Schule, die Zeit mit Freunden, das Skifahren. Wir waren von Ende Januar bis Mitte April jedes Wochenende auf der Piste, das war einfach toll. Ich kann Kanada für ein Schuljahr im Ausland nur empfehlen. Die Umgebung, die Menschen – es ist einfach anders da drüben, ein ganz besonderes, relaxtes Feeling. 


„Nach Kanada – da passe ich gut rein!“

Paula blickt dankbar auf ihr Auslandsjahr in Kanada zurück

Während für die neuen Teilnehmer von Breidenbach Education das Abenteuer Kanada soeben beginnt, liegen hinter Paula aus Bad Oldesloe bei Hamburg zehn Monate in dem vielfältigen Land. Vor etwa einem Jahr startete ihr Auslandsjahr in den Canadian Rockies, genauer gesagt in der kanadischen Kleinstadt Canmore. Dort lebte sie mit ihren Gasteltern Brad und Debbie und deren Töchtern Haley und Lindsay. Für den Kanadablog blickt Paula auf die schönsten Stationen ihres High-School-Jahres zurück. 

 

 

 

Liebe Paula, schön, dass du dir Zeit nimmst, uns etwas von deiner Zeit in Kanada zu erzählen. Fangen wir doch gleich mal bei der Schule an – wie war die Zeit dort für dich?

 

Was in Kanada ganz anders ist als in Deutschland, ist der School Spirit. Der Unterricht macht Spaß und die Lehrer sind viel gechillter – meine Klasse war irgendwann sowas wie meine Familie. Jeder ist Teil dieser Schulgemeinschaft, das wird natürlich auch durch die gemeinsamen Sportarten und Rallyes verstärkt, die dort veranstaltet werden. Es ist eigentlich immer was los. Das beginnt schon ganz früh am Morgen: Über Lautsprecher gibt es da in der Schule jeden Morgen einen anderen Song – also der Tag startet immer mit Musik. Außerdem hatten wir montags, mittwochs und freitags ein Schulfrühstück, das war auch immer richtig toll. Das motiviert einen schon ganz anders, hinzugehen. Denn auch wenn die Schule in Kanada sehr viel besser ist als in Deutschland – es ist halt trotzdem noch Schule (lacht).

 


Der zweite wichtige Part während eines Auslandsjahrs ist sicher die Gastfamilie – wie hast du dich da gefühlt?

 

Meine Gastfamilie liebe ich über alles und wollte sie gar nicht verlassen. Das war schon echt traurig. Vor allem, weil ich in Canmore zwei Gastschwestern hatte und in Deutschland zwei Brüder. Klar, das ist auch schön, aber ich wollte immer schon eine Schwester haben. Und in Kanada hat sich das dann erfüllt. Ich hatte zwei Schwestern, die beide älter sind und mit denen ich über alles reden kann. Das war toll. Außerdem hat mein Gastvater eine Band „The Wardens“ . Er macht Musik über seine Arbeit im Banff Nationalpark. Ich liebe diese Musik und es hat mich immer unglaublich glücklich gemacht, ihn und seine Bandkollegen spielen zu hören. Auch meine Gastmutter ist sehr aktiv, sie läuft nach der Schule von Banff nach Canmore und wir sind oft zusammen wandern gegangen. Es war einfach schön, zusammen mit der Gastfamilie Zeit zu verbringen. 

 

Musik in der Schule, Wanderungen... Was hat dich noch an deiner Zeit in Kanada begeistert?

 

Mein prägendstes Ereignis war definitiv das Skifahren in den Rocky Mountains. Das ist ganz anders als in Österreich oder in der Schweiz. Und dann gab es ganz zum Ende meines Aufenthaltes auch noch ein schönes Erlebnis mit meiner Gastschwester. Wir wollten schon immer mal auf den Mount Lady Mac Donald wandern und dann dort oben schlafen. Dort gibt es nämlich ein Podest. Wir haben es aber nie geschafft. Kurz vor meiner Abreise kam sie dann in mein Zimmer und meinte: Du fährst nächste Woche, heute ist die letzte Nacht, in der wir das machen können. Und dann sind wir spontan da hin gefahren. Der Hike startet in Canmore, es war eine zweistündige Wanderung und es war sehr kalt. Wir hatten zum Glück warme Schlafsäcke und haben tatsächlich oben auf dem Podest geschlafen. Es war sehr schön, mal was mit meiner Gastschwester alleine zu machen. 


Das klingt toll. Hast du deinen Abschied von Gastfamilie und Freunden gefeiert? 

 

Ich habe mich noch einmal mit allen getroffen und viele Fotos gemacht – eine richtige Party gab es aber nicht. Ich hatte kurz vor meiner Abreise wirklich Angst, dass ich nicht mehr alle sehen würde. Der Abschied fiel mir wirklich schwer und es gab viele Tränen. Sowohl die anderen Internationals als auch meine kanadischen Freunde fehlen mir ganz schön. 

 

Was nimmst du aus deinem Auslandsjahr mit in die Zukunft?

 

Ich glaube, ich habe mich in den zehn Monaten in Kanada schon sehr verändert. Ich bin erwachsener geworden obwohl ich mich vielleicht nicht immer so benehme. Meine Freunde in Deutschland haben mir das auch gesagt. Ich glaube wir sind alle irgendwie anders als wir hier angekommen sind. Die Leute in Kanada sind viel lockerer und offener. Wenn man dort auf der Straße unterwegs ist, ist es sehr einfach mit anderen ins Gespräch zu kommen. Das will ich auch mit nach Deutschland nehmen: die Leute anzulächeln und freundlich zu sein, auch wenn ich sie wahrscheinlich nie wiedersehen werde. Das mag ich einfach. Außerdem habe ich wirklich gut Englisch gelernt. Es ist toll, das jetzt fließend zu können. 

Was kannst du anderen Teilnehmern von Breidenbach Education für ihr High School Jahr in Kanada raten?

 

Man muss auf jeden Fall keine Angst davor haben, in die fremde Kultur reinzukommen. Das war kein Problem, wenn man einfach offen ist. Wer nicht nur unbedingt das machen will, was er oder sie in Deutschland auch gemacht hat, sondern offen für das kanadische Abenteuer ist, wird schnell Spaß haben. Gerade die Menschen in Canmore waren sehr anders als die Deutschen, ein bisschen crazy – ich finde das toll und würde sagen: Ich passe da gut rein. Ein weiterer Tipp, den ich habe ist: Probiert so viele Sachen wie möglich aus! Man kann nur das bereuen, was man nicht gemacht hat. Natürlich muss man trotzdem auf die Gastfamilie hören, pünktlich heimkommen und keine Dummheiten machen. Für alles andere gilt: Man hat nur 10 Monate, die muss man nutzen. 

 

Und genutzt hast du deine zehn Monate. Möchtest du noch einmal auf die Highlights zurückblicken?

 

Ja, klar! Wie schon gesagt, war die Wanderung mit meiner Gastschwester etwas ganz Besonderes. Außerdem waren wir mit meiner Schule mit der Outdoor Education Class im April auf einem Ausflug. Da ist in Canmore noch tiefster Winter. Wir waren vier Tage in einer Lodge, sind Ski gefahren, haben Langlauf gemacht und Schneeschuhwandern. Außerdem haben wir einen Erste-Hilfe-Kurs mit den Ski-Patrol-Leuten gemacht. Das war toll. Ende Mai sind wir dann noch einmal fünf Tage ins Hinterland gefahren und haben zuerst in einer Lodge übernachtet. Zwei Nächte waren wir dann aber abseits von allem und haben unter freiem Himmel geschlafen, das Essen selbst gekocht. Da hatte ich super viel Spaß und außerdem war auch noch mein Geburtstag. Es war einmalig. Ich kann nur sagen: Ein Auslandsjahr ist absolut empfehlenswert. Wer die Chance hat und das bezahlen kann, sollte das nutzen. Die Erlebnisse und Erinnerungen die ich aus Kanada mitgenommen habe, kann mir keiner mehr nehmen. Das war das beste Jahr, das ich bislang in meinem Leben hatte. Und ist sicher eins der besten, die ich in meinem Leben je haben werde. Ich bin unglaublich dankbar, dass mir meine Eltern das ermöglicht haben.

 

Johanna blickt auf ihr halbes Jahr an einer Privatschule in Halifax zurück

„Eine der besten Entscheidungen, die ich je getroffen habe.“

Erst seit kurzem ist Breidenbach-Education-Teilnehmerin Johanna wieder zuhause in Passau. Sie hat ein halbes Jahr in Halifax (Nov Scotia) verbracht. Im Interview mit Kanadablog.de spricht sie über die sechs Monate an einer kanadischen Schule und darüber, wie sie die Zeit in Kanada verändert hat. 

