... und will sobald wie möglich nach Kanada zurück
Beinahe ein ganzes Jahr lebte die 17-jährige Teresa bei einer Gastfamilie in Vernon (British Columbia).
Nun ist sie wieder zurück in Deutschland und kann ihr Glück noch gar nicht richtig fassen. „Unterm Strich war das mein bestes Jahr überhaupt. Ich bin meinen Eltern so dankbar, dass sie mir das
ermöglicht haben“, strahlt Teresa. „Nach diesem Erlebnis weiß ich irgendwie auch wohin es wohl mal für mich gehen wird. Worauf es ankommt – das hat mir echt viel geholfen.“
Die Ankunft zuhause war für die 17-Jährige kein Problem, die Wiedereingliederung völlig unproblematisch: „Ich bin zurückgekommen und irgendwie hat sich gar nichts verändert“, ist sie froh. „Es
kommt mir nicht vor, als wäre ich ein Jahr weggewesen.“
Im Interview mit Kanadablog.de blickt Teresa noch einmal auf ihr Auslandsjahr zurück.
Liebe Teresa, schön, dass du dir Zeit genommen hast. Wir fangen mal ganz vorne an: Beim Kofferpacken. Was war denn das Unnötigste für dein Auslandsjahr was du von zuhause mitgenommen hast?
Naja, es gab eigentlich nicht wirklich etwas Unnötiges. Klar habe ich ein paar Klamotten gar nicht genutzt... Ich finde, man merkt in dieser Zeit, mit wie wenig man auskommt. Ich war ganz überrascht, wie viel in meinem Kleiderschrank daheim drin ist. Nach meiner Rückkehr war ich erstmal ein bisschen überfordert von der Menge.
Und was hast du am meisten benötigt?
Am wichtigsten waren für mich die vielen Bilder, die ich zuhause ausgedruckt und mitgenommen habe. Damit habe ich mein Zimmer in Kanada geschmückt. Es war schön, sich dadurch jeden Tag an alle zu erinnern. So konnten auch meine Gastfamilie und meine kanadischen Freunde immer gleich sehen wer in meinem deutschen Leben eine große Rolle spielt. Ich hatte also mein altes Leben auch immer vor mir und dabei.
Was ist wichtig im Umgang mit der Gastfamilie?
Es kommt natürlich stark auf die Selbstsicherheit der Gastschüler an und am Anfang ist es schon schwierig in die Sprache reinzukommen. Ich denke es ist wichtig, nicht dauernd die Gegebenheiten in Kanada mit denen in Deutschland zu vergleichen – es ist ja klar, dass es anders ist. Ich habe mich viel mit meinen Gasteltern unterhalten und war immer ehrlich zu ihnen. Schon nach einer Weile konnte ich mit ihnen über alles reden – auch über emotionale Dinge. Sie haben mich immer unterstützt, es war ein toller Zusammenhalt.
Außerdem finde ich, dass man in seiner Gastfamilie mithelfen sollte, jeder kann sich im Haushalt einbringen und man sollte sich auf keinen Fall nur bedienen lassen. Gerade kleine Gesten sind da sehr wichtig.
Wie kommt man am besten mit Heimweh klar?
Lustigerweise hatte ich kein Heimweh. Und wenn es einen doch überkommt, würde ich – entgegen anderer Meinungen – sagen, dass häufiger Kontakt mit Familie und Freunden zum Beispiel über Skype helfen kann. Natürlich kann man auch mit kanadischen Freunden oder anderen Internationals über sein Heimweh reden – wer möchte, kann sich sogar den Lehrern anvertrauen. Es ist ganz anders als in Deutschland, die Lehrer pflegen einen viel persönlicheren Kontakt zu den Schülern. Was wichtig ist: Man sollte sich bei Heimweh nicht in seinem Zimmer verkriechen – einfach rausgehen und ablenken. Sonst verschwendet man die kostbare Zeit.
Was kannst du zukünftigen Teilnehmern raten?
Gleich von Anfang an zu versuchen, das Beste draus zu machen – auch wenn nicht gleich alles so ist wie man es sich vorstellt. Außerdem muss man echt offen sein. An vielen Schulen sind die kanadischen Jugendlichen daran gewöhnt, Gastschüler zu haben. Man ist nichts Besonderes und es kommt auch nicht gleich jeder auf einen zu. Aber sobald man sich traut, die Kanadier anzusprechen, sind sie im Normalfall begeistert, ultranett und man tauscht sofort Nummern aus. Und dann sollte man eben dranbleiben.
Das Auslandsjahr macht einen großen Spaß, vor allem wenn man nicht mit großen Erwartungen rangeht, sondern alles so nimmt, wie es kommt. Ich rate meinen Nachfolgern auch, schon früh Kontakt mit ihren Gastfamilien aufzunehmen. Denn ein gutes Verhältnis mit denen ist einfach eine wichtige Basis. Das Auslandsjahr ist wunderschön aber auch eine Herausforderung und es kommt drauf an wie man damit umgeht und was man draus macht.
Was wirst du als wichtigste Erkenntnis mitnehmen?
Für mich war sehr wichtig, dass ich dieses ganze Jahr Zeit hatte um über mich selbst nachzudenken. Ich wurde ja komplett aus meinem normalen Umfeld rausgenommen. So hatte ich Muße über meine Ziele und über mein ganzes Leben nachzudenken.
Ich habe für mich entschieden, dass ich bestimmte Ziele erreichen will: Mein Abitur schaffen zum Beispiel und danach etwas Internationales studieren. Ich habe nämlich Lust darauf, nicht nur in Deutschland, sondern vielleicht auch einmal anderswo in der Welt zu leben und zu arbeiten. Ich kann mir gut vorstellen mein Studium oder auch einen Teil meines Lebens in Kanada zu verbringen.
Durch mein Auslandsjahr sind sowohl mein Englisch als auch mein Französisch besser geworden. Das ist natürlich ein Bonus und ich habe dadurch viel mehr Möglichkeiten. Außerdem habe ich auch meine Persönlichkeit gefestigt – ich hatte ein ganzes Jahr, um Dinge auszuprobieren, die ich sonst vielleicht nie gemacht hätte und auch nie mehr machen werde. Ich habe Menschen aus anderen Ländern und Kulturen kennengelernt, habe eine beste Freundin in Mexiko – das sind Verbindungen, die für immer bestehen werden... Man sieht einfach, dass es mehr gibt als nur die Heimatstadt.
Welche Eigenschaft macht Kanada für dich einzigartig?
Man muss es einfach mal gesehen haben: Die Größe des Landes – das sind ganz andere Dimensionen. Es ist so riesig alles und so dünn besiedelt. Kanada vereint für mich alles, wonach ich gesucht
habe: Berge, Strand, Wintersport, coole Metropolen, ruhige Orