Ein Auslandsjahr in British Columbia

David lebt im Internat auf Vancouver Island

Ein Auslandsjahr zu machen ist für viele Jugendliche ein Traum. So auch für den 16-jährigen David aus Frankfurt. Doch wohin sollte es gehen? Vier Länder waren für den Schüler in der engeren Auswahl: England, die USA, Australien und Kanada. „England fand ich aber irgendwie zu nah und bei der USA hatte ich Bedenken wegen der Waffengesetze“, erinnert sich David. „In Australien gibt es zu viele giftige und gefährliche Tiere – bei Kanada hatte ich von Anfang an ein gutes Gefühl. Und ja – hier ist alles gut. Nur ab und zu taucht mal ein Bär auf dem Campus auf, aber das ist nicht so wild.“

 

Bären auf dem Campus? Ja, denn seit etwas mehr als zwei Monaten lebt David in Mill Bay, in der Nähe von Victoria in British Columbia. Dort verbringt er sein Auslandsjahr in einem Internat. Die Brentwood College School liegt auf Vancouver Island, ungefähr 40 Kilometer nördlich von Victoria. „Die Schule besteht aus zwei Gebäuden“, erklärt David. „Eins für alle Academics – also zum Beispiel für Physik, Mathe, Englisch und so weiter und eins für Arts. Dort kann man Kurse wie Woodworking, Brentwood Broadcast oder Robotics besuchen.“ 

 

Leidenschaft: Rudern

Die renommierte Schule liegt direkt am Wasser in der Bucht von Mill Bay. „Rund 550 Schüler in den Klassen acht bis zwölf gehen an meine Schule“, erklärt David. „Die Klassen sind sehr variabel. In Spanisch sind wir zum Beispiel nur zehn Leute, wobei wir in Physik knapp 25 Schüler sind.“ Der Unterrichtsrhythmus am Brentwood College ist sechstägig mit frühem Schulschluss. So können die Schüler auch Freizeitaktivitäten wie Kunst, Theater und Sport nachgehen.

 

Diese Möglichkeit nutzt auch David. Er besucht zwei Kurse außerhalb seines Schulunterrichts. „Das eine ist Brentwood Broadcast, das ist im Grunde die gesamte Livestream-Abteilung“, erklärt der 16-Jährige. „Man lernt dabei viel über Kameras und wie man anständig filmt. Wir müssen pro Monat ein Video produzieren, was überhaupt kein Problem ist. Das stärkt zum einen die Englisch-Kenntnisse und vor allem das Selbstvertrauen.“
Davids Leidenschaft gilt zudem dem Rudern. Deshalb hat er das Rudern als zweiten Kurs. „Dadurch habe ich jetzt neun Mal pro Woche Training und wenn alles gut läuft, geht es gegen Ende des nächsten Jahres zu den nationalen Meisterschaften in Kanada.“

 

Probleme bei der Ankunft

Bei seiner Ankunft in Kanada im September lief zuerst alles glatt – doch auf der Zielgeraden gab es dann doch noch kleine Probleme. „Bis Vancouver war alles gut, der Flug war deutlich schneller rum als ich dachte“, erinnert sich David. „Im Airport in Vancouver hat jedoch alles ein bisschen zu lange gedauert, was dann dazu führte, dass ich meinen Anschlussflug verpasst habe.“ Zum Glück war die lokale Breidenbach-Education-Betreuerin Alexandra Anderson immer für David da und konnte ihm helfen, den Anschlussflug umzubuchen. 

 

Das Ankommen in der neuen Schule fiel David leicht. „Ich habe im Grunde am ersten Tag gleich Freunde gefunden“, erinnert er sich. „Ich weiß nicht, wie es an staatlichen Schulen ist, aber im Internat sind alle extrem nett und man findet im Grunde direkt Freunde. Speziell im Ruderteam ist ein sehr starker Zusammenhalt, aus dem niemand ausgeschlossen wird. So habe ich nie das Problem, alleine irgendwo zu sein. Auch die Verbindung zwischen den Klassenstufen ist nicht wie in Deutschland, sondern es ist fast flüssig und man versteht sich sehr oft genauso gut mit Zehnt- oder Zwölft-Klässlern wie mit denen aus der elften Klasse.“

 


Aushängeschild: Rudern

Die malerische Lage direkt am Wasser und die Unterrichtsräume mit tollem Blick machen Brentwood College zu einer ganz besonderen Schule. Neben klassischen Fächern werden auch interessante Kurse zum Thema Globalisierung oder zur  Persönlichkeitsentwicklung angeboten. Wie David, gibt es auch noch andere Ruderbegeisterte in Brentwood. Denn das Ruderprogramm ist das Aushängeschild der Schule. Mit Erfolg: 23 Olympioniken und drei Goldmedaillengewinner haben in Brentwood gelernt.

 

Im Internat besucht David die elfte Klasse und hat viel zu tun. Zeit für Heimweh hatte der 16-Jährige bislang wenig. „Ich hatte nur kurz Heimweh als ich einen Brief von meiner Mutter im Flugzeug nach Kanada gelesen habe“, erinnert er sich. „Das ist damit weggegangen, dass ich versucht hab, mich auf das zu fokussieren, was im Vancouver Airport zu tun ist. In Brentwood hatte ich kein Heimweh und werde es auch vermutlich nie haben, da es einfach so genial hier ist.“ Für seine Mutter war der Abschied von David schwerer: „Sie ist sehr traurig, weil es das erste Mal ist, dass ich für eine längere Zeit weggehe“, erzählt er. „Aber mein Vater war eigentlich ziemlich entspannt, weil er das auch damals gemacht hat und ungefähr weiß, wie cool die Zeit ist.“

 

Internats-Familie

Auch wenn David sein Auslandsjahr nicht bei einer Gastfamilie, sondern im Internat verbringt, fühlt er sich gut aufgehoben. „Die Leute hier sind im Grunde wie eine Familie“, findet der Schüler. „Man ist nie alleine. Speziell das Ruderteam besteht aus so netten Leuten und es macht wirklich extrem Spaß, zusammen mit ihnen in einem Achter an die Leistungsgrenzen zu gehen.“ David freut sich auf die kommenden Monate am Brentwood College und auch das Team vom Kanadablog freut sich auf weitere Eindrücke aus dem wunderschönen Vancouver Island.