 

Hallo Johanna, schön, dass du Zeit für ein Interview hast. Du bist erst kurz wieder in Deutschland. Kannst du noch einmal Revue passieren lassen, was du in den letzten Wochen in Kanada erlebt hast? 

 

Da weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll. Die letzten Monate sind wie im Flug vergangen. Ich erinnere mich noch gut an März, da war Halbzeit und ab da ging es rasend schnell. Die letzten Monate waren sehr schön, ich bin richtig zusammengewachsen mit den Leuten vor Ort. Alles war vertraut, sowohl mit der Gastfamilie als auch mit meinen Schulfreunden. In der Schule war ohnehin immer was los. An der Sacred Heart School of Halifax haben die Schüler selbst viel für die Schule getan. Es gab Überraschungsfrühstücke, Schul-Tänze, Grillfeste, den Großelterntag, House-Games zwischen den verschiedenen Häusern und viele andere Events. 

 

Das hört sich nach einer ereignisreichen Zeit. Du hast ja bei einer Gastfamilie gewohnt. War das für dich eine gute Entscheidung?

 

Meine Gastfamilie war einfach super – unglaublich toll. Ich glaube, ich hätte keine bessere haben können. Ich war Teil aller Familienfeste und habe mich gleich zu Anfang willkommen gefühlt. Da wir sehr zentral gewohnt haben, war es immer möglich, sich spontan mit Freunden zu verabreden – es war immer was geboten.  Höchstwahrscheinlich werden mich meine Gastschwester Maya und mein Gastbruder Theo in den nächsten Sommerferien sogar in Deutschland besuchen kommen. Eine andere Freundin aus Kanada besucht mich schon jetzt in diesem Monat für ein paar Tage und im März wollen die nächsten Freundinnen kommen. Mal sehen, ob das klappt. Spätestens nach dem Abi fliege ich wieder nach Kanada. 

 


Hast du das Gefühl, dass du dich durch deine Zeit in Kanada verändert hast? 

 

Ich glaube, man merkt das selbst nicht so sehr. Aber die Leute zuhause natürlich schon. Meine Mama meint, dass ich viel selbstsicherer und gefestigter geworden bin. Und ich bin gewachsen, bei 1,60 Metern ist das wichtig (lacht). Mein ganzes Auftreten hat sich verändert, da merke ich schon, dass ich selbstbewusster geworden bin. Dadurch, dass man alleine von zuhause weg ist, hat man keine andere Wahl als sich auf die Hinterfüße zu stellen und loszulegen. Ich habe mich auch selbst um viel mehr gekümmert: Wie komme ich zur Schule, wenn es morgens schneit? Wo ist der Frisör? Wann kann ich etwas mit den Lehrern besprechen und, und, und. Das sind vielleicht alles Kleinigkeiten, aber jedes bisschen Eigenverantwortung macht einen Tag für Tag selbstbewusster. 

 

Hast du Tipps für andere Schüler, die ein Auslandsjahr machen wollen?

 

Ich habe schon zuhause begonnen, mich mit den Materialien für das Auslandsjahr auseinanderzusetzen. Ich bin eine sehr organisierte Person und habe sehr gern alles geregelt. Also habe ich schon vorher alles gelesen, damit die Anreise reibungslos verläuft. Für mich war auch wichtig, mir klarzumachen, dass ich offen und vorbehaltlos an die Sache rangehen muss. Ich wollte mir alle erstmal anschauen, bevor ich voreilige Schlüsse ziehe. Und auch jetzt bin ich mir sicher: Auch wenn vielleicht anfangs alles neu und anders ist als zuhause, hat man sich nach einer Woche schon gut an die Situation gewöhnt. Außerdem hilft es, Hobbies von zuhause nach Kanada mitzunehmen. Mir hat mein Reiten sehr geholfen. Erstens hat man ein Stück Gewohnheit dabei und zweitens lernt man auch Leute außerhalb der Schule kennen. Und schon fängt man es in Kanada an zu lieben, so anders es vielleicht zu Beginn auch sein mag. 

 

Kannst du dich an eine Sache erinnern, die dich zu Beginn des Auslandsjahres gestört und die sich dann verändert hat?

 

Zu Beginn wusste ich über die Schule nur, dass sie immer bis halb vier geht. Das klang irgendwie sehr viel und ich war nicht so begeistert. Ich dachte: Da habe ich ja nichts mehr vom Tag. Es stellte sich aber schon in der ersten Woche heraus, dass alles ganz locker war. Ich hatte immer mal wieder eine Freistunde, täglich eine Stunde Mittagspause und die Schule fängt erst um neun Uhr an. Also – alles ganz anders als gedacht. Einmal war ich noch ziemlich fertig, das war zu meinem 16. Geburtstag und ich war echt krank. Da habe ich mir schon meine Mutter her gewünscht. Das vergesse ich nicht – aber alles ist gut ausgegangen.  

 

Was sind rückblickend die größten Unterschiede zu Deutschland?

 

Was mir da zuerst einfällt, sind die Menschen – sie sind definitiv viel freundlicher als in Deutschland. Alle lieben ihr Land, das ist mitreißend. Außerdem ist die Landschaft so anders, ganz einzigartig. Egal wo man hinkommt, überall ist Wald. Meine Mutter hat mich ja abgeholt und sie meinte, dass es schon beim Anflug schien, als würde gleich ein Bär über die Landebahn laufen. 

 

Deine Mutter und dein Bruder haben dich abgeholt. Wie sah dein Abschied aus?

Es war schön, dass meine Gastfamilie und meine Familie sich getroffen haben. Wir sind in mein Haus gefahren und haben alle zusammen gegessen und lustig zusammengesessen. Alle haben sich auf Anhieb verstanden, es hat sich gar nicht angefühlt wie ein Abschied. Ich will mit allen über soziale Netzwerke in Verbindung bleiben und es ist geplant, dass wir uns wiedersehen. Ich war nicht wirklich traurig. Es war eben vorbei und ich war darauf eingestellt, aber klar vermisse ich die Leute auch.

 

Welche Ereignisse in deinem Auslandsjahr in Kanada waren am schönsten? 

 

Total schön war mein Prom – also mein Abschlussball an der Schule. Da war wirklich die ganze Familie beteiligt. Ich habe ein Kleid von meiner Gastschwester ausgeliehen und sie hat mich geschminkt. Ich war noch beim Frisör und dann wurden schöne Fotos mit meinen Freundinnen gemacht. Es war schön, wie alle mitgefiebert haben. Daneben haben vor allem die kleinen alltäglichen Dinge Spaß gemacht: Mit Freunden Zeit zu verbringen oder mit der Gastfamilie am Abend stundenlang über Gott und die Welt zu sprechen. Ich habe wirklich Freunde fürs Leben gefunden und es fühlt sich nicht so an, als würden wir uns erst ein halbes Jahr kennen. Es scheint eher so, als seien wir zusammen aufgewachsen. 

 

Kannst du ein Auslandsjahr mit Breidenbach Education in Kanada weiterempfehlen? 

 

Das kann ich hundertprozentig bejahen. So ein Auslandsaufenthalt lohnt sich mega und ist eine der besten Entscheidungen, die wir je getroffen haben. Nirgendwo sonst und auf keine andere Weise kann man solche Erfahrungen machen – man übernimmt viel eigene Verantwortung und lernt unabhängig zu sein. Es bringt viel fürs Englisch und war für meine Persönlichkeitsentwicklung sehr wichtig. Man muss es selbst erlebt haben, um zu verstehen, wie diese Erfahrungen einen prägen. Breidenbach Education war bei diesem Weg eine großartige Hilfe. Eine tolle Organisation macht viel aus und die Planung des Teams war super. Wir haben in jeder Situation viel Unterstützung erhalten. In Kanada selbst habe ich nur einmal Hilfe von Breidenbach Education benötigt, denn es gab einen Schneesturm bei meiner Anreise und mein Flug wurde gestrichen. Aber da wusste das Team von Breidenbach sogar schon vor mir Bescheid und hat sich um alles gekümmert. Absolut empfehlenswert. 

 


In Jasper kann jeder Tag zum Abenteuer werden

Arman genießt seine letzten Wochen in Kanada

Seit 10 Monaten lebt Arman im idyllischen Jasper, Alberta. Die kleine Siedlung mitten in einem Nationalpark hat nur rund 3.500 Einwohner, bietet aber die volle Schönheit an kanadischer Natur. Berge, Wälder, Seen... Arman besuchte die Jasper Junior Senior High School – eine relativ kleine Schule mit etwa 225 Schülern der Klassen 7 bis 12. Nun ist das Schuljahr seit Ende Juni beendet – und es ist Zeit für einen Rückblick auf die vergangenen Monate. 

 

Hallo Arman, schön, dass du Zeit für ein Interview hast. Dein Schuljahr in Kanada ist ja vorbei. Aber du bist noch nicht wieder in Deutschland, oder?

 

Ja, das ist richtig. Ich bleibe noch bis Ende Juli in Kanada. Obwohl es noch einen Monat hin ist, bin ich sehr schade, dass ich Jasper verlassen muss. Ich liebe diese Stadt so sehr und ich habe eine so gute Zeit hier – ich würde am liebsten noch länger bleiben, denn hier ist es einfach unglaublich schön – mehr als nur großartig.

 

Das klingt wirklich toll. Kannst du nochmal ein bisschen erzählen, wie die Schule und die Zeit in der Gastfamilie für dich waren?

 

Ich mochte meine Zeit an der Jasper Junior Senior High, der Schulalltag hat sich ziemlich von dem in Deutschland unterschieden. Es ist einfach ein komplett anderes System und viel relaxter als zuhause. Ich mochte vor allem die Lehrer sehr gerne – ich finde es schade, dass meine Schulzeit hier vorbei ist. Auch mit meiner Gastfamilie hatte ich eine wirklich gute Zeit. Ich bin sehr froh, bei ihnen gewohnt zu haben. Genau wie meine Freunde in Jasper waren sie sehr nett zu mir. Ich hoffe sehr, dass ich alle irgendwann mal wiedersehen werde – auch wenn das wahrscheinlich nicht so einfach wird. 

 

Viele Austauschschüler berichten, dass sie sich während ihres Auslandsjahres verändert haben. Trifft das auf dich auch zu?

 

Ich glaube schon, dass ich mich ziemlich verändert habe. Natürlich bin ich auch in einem Alter, in dem man sich ohnehin pausenlos verändert, aber das Auslandsjahr hat schon sehr dazu beigetragen. Wenn man in ein anderes Land kommt und ziemlich auf sich gestellt ist, wird man automatisch selbstständiger und selbstbewusster. Denn auch wenn man bei einer Gastfamilie wohnt und neue Freunde hat, steht man oft alleine vor Herausforderungen. Ich bin der Meinung, dass ich mich zum Besseren geändert habe.

 

 


Ist das alles so einfach und locker, wie es bei dir klingt oder gibt es ein paar Tipps, die du kommenden Austauschschülern mit auf den Weg geben kannst?

 

Man sollte natürlich offen sein. Zur Gastfamilie, zu den Mitschülern und allen anderen. Nur weil etwas anders abläuft, sollte man sich nicht abschrecken lassen. Einfach mitmachen! Mein Haupt-Tipp ist: Wartet nicht, bis etwas passiert, agiert einfach. Wartet nicht auf den Sommer oder auf die Winterzeit, genießt einfach jeden Tag wie er kommt. Das Auslandsjahr verfliegt so schnell – vergeudet keine Zeit damit traurig oder ängstlich zu sein. Habt Spaß! 

 

Den Spaß hattest du, oder? Kannst du dich an deine schönsten Momente erinnern? 

 

Das ist eine schwierige Frage. Die Natur hier ist einfach etwas ganz Besonderes. Der Maligne Lake hat mich sehr fasziniert, ich habe dort tolle Wanderungen unternommen. Im Winter habe ich den Maligne Canyon besucht, den tiefsten Canyon der Rockies,  und dort 20 – 30 Fuß hohe natürliche Eisskulpturen – gefrorene Wasserfälle – gesehen, es ist einfach wunderschön. Überhaupt waren meine Wanderausflüge immer spektakulär... Oder das Skifahren in den Rocky Mountains unter blauem Himmel – einfach großartig. Ich glaube der beste Moment war, als ich mitten im Winter in den Patricia Lake gesprungen bin. Das ist der kälteste See der Umgebung. Ich bin reingesprungen und darin geschwommen, das war cool. 

 

Wie fandest du es in einer kleinen Stadt zu leben und nicht in einer Großstadt wie Toronto oder Vancouver?

 

Ich fand es klasse. Jasper ist so klein, aber hier passieren die Dinge einfach so. Immer ist was los – man steht auf, man geht raus und los geht’s. Angeln, Camping, Parties, Wanderungen... Es ist unglaublich, was man hier alles erleben kann – jeder Tag kann hier zum Abenteuer werden. Zum Glück habe ich noch einen Monat hier, bis ich mich mit einer großen Abschiedsparty verabschiede. 

 


Kanada ist ein riesiges Land mit verhältnismäßig wenigen Einwohnern – Deutschland ist mit seinen 80 Millionen dicht besiedelt. Hast du während deiner Zeit dort viele deutsch-kanadische Unterschiede erlebt?

 

Eigentlich glaube ich, dass alle Menschen gleich sind. Aber natürlich können Orte Menschen verändern. Die Menschen in Kanada sind meiner Meinung nach einfach lockerer als in Deutschland. Sie leben ihre Leben irgendwie anders, sie haben mehr Spaß und genießen ihre Zeit. Klar, ich kann nicht für das ganze Land sprechen aber in Jasper hatte ich auf jeden Fall diesen Eindruck. 

 

Vielen Dank für das Interview und diesen Rückblick auf deine Zeit in Kanada. Hast du noch eine Abschlussbemerkung?

 

Leute, so ein Auslandsjahr in Kanada ist großartig. Diese Erfahrung ist einfach toll – kommt nach Kanada und macht das. Ihr werdet ein fantastisches Jahr haben. Klar wäre es daheim auch schön, aber so eine einmalige Chance und solch ein Erlebnis sollte man sich nicht entgehen lassen. Das ist jeden Cent wert.

 


Atemberaubende Ausflüge und tiefgründige Gespräche

Amelie hat eine emotionale Zeit in British Columbia

Austauschschülerin Amelie ist für fünf Monate im schönen British Columbia. Seit Januar lebt sie bei einer Gastfamilie in Victoria und hat sich in den vergangenen Wochen mehr als nur eingelebt. In einem ersten Interview  haben wir sie schon zu ihrer Anfangszeit befragt. Nun folgt die Fortsetzung: 

 

 

 

Liebe Amelie, schön, dass du wieder Zeit für ein Interview hattest. Wir sind schon ganz gespannt, zu hören, wie es dir seit dem vergangenen Gespräch ergangen ist. Du hast ja den Spring Break hinter dir – kannst du ein bisschen was dazu erzählen? 

Ja, gerne. Spring Break hat donnerstags angefangen, also der Freitag war schon frei. Und wir haben es auch alle gebraucht – davor gab es viele Klausuren. Wir haben alle einen neuen Motivationsschub gebraucht. Gleich am Freitag habe ich mich dann mit Freunden zum Schlittschuhfahren getroffen. Das war ziemlich lustig, ich habe mich noch am Mittag mit meiner Freundin Laeticia zum Sonnenbaden in ihrem Garten getroffen. So lagen wir also mittags im Bikini in der Sonne und waren abends Schlittschuhlaufen – einfach unglaublich. Man konnte den Frühling schon richtig spüren. 

 

Das hört sich toll an. Bist du mit deiner Gastfamilie weggefahren oder seid ihr in den Ferien zuhause geblieben?

 

Zuerst habe ich noch einige Freunde getroffen, aber dann sind meine Gasteltern, meine Gastschwester Kiki, Hund Lissy aufgebrochen, um einen Ausflug zu machen. Wir sind mit dem Auto an einen kleinen Ort am Meer gefahren, Port Renfrew, das ist nicht weit weg von hier. Dort hatten wir hatten eine wunderschöne kleine Cabin mit Feuerplatz und allem drum und dran. Am ersten Abend haben wir einen Spaziergang gemacht und alles erkundet und abends am Lagerfeuer gesessen, einen Film geschaut und S’mores gegessen – das sind Kekse mit Schokolade und Marshmallows. Es war sehr gesellig und ich war die ganze Zeit den Tränen nahe, weil die Stimmung so toll war.

 

Wie war denn die Umgebung dort auf Vancouver Island? 

Einfach unglaublich. Vor allem während unserer Wanderung am Botanical Beach an der Pazifikküste. Wir waren sechs Stunden unterwegs und ich glaube solch eine tolle Natur habe ich noch nie gesehen. Dabei hatten wir auch das Glück, dass unser Gastvater viel über Meeresbiologie weiß und wir sind alle zwei Sekunden stehengeblieben, weil es so viel zu sehen gab. Unglaubliche Sachen, die ich noch nie gesehen habe. Dieses Schauen auf kleine Dinge – das hat mich echt beeindruckt und auch nachdenklich gemacht. Wir sind den ganzen Tag am türkisblauen Meer gewandert und auf unserem Rückweg am Nachmittag sind wir an einer Stelle vorbeigekommen, an der First Nations leben. Dort haben wir gestoppt und ich konnte auch zu diesem Teil der Geschichte Kanadas noch viel lernen. Am Abend gab es wieder ein Lagerfeuer und wir haben Karten gespielt. Am nächsten Tag haben wir noch einen anderen Strand besucht, der war wieder sehr malerisch. Das Meer, die Berge... einfach toll. Meine Gastschwester und mein Gastvater haben sich dann ein wenig umgeschaut und einen Wasserfall gefunden. Wir sind dorthin geklettert – das war sehr beeindruckend, fast wie im Bilderbuch. Danach ging es zurück für uns nach Victoria, aber ich habe eigentlich gleich wieder die Koffer gepackt. (Lacht.)

 


Wohin ging es dann für dich? In British Columbia kann man ja sehr viel erleben.

 

Ja, genau. Gleich am nächsten Tag bin ich alleine mit der Fähre nach Vancouver gefahren. Dort hat mich ein Kollege meines Vaters mit seiner Familie erwartet. Bei ihnen durfte ich eine Woche wohnen. Nachdem wir erst einmal shoppen waren, sind wir dann nach Langley gefahren, wo die Familie lebt. Was ich vorher nicht wusste, ist, dass dort eine meiner Lieblingsserien – Riverdale – spielt. Das war für mich natürlich mega toll und ich habe mir viele Schauplätze der Serie angeschaut. Am nächsten Tag haben wir Vancouver entdeckt: wir waren im künstlerischen Teil der Stadt mit vielen Markthallen, dann sind wir mit dem Wassertaxi in die Stadt gefahren und haben dort gegessen und auch am Tag darauf waren wir noch einmal Downtown, das Wetter war perfekt und die Stadt unglaublich schön. Wir haben den Gastown-District besucht – das historische Zentrum Vancouvers. Ein Ausflug dorthin ist mehr als empfehlenswert. Ich würde sagen, Vancouver ist bislang eine meiner Lieblingsstädte mit einem ganz besonderen Spirit.  

 

Vancouver liegt ja auch in einer ganz bezaubernden Natur – habt ihr auch einen Ausflug raus aus der Stadt gemacht? 

 

Ja, Vancouver liegt ganz toll und nicht weit entfernt liegt der Ort Whistler, eines der größten Skigebiete Nordamerikas. Das ist etwa eineinhalb Stunden entfernt. Ich träume heute noch von den schneebedeckten Bergen. Schon der Weg dorthin war ein Traum. Wasserfälle, Berge... Kanada wie im Bilderbuch. Ich hätte am liebsten den ganzen Tag gefilmt und war echt sprachlos. In Whistler sind wir dann mit der Gondel hochgefahren. Das war ein unglaublicher Ausblick. Dann konnte man mit der Peak-to-peak-Gondel über das Tal fahren. Die Gondel hatte einen Glasboden – das war so toll, ich habe sowas noch nie gesehen. Auch am Rückweg haben wir andauernd an Aussichtspunkten angehalten und hatten beim Sonnenuntergang einen traumhaften Blick auf Vancouver Downtown. Tags darauf waren wir in Fort Langley, dort habe ich viel über die Geschichte British Columbias gelernt. Das war sehr interessant. 

 

Dann ging es zurück zu deiner Gastfamilie in Victoria. Wie habt ihr Ostern erlebt?

 

Ich habe eine Schwarzwälder-Kirschtorte für gebacken und abends sind wir dann in die Kirche gegangen. Das war sehr schön. Noch nachts habe ich gleich das riesige Paket aufgemacht, das mir meine deutsche Familie geschickt hat. Morgens gab es dann einen kanadischen Easter-Egg-Hunt im Garten. Nachdem wir spazieren waren, habe ich für alle Knödel gemacht. Außerdem gab es auch rumänisches Essen, so waren viele unterschiedliche Traditionen vereint. Mit meiner Familie zuhause habe ich geskyped. 

 

Nach Ostern begann dann für dich wieder der Schulalltag als Austauschschülerin in Victoria oder? 

 

Das kann man nicht ganz so sagen. Ja, die Schule hat wieder begonnen aber schon kurz danach ging es für unsere Stufe in ein Retreat Camp. Das ist für die Schüler in meiner Schule, St. Andrew‘s Regional High, eine große Sache. Und auch für mich waren das zwei der besten Tage meines Lebens. Ich habe selten so viel nachgedacht, geweint und geliebt. Die Menschen in meiner Stufe sind etwas ganz Besonderes. Schon als wir dort angekommen sind, war alles echt schön: ganz liebevoll gestaltet und durchdacht. Los ging es mit Eisbrecher-Spielen wie Bingo und einer Tanzparty - es war einfach cool. Das Camp lag an einem See umgeben von Wasser. Es war die schönste Location – die man sich hätte wünschen können. Nach dem Abendessen gab es inspirierende Talks von mitgereisten Zwölftklässlern, die uns ihre Lebensgeschichte erzählt haben. Eine Kerze wurde herumgereicht, es war sehr bewegend und ich konnte meine Mitschüler noch einmal auf einer ganz anderen Ebene kennenlernen.  

 

Das hört sich nach einer sehr besonderen Erfahrung an...

 

Ja, das war es auch. Ich bin echt froh, dass ich während meines High-School-Jahres hier in Kanada solche Erfahrungen machen darf. Schon am nächsten Tag ging es total emotional weiter. Ich bin mit meiner besten Freundin ein bisschen früher aufgestanden und wir haben uns mit der Ukulele ans Wasser gesetzt und gesungen. Ich bin echt glücklich hier und dankbar für jeden einzelnen Menschen, den ich hier kennengelernt habe. Nach dem Frühstück gab es dann weitere Talks genau zu den Themen, die uns eben zurzeit beschäftigen. Zum Beispiel das erste Date oder so. Am Nachmittag ging es mir nicht so gut, und ich war sehr nachdenklich und habe mich zurückgezogen. Aber die anderen haben mich vermisst und haben mir das gesagt und da wusste ich, ich bin wirklich ein Teil dieser Stufe, die ich bislang mehr von außen bewundert hatte – ich bin keine Außenstehende. 

 

Das ist natürlich eine tolle Erfahrung, wenn man eigentlich nur für eine Zeit als Gastschülerin nach Kanada kommt. 

 

Ja, total. Zwei Schüler haben mir auch noch einmal gesagt, wie nett und offen ich bin und das war dann echt total emotional. Ich dachte, ich will nie wieder hier weg. Ich werde die Stufe hier immer in Ehren halten, denn sowas habe ich noch nie gesehen – in keinem Film, in keinem Buch – und erlebt erst recht nicht. Schon am ersten Tag wurden wir in Zweiergruppen eingeteilt und haben uns gegenseitig gemalt und die Zeichnungen hingen dann im Gruppenraum. Jeder konnte hingehen und kleine Nachrichten auf das Plakat von den anderen schreiben. Als ich dann nach einiger Zeit wieder auf mein Plakat geschaut habe, fehlten mir die Worte. So viele Menschen haben ganz liebe Dinge darauf geschrieben - sogar mein Mathelehrer und viele andere, von denen ich das nie erwartet hätte. Das Plakat hängt auch jetzt hier in meinem Zimmer. 

 

Wow. Das ist schon jetzt eine schöne Erinnerung an dein High-School-Jahr in Kanada und du bist ja noch eine Weile da. 

 

Ja, zum Glück. Zum Abschied des Retreat gab es abends ein Bankett. Wir Mädels haben uns alle fein gemacht und es war unglaublich aufregend und spaßig. Als wir rauskamen standen die Jungs schon auf der Wiese am See und wir haben Tonnen von Bildern gemacht. Es war toll und wie im Film. Das Abendessen war an gedeckten Tischen mit Tischdecken und jedes Mädchen bekam eine Rose. Beim anschließenden Gottesdienst wurde es nochmal richtig emotional – ich habe echt noch nie so viel Zusammenhalt und Unterstützung erlebt wie in dieser Stufe. Ich kann einfach nicht glauben, dass die Hälfte meiner Zeit hier schon um ist. Aber irgendwie hat mir dieses Retreat immerhin ein bisschen die Chance gegeben, zu realisieren, dass ich nicht ganz vergessen werde, auch wenn ich hier weggehe. Weil ich hoffe, dass ich das Gefühl, dass ich durch die Leute hier bekomme auch an sie zurückgeben kann. Das Retreat hat dann mit einer Party geendet. Es war einfach die perfekte Mischung. Am nächsten Tag ging es wieder mit dem Bus nach Hause und Busfahrten mit Freunden sind immer schön, stimmt’s?

 

Das stimmt. Amelie, ich habe mich sehr gefreut, an deinen tollen Erfahrungen Teil zu haben. Vielen Dank! Ich freue mich schon auf das nächste Mal, wenn wir hier im Kanadablog von deiner Zeit als Austauschschülerin hören dürfen. 

Interview: Erfahrungsbericht aus Victoria (BC)

Amelie ist seit Januar an der St. Andrew’s Regional High

Fünf Monate verbringt die 15-jährige Amelie in Victoria British Columbia, wo sie die St. Andrew’s Regional High besucht. Für kanadablog.de hat Amelie im Interview unter anderem erzählt, weshalb ihr die Schule so gefällt und warum sie bislang noch gar kein Heimweh hatte.
In Deutschland lebt Amelie mit ihren Eltern und ihrer Schwester zwischen Heidelberg und Mannheim. 

 


Hallo Amelie, vielen Dank, dass du dir trotz der bevorstehenden Klausuren so kurz vor Spring Break Zeit für ein Interview nimmst. Du bist nun seit Januar für ein Auslandssemester in British Columbia – wieso hat es dich nach Kanada gezogen?

Ich habe mich immer sehr fürs Reisen interessiert. Vergangenes Jahr war ich für drei Wochen in China, davor auch schon 10 Tage beim Frankreich-Austausch. Und auch wenn ich es früher nie in Betracht gezogen habe, mal länger von zuhause weg zu sein, hat sich jetzt der Plan sehr richtig angefühlt. Auch meine Cousine war mit 15 Jahren mal zwei, drei Monate in den USA bei Freunden unserer Familie. Und auch ich war schon öfter dort. Generell mag ich es, neue Menschen kennenzulernen und dadurch eine andere Sichtweise auf alles zu bekommen. Neue Kulturen begeistern mich. Das vergangene Jahr war recht stressig für mich und so war dieses Auslandssemester in Kanada etwas für mich, worauf ich mich gefreut habe und worauf ich hinarbeiten konnte. Meine Eltern waren nicht dagegen, wollten aber, dass ich mich selbst darum kümmere, damit ich verstehe, dass ein Auslandsjahr eine große Sache ist. Auf einer Messe habe ich verschiedene Austauschorganisationen kennengelernt und Breidenbach Education ist mir gleich ins Auge gestochen. Das Team war von Anfang an sehr sympathisch und dann gingen die Planungen auch schon los. 

 

 

Für welche Schule und welche Provinz in Kanada hast du dich für dein High-School-Jahr entschieden? 

 

Ich lebe seit dem 24. Januar nun in Victoria auf Vancouver Island, das liegt in der Provinz British Columbia. Bis zum 22. Juni gehe ich hier auf die St. Andrews Regional High School. Ich habe mir die Schule ganz bewusst ausgesucht, weil es eine katholische schule ist. Ich besuche in Deutschland zwar keine katholische Schule, aber St. Andrews ist eben sehr klein und das war ein wichtiger Punkt für mich. Hier gibt es nicht so viele internationale Schüler. Ich will einfach nicht so viel mit Deutschen zusammen sein, wenn ich schon mal ein halbes Jahr in Kanada bin. Ich will so viel wie möglich Englisch sprechen, das fanden auch meine Eltern wichtig. Außerdem hängen Schüler einer Nationalität oft so stark zusammen und ich wollte lieber offener sein. 

 

 

Was hat dich noch an der Schule überzeugt?

 

Nach meinem ersten Gespräch bei Breidenbach Education war St. Andrews unter meinen drei Favoriten, die ich mir als Schulen ausgesucht hatte. Schon von Beginn an habe ich mir erträumt, nach Vancouver Island zu gehen. Hier hat man alles: Natur, Stadt und die Nähe zu Vancouver. Ich war relativ spät mit der Anmeldung dran und dachte, es wäre unrealistisch nach Vancouver Island zu kommen. Als sich dann die Gelegenheit geboten hat – und dann auch noch mit so einer tollen Schule – war ich sofort Feuer und Flamme. Was mich an St. Andrews begeistert hat, war, dass ich von Anfang an – auch schon über die Homepage – die Schulgemeinschaft gespürt habe.  Das Leitbild, die Charity-Projekte... Damit kann ich mich einfach total identifizieren. Anderen Menschen zu helfen und offen zu sein für Neues, das ist es, was mich ausmacht und was mir wichtig ist. Außerdem gibt es hier tolle Kurse und sogar die Schuluniform war ein kleines bisschen ausschlaggebend. 

 

Jetzt, nach zwei Monaten an der St. Andrews Regional High in Kanada – wie fühlst du dich dort?

 

Es ist natürlich nicht eins zu eins wie meine Vorstellungen im vorhinein waren, aber die Schule erfüllt die wichtigsten Punkte. Wenn ich mir eine Schule aufmalen würde, wäre sie ungefähr so wie St. Andrews. Vor allem für die fünf Monate, die ich hier verbringe, fühle ich mich hier unglaublich wohl. Manchmal sage ich zu meinen Freunden: Ich möchte gar nicht mehr zurück an meine deutsche Schule. Es ist unglaublich wie man hier die Schulgemeinschaft erlebt. Die Schuluniform hat mir gerade in der ersten Zeit unglaublich geholfen. Man fühlt sich gleich zugehörig. Zudem ist die Schulgemeinsacht relativ klein. 

Für meine Art Lerntyp ist das kanadische Schulsystem viel besser. Hier haben wir in diesem Semester nur fünf Fächer – und drei davon jeden Tag. Da kann ich mich viel besser auf die einzelnen Fächer konzentrieren. 

 

 

Welche Fächer besuchst du?

 

Ich besuche wie gesagt fünf Kurse. Mathe, Englisch, Französisch, Psychologie und Religion. Ich habe Religion gewählt, weil ich es ein gutes Fach finde, um auf einer anderen Ebene Kontakte zu knüpfen – zum Beispiel durch tiefgründige Gespräche. Mathe macht mir hier total, ich komme gut mit und erkläre sogar anderen Schülern einzelne Thematiken.  Das ist anders als in Deutschland. Mein Lehrer hat sogar gefragt, warum ich denn keine Lehrerin werden möchte und gesagt, dass ich das toll mache. Manchmal ist die Schule hier natürlich auch stressig, z.B. wenn wir viele Arbeiten haben – gerade jetzt vor Springbreak. 

Englisch gefällt mir auch gut, man kann es mit unserem Deutschunterricht vergleichen. Es geht z.B. viel um Literatur. Und auch Psychologie ist toll, das hat total mein Interesse geweckt und ich kann mir das auch als Beruf vorstellen. Wir hatten zum Beispiel die Themen Forensik und Kriminalpsychologie und nun kommen wir zum Schlaf und zu den Träumen. Französisch lernen wir hier viel spielerischer: mit Zeichensprache, singen und rappen. 

 

 

Neben einer tollen Schule, sind natürlich auch die Menschen ausschlaggebend für ein gelungenes Auslandsjahr. Hast du schnell Freunde gefunden?

 

Ich hatte unglaublich viel Glück. Ich bin mit einem anderen deutschen Mädchen nach Kanada geflogen und sie hat eine Gastschwester aus Spanien, Leticia, die ich jetzt auch zu meinen besten Freundinnen zählen kann. Sie geht auf unsere Schule, in meine Stufe und hat uns schon gleich am ersten Tag ihren Freunden vorgestellt. Das hat mir die Ankunft natürlich sehr erleichtert. Außerdem hatte ich das große Glück, dass ich gleich zwei Wochen nach der Ankunft mit Freunden in ein Camp gefahren bin. Mehrere Schulen haben das gemeinsam auf der Insel Quadra Island veranstaltet. Das ist rund fünf Stunden von uns entfernt. Wir waren ca. 150 Schüler. Das war unglaublich toll mit Segeln, Kanufahrten und vor allem habe ich nochmal viele Leute kennengelernt. 

 

Das hört sich ja toll an. Haben die vielen neuen Freunde dann auch dafür gesorgt, dass sich das Heimweh in Grenzen hält?

 

Ich habe komischerweise kein Heimweh – mir geht es richtig gut. Als ich zehn, elf Jahre alt war, war ich eine Woche von zuhause weg und habe nur geweint. Deshalb hätte mir glaube ich niemand zugetraut, dass ich mal längere Zeit von zuhause weg gehen würde. Jetzt habe ich allerdings auch schon mehr Erfahrung. Ich war drei Wochen in China, das hat sehr gut geklappt. Darum bin ich jetzt schon lockerer in dieses Auslandsjahr gegangen und die Heimweh-Gedanken waren gar nicht so da, auch weil meine Freude so unglaublich groß war. Im Moment ist es eher so, dass ich Angst habe wieder zurück zu gehen, Angst, dass die Zeit hier zu schnell verfliegt und dass ich das hier zu sehr vermissen werde. 

 

 

Kannst du deine Heimat auf Zeit beschreiben? Wie sieht es dort aus, wo du gerade wohnst?

 

Ich wohne in Victoria, das ist die Hauptstadt von Britsh Columbia. Dort wohne ich im Capital Regional District, genauer in der Stadt Saanich. Das ist also nicht Downtown Victoria, ich benötige aber nur 20 Minuten in die Innenstadt und in zehn Minuten bin ich am Meer. Auf meinem Schulweg sehe ich wunderschöne schneebedeckte Berge. Außerdem gilt Victoria als  die Stadt der Gärten und dadurch ist alles sehr grün. Ich wohne gegenüber von einem Park – Victoria ist für mich die perfekte Mischung, weil es keine riesige Skyscraper-Stadt ist, sondern sehr multikulturell und wunderschön. Wir haben hier alles, wir können die USA sehen, haben türkisblaues Meer, Gärten und eben trotzdem das Stadtgefühl. Ich wohne in einem Haus mit meinen Gasteltern Piroska und Mark und meiner Gastschwester Kiki aus China und einem Hund. Außerdem hat mein Gastvater eine Tochter, Shae-Lynn, die alle zwei Wochen bei uns wohnt. Beide Mädchen sind wie echte Schwestern für mich. Ich habe hier mein eigenes Zimmer, teile aber das Bad mit meinen Gastschwestern. Meine Gasteltern sind seit 2014 verheiratet und haben beide schon Kinder aus vorigen Ehen, die aber alle schon erwachsen sind außer Shae. Sie ist 16 und Kiki 17. Wir haben unglaublich viel Spaß und ich kann vor allem auch über alles mit ihnen reden – mit meinen Gasteltern, aber auch mit Kiki. Wir verstehen uns alle so gut und haben dieselbe Wellenlänge und den gleichen Humor. Manchmal muss ich beim Essen so lachen, dass ich mich fast verschlucke. Meine Gastmutter kommt aus Rumänien und spricht viele Sprachen, dafür bewundere ich sie sehr. 

 

 

Wie sieht dein Alltag in Kanada aus?

 

Die Schule beginnt hier um 8:30 Uhr, also eine halbe Stunde später als in Deutschland. Ich kann mit dem Bus fahren oder die ganze Strecke laufen, das entscheide ich meist spontan - je nach Wetter und Laune und ob ich verschlafen habe. Um kurz nach drei Uhr ist die Schule aus, dann mache ich mich auf den Heimweg und erledige meine Hausaufgaben. Oft essen wir recht früh zu Abend und spielen danach noch Karten – meine Gastfamilie ist sehr gesellig. Ab 16 Uhr sind alle zuhause, dann gehen wir mit dem Hund raus oder unternehmen tolle Wandertrips. 

Da ich viel für die Schule mache, ist meine Freizeit sehr gering und habe gerade sehr wenig Zeit. So viel ich kann, erkundige ich aber die Natur, die Stadt, treffe Freunde, tanze, singe und habe Spaß. 


Liebe Amelie, danke für das tolle Interview. Das macht richtig Lust auf ein Auslandsjahr in Kanada. Wenn es euch auch so geht, schaut euch doch einfach mal auf der Seite von Breidenbach Education um: www.breidenbach-education.com.

Kanada ist perfekt: Es ist weltoffen, vielfältig und sicher – und wir haben ein großartiges Schulsystem

Dr. Phil Jarvis im Interview über Privatschulen in Kanada

Miriam Schreier von Breidenbach mit Gespräch mit Dr. Phil Jarvis
Miriam Schreier von Breidenbach mit Gespräch mit Dr. Phil Jarvis

Dr. Phil Jarvis war viele Jahre Director of Admission der Shawnigan Lake School (Vancouver Island, BC) und später auch Direktor einer führenden Privatschule in Massachusetts (USA) und kennt sich mit dem kanadischen Schulsystem bestens aus.

Im Interview mit Miriam Schreier von Breidenbach Education erklärt er für kanadablog.de, was der Unterschied zwischen „Independent Schools“ und Private Schools" ist, weshalb Kanada für ein Auslandsjahr perfekt ist und wie deutsche Schüler dadurch für ihre Zukunft profitieren können.


Hallo Herr Dr. Jarvis, schön, dass Sie uns für ein Interview zur Verfügung stehen. Wir starten gleich mal mit einer Verständnisfrage: „Private School“ und „Independent School“ – wo liegt denn da der Unterschied?

Viele denken, dass “Private Schools” und “Independent Schools” das gleiche sind, aber es gibt einen Unterschied. Private Schools"  müssen immer Profit machen, „Independent Schools“ nicht ausschließlich. Der Grund warum es trotzdem immer wieder Verwechslungen gibt ist, dass alle „Independent Schools“ auch gleichzeitig „Private Schools“ sind, aber nicht umgekehrt. Die „Independent Schools“ können mehr leisten als die Private Schools"  und sie haben nicht den Druck, ausschließlich Profit machen zu müssen. Sie sind – wie der Name schon sagt – unabhängig, da sie auf Fundraising basieren. Wenn man großartige Einrichtungen schaffen und einzigartige Angebote bieten möchte, muss man zusätzliches Geld beschaffen. Das kommt im Fall der „Independent Schools“ zum Großteil von Eltern und Alumni.


Was ist der Unterschied zu den öffentlichen Schulen in Kanada?

Privatschulen in Kanada: kleine Klassen und viel Programm
Privatschulen in Kanada: kleine Klassen und viel Programm

Den Unterschied zwischen Privatschulen und staatlichen Schulen könnte man mit den Verben pflichtmäßig” oder „verbindlich“ beschreiben. Ich weiß, das hört sich erst einmal nicht besonders positiv an, aber dadurch, dass wir darauf bestehen, dass unsere Schüler verschiedene zusätzliche Angebote belegen, zeigen wir ihnen, was möglich ist. Sie müssen also in jedem Halbjahr einen Sport belegen und auch etwas Künstlerisches – Musik, Kunst oder Theater. Das ist alles Teil des Programms und schafft eine abgerundete Erfahrung für die Jugendlichen. Kinder werden also ein Stückweit dazu gezwungen Neuland und Dinge auszuprobieren, wofür die sie anderswo gar keine Möglichkeit hätten – auf jeden Fall nicht in Deutschland. Alles was man hier in außerschulischen Vereinen macht, gibt es bei uns an den Schulen – es ist ein ganz anderes Konzept.



Wie profitieren die Schüler von all diesen Möglichkeiten?

Wir helfen den Schülern, ihre Comfort Zone" zu verlassen. Wenn Jugendliche ihre Heimat, ihr komplettes Umfeld für eine Weile hinter sich lassen und irgendwo hinkommen wo keiner weiß wer sie sind, können sie andere Aspekte ihrer Persönlichkeit entwickeln. Aspekte, an die sie sich vielleicht im heimatlichen Umfeld gar nicht herangetraut hätten. Die Schulen zeigen den Schülern: Schaut euch all die Möglichkeiten an, die ihr habt. Warum probiert ihr nicht mal etwas Neues aus? Es ist wie eine große Speisekarte aus der man wählen kann – wie eine Fahrt nach Disneyland. Und bei den „Independent Schools“ kann man eben nicht nur wählen, man muss es tun. Und es ist für jeden etwas dabei – die Jugendlichen können dadurch Fähigkeiten entwickeln, von denen sie nie für möglich gehalten hätten, dass sie sie besitzen. Ich wünschte, ich hätte mit 16 Jahren eine solche Chance gehabt. 


Wenn ich mich an einer Privatschule oder einem Internat bewerben möchte, was muss ich mitbringen?

 

students independent day school GNS
Schüler der Glenlyon Norfolk School in Victoria, BC

Das wichtigste ist meines Erachtens ein guter Charakter. Denn wer zum Beispiel auf ein Internat geht, für den wird die Schule zum „Home away from home“. Das ist das erste. Außerdem müssen die Schüler natürlich auch eine gute Schulbildung und gute Noten haben. Was ich noch sehr wichtig finde ist eine Art eigenständiger Geist der Schüler – sie müssen bereit sein, ihr zuhause zu verlassen und ihre Flügel auszubreiten und loszufliegen. Dazu gehört auch, sich auf die neue Lebenssituation einzulassen.
Die Jugendlichen sollten bereit sein, komplett in dieses neue kanadische Leben einzutauchen. Darum geht es bei einem solchen Auslandsjahr und dadurch werden sie dann auch viel profitieren. Nur so lernt man die Sprache auf einem höheren Level, sie werden Englisch danach ganz natürlich beherrschen. 

 

 

Warum sollte man für ein Auslandsjahr gerade nach Kanada gehen?

 

Nun ja, Kanada ist ein offenes Land, ein vielfältiges Land, ein sicheres Land. Das sind die wesentlichen Dinge. Wenn es um die Bildung geht, steht Kanada in den internationalen Studien immer sehr gut da. Und natürlich können gerade die Privatschulen ihren Schülern noch mehr bieten. Allgemein gibt es schon große Unterschiede zum deutschen Schulsystem. Internationale Schüler berichten mir immer wieder, wie warmherzig, freundlich, zugänglich und offen unsere Lehrerschaft ist. Die Lehrer sehen die Schüler als Individuen, so kann sich jeder besser eingewöhnen und in der Schule wohlfühlen. In Privatschulen ist man zusätzlich nochmal enger. Und – nicht zu vergessen – bei uns kann man gut Skifahren. (lacht)



Welche Chancen ergeben sich für die Schüler, wenn sie eine Privatschule in Kanada besuchen?

 

Eine solch weitreichende Erfahrung wie ein Auslandsjahr wird ihren Horizont erweitern und ihr ganzes Denken verändern. Sie lernen Schüler aus vielen verschiedenen Ländern kennen und werden Teil der kanadischen Gesellschaft. Durch Ausflüge lernen sie die Natur kennen und erfahren viel über eine andere Kultur, ihr Englisch verbessert sich merklich. Viele der Austauschschüler kommen auch zurück, wenn nicht direkt nach dem Abitur, dann für ein Masterstudium in Kanada. Und auch wer sich für eine Arbeitsstelle bewirbt, kann mit dem Auslandsjahr punkten. Man zeigt damit, dass man unabhängig und selbstständig ist und auch mal seine Komfortzone verlassen kann. 



Eine letzte Frage: Welchen Herausforderungen stellen sich die Schüler, wenn sie sich auf ein Auslandsjahr in Kanada einlassen?

Sie müssen vor allem den ersten Schritt wagen. Wer zuhause wenig selbstständig gelebt hat, für den alles gemacht wurde, der wird sich erstmal umschauen. Aber wenn man dann mal alles alleine schafft, macht einen das auch sehr stolz. Und wenn die Schüler frisch ankommen, sollten sie die Flinte nicht zu schnell ins Korn werfen – auch wenn nicht sofort alles so klappt, wie sie wollen. Es gab schon Schüler, die nach zwei Stunden zu mir kamen und ihren Zimmerpartner tauschen wollten. Zu denen sage ich: Lass dir zwei Wochen Zeit. Nach zwei Tagen war dann alles gut. Klar, wenn es gar nicht klappt, reagiert die Schule natürlich – aber normalerweise klappt es. Die Schüler brauchen Ausdauer und Vertrauen. Ich kann nur raten: Beruhigt euch, seid offen! Das gleiche gilt oft auch für die Eltern, die können nämlich manchmal über-beschützend sein. Alle müssen offen für kulturelle Unterschiede sein und die Jugendlichen müssen sich anpassen. Wer das schafft, der kann eine einmalige Zeit haben, die einen positiv fürs ganze Leben prägt.


 

Herr Dr. Jarvis, ich bedanke mich herzlich für das spannende Interview.  

 

 

Danke auch, es war mir eine Freude. 


Teresa ist wieder daheim...

... und will sobald wie möglich nach Kanada zurück

Beinahe ein ganzes Jahr lebte die 17-jährige Teresa bei einer Gastfamilie in Vernon (British Columbia).

Nun ist sie wieder zurück in Deutschland und kann ihr Glück noch gar nicht richtig fassen. „Unterm Strich war das mein bestes Jahr überhaupt. Ich bin meinen Eltern so dankbar, dass sie mir das ermöglicht haben“, strahlt Teresa. „Nach diesem Erlebnis weiß ich irgendwie auch wohin es wohl mal für mich gehen wird. Worauf es ankommt – das hat mir echt viel geholfen.“

Die Ankunft zuhause war für die 17-Jährige kein Problem, die Wiedereingliederung völlig unproblematisch: „Ich bin zurückgekommen und irgendwie hat sich gar nichts verändert“, ist sie froh. „Es kommt mir nicht vor, als wäre ich ein Jahr weggewesen.“

 

Im Interview mit Kanadablog.de blickt Teresa noch einmal auf ihr Auslandsjahr zurück. 

 

 

Liebe Teresa, schön, dass du dir Zeit genommen hast. Wir fangen mal ganz vorne an: Beim Kofferpacken. Was war denn das Unnötigste für dein Auslandsjahr was du von zuhause mitgenommen hast?

Naja, es gab eigentlich nicht wirklich etwas Unnötiges. Klar habe ich ein paar Klamotten gar nicht genutzt... Ich finde, man merkt in dieser Zeit, mit wie wenig man auskommt. Ich war ganz überrascht, wie viel in meinem Kleiderschrank daheim drin ist. Nach meiner Rückkehr war ich erstmal ein bisschen überfordert von der Menge. 

Und was hast du am meisten benötigt?

Am wichtigsten waren für mich die vielen Bilder, die ich zuhause ausgedruckt und mitgenommen habe. Damit habe ich mein Zimmer in Kanada geschmückt.  Es war schön, sich dadurch jeden Tag an alle zu erinnern. So konnten auch meine Gastfamilie und meine kanadischen Freunde immer gleich sehen wer in meinem deutschen Leben eine große Rolle spielt. Ich hatte also mein altes Leben auch immer vor mir und dabei. 

Was ist wichtig im Umgang mit der Gastfamilie?

Es kommt natürlich stark auf die Selbstsicherheit der Gastschüler an und am Anfang ist es schon schwierig in die Sprache reinzukommen.  Ich denke es ist wichtig, nicht dauernd die Gegebenheiten in Kanada mit denen in Deutschland zu vergleichen – es ist ja klar, dass es anders ist. Ich habe mich viel mit meinen Gasteltern unterhalten und war immer ehrlich zu ihnen. Schon nach einer Weile konnte ich mit ihnen über alles reden – auch über emotionale Dinge. Sie haben mich immer unterstützt, es war ein toller Zusammenhalt. 

Außerdem finde ich, dass man in seiner Gastfamilie mithelfen sollte, jeder kann sich im Haushalt einbringen und man sollte sich auf keinen Fall nur bedienen lassen. Gerade kleine Gesten sind da sehr wichtig.

Wie kommt man am besten mit Heimweh klar?

Lustigerweise hatte ich kein Heimweh. Und wenn es einen doch überkommt, würde ich – entgegen anderer Meinungen – sagen, dass häufiger Kontakt mit Familie und Freunden zum Beispiel über Skype helfen kann. Natürlich kann man auch mit kanadischen Freunden oder anderen Internationals über sein Heimweh reden – wer möchte, kann sich sogar den Lehrern anvertrauen. Es ist ganz anders als in Deutschland, die Lehrer pflegen einen viel persönlicheren Kontakt zu den Schülern. Was wichtig ist: Man sollte sich bei Heimweh nicht in seinem Zimmer verkriechen – einfach rausgehen und ablenken. Sonst verschwendet man die kostbare Zeit. 

Was kannst du zukünftigen Teilnehmern raten?

Gleich von Anfang an zu versuchen, das Beste draus zu machen – auch wenn nicht gleich alles so ist wie man es sich vorstellt. Außerdem muss man echt offen sein. An vielen Schulen sind die kanadischen Jugendlichen daran gewöhnt, Gastschüler zu haben. Man ist nichts Besonderes und es kommt auch nicht gleich jeder auf einen zu. Aber sobald man sich traut, die Kanadier anzusprechen, sind sie im Normalfall begeistert, ultranett und man tauscht sofort Nummern aus. Und dann sollte man eben dranbleiben. 

Das Auslandsjahr macht einen großen Spaß, vor allem wenn man nicht mit großen Erwartungen rangeht, sondern alles so nimmt, wie es kommt. Ich rate meinen Nachfolgern auch, schon früh Kontakt mit ihren Gastfamilien aufzunehmen. Denn ein gutes Verhältnis mit denen ist einfach eine wichtige Basis. Das Auslandsjahr ist wunderschön aber auch eine Herausforderung und es kommt drauf an wie man damit umgeht und was man draus macht. 

Was wirst du als wichtigste Erkenntnis mitnehmen?

Für mich war sehr wichtig, dass ich dieses ganze Jahr Zeit hatte um über mich selbst nachzudenken. Ich wurde ja komplett aus meinem normalen Umfeld rausgenommen. So hatte ich Muße über meine Ziele und über mein ganzes Leben nachzudenken. 

Ich habe für mich entschieden, dass ich bestimmte Ziele erreichen will: Mein Abitur schaffen zum Beispiel und danach etwas Internationales studieren. Ich habe nämlich Lust darauf, nicht nur in Deutschland, sondern vielleicht auch einmal anderswo in der Welt zu leben und zu arbeiten. Ich kann mir gut vorstellen mein Studium oder auch einen Teil meines Lebens in Kanada zu verbringen. 

Durch mein Auslandsjahr sind sowohl mein Englisch als auch mein Französisch besser geworden. Das ist natürlich ein Bonus und ich habe dadurch viel mehr Möglichkeiten. Außerdem habe ich auch meine Persönlichkeit gefestigt – ich hatte ein ganzes Jahr, um Dinge auszuprobieren, die ich sonst vielleicht nie gemacht hätte und auch nie mehr machen werde. Ich habe Menschen aus anderen Ländern und Kulturen kennengelernt, habe eine beste Freundin in Mexiko – das sind Verbindungen, die für immer bestehen werden... Man sieht einfach, dass es mehr gibt als nur die Heimatstadt.  

Welche Eigenschaft macht Kanada für dich einzigartig?

Man muss es einfach mal gesehen haben: Die Größe des Landes – das sind ganz andere Dimensionen. Es ist so riesig alles und so dünn besiedelt. Kanada vereint für mich alles, wonach ich gesucht habe: Berge, Strand, Wintersport, coole Metropolen, ruhige Orte, wo man kann sich zurückziehen kann, und, und, und. Man hat so viele Möglichkeiten, es ist unglaublich vielfältig:  Steppe, Regenwald und dann die vielen Seen und das Meer. 

Auch die Mentalität macht Kanada für mich einzigartig. Die Menschen sind dort viel offener und freundlicher als die Deutschen. Es kommt mir so vor, als hätten alle viel Spaß am Leben und auch am Beruf. Auch dass Kanada so viele verschiedene Nationalitäten vereint – so multikulturell ist – finde ich toll. Und auch das Schulsystem ist super – es ist ja auch weltberühmt. Falls ich mal Kinder haben sollte, könnte ich mir gut vorstellen, dass sie dort auf eine Schule gehen. 


Du hast fast ein Jahr in Kanada verbracht. Wie war der Abschied?

Es war sehr schwer für mich zu gehen. Am 30. Juni habe ich meinen 17.Geburtstag gefeiert und das war auch ein bisschen meine Abschiedsfeier. Ich habe mich so gefreut, dass alle meine Freunde dabei waren. Auf meiner Kanadaflagge habe ich glaube ich rund 60 Unterschriften gesammelt. Wir haben Fotos gemacht und zusammen gegessen. Es war ein einzigartiges Erlebnis, denn in dieser Konstellation, mit all diesen Menschen werde ich meinen Geburtstag wohl nie wieder feiern. Für meine Gastfamilie habe ich ein Fotoalbum gemacht mit all den wunderbaren Eindrücken und Erlebnissen, die ich in Kanada hatte. Es war sehr emotional und alle mussten weinen. Ich bin mir aber hunderprozentig sicher, dass ich meine Gasteltern und meine Gastschwester wiedersehe. Vielleicht kommen sie 2019 auf ihrer Europareise zu mir oder ich reise ein bisschen mit ihnen hier herum. 

 

Deine Eltern und deine Schwester aus Deutschland haben dich ja aus Kanada abgeholt und sind davor auch noch mit dir rumgereist – was habt ihr erlebt?

Insgesamt waren meine Eltern und meine Schwester Annika vier Wochen lang mit mir unterwegs. Sie hatten sich extra so viel Urlaub genommen, damit es sich auch lohnt. Von Vernon aus sind wir dann durch ganz British Columbia gefahren. Wir waren auch in Victoria, Vancouver, Banff, Prince George und Alaska. Haben Bären beim Fischen zugesehen – Kanada wie aus dem Reiseprospekt. Einfach schön. Von Jasper nach Banff führt eine der schönsten Straßen der Welt mit wunderschönen Seen und Bergen zu beiden Seiten. Wir sind viel gewandert und haben tolle Ausflüge unternommen – alle Menschen, die ich durch meine Gastfamilie kennengelernt habe, konnte ich mit meiner Familie auch noch einmal besuchen. Wir haben natürlich alles ein bisschen genauer erlebt, als mit meiner Gastfamilie für die viele der Attraktionen nichts Besonderes sind. Zum Schluss ging es für uns dann nach Montréal – da war ich vorher ja auch noch nicht. Die Stadt ist noch einmal ganz anders, richtig cool. 

Wie war deine Ankunft zuhause?

Zwei meiner Freunde haben mich vom Flughafen abgeholt und dann sind wir zu meinen Großeltern gefahren. Dort war eine Überraschungsparty für mich vorbereitet. Es gab Weißwurst und Brezen und alle meine Freunde waren da. Dass sowas kommt, hätte ich echt nicht gedacht! Es war ein toller Empfang.

Gleich die Tage nach meiner Ankunft habe ich alle Leute aus meiner Clique wieder getroffen und das war gleich wieder wie davor. Da bin sehr froh. Es ist einfach auch schön, daheim zu sein, muss ich sagen.

Aber andererseits würde ich auch nach den Sommerferien sofort wieder nach Kanada zurückgehen. 


Was war das Highlight deiner Reise?

Eines meiner größten Highlights habe ich ganz am Ende erlebt. Das war ein Segelausflug mit einer Organisation aus Victoria. Dabei waren verschiedene Schüler meiner Schule für fünf Tage zusammen auf einem Segelschiff, vier Crewmitglieder haben uns begleitet. Dabei habe ich auch einen kleinen Segelschein gemacht. Die Zeit auf dem Schiff war klasse – ein einziges Abenteuer. Es gab je einen Raum für die Jungen und einen für die Mädchen. Nachts mussten wir abwechselnd Nachtwache halten, damit nichts Unvorhergesehenes passiert. 

Es ist simpel: Wir waren einfach miteinander auf dem Schiff und sind durch die Inseln gefahren, haben gemeinsam gegessen und gespielt, Landausflüge gemacht und geschwommen. Durch die Zeit an Bord habe ich noch einmal viele neue Leute kennengelernt. Die Enge an Bord hat uns zusammengeschweißt: Abends gab es immer gemeinsame Sing-Abende mit Gitarre, Keksen und einem heißen Getränk. Eine tolle Stimmung – so etwas Gemeinschaftliches habe ich noch nie erlebt. 

Gab es ein „Lowlight“?

Auf keinen Fall!

Wie geht es jetzt für dich weiter?

Schon übermorgen bekomme ich Besuch aus Kanada. Die Neffen meiner Gastfamilie reisen mit ihrer Familie durch Deutschland und da wollten wir uns natürlich sehen. Sie übernachten bei uns und wir gehen sicher auch miteinander aus. Ich vermisse es Englisch zu reden und bin aber zum Glück täglich mit meiner Gastfamilie und meinen Freunden in Kontakt. Ich bin mir bewusst, dass man sich Mühe geben muss, damit der Kontakt hält – aber ich bin mir sicher, das es klappt. „Ohne Breidenbach Education hätte ich wohl nie so eine einzigartige Erfahrung machen können. Bei mir hat einfach alles gepasst: die richtige Organisation, die richtige Familie, der richtige Ort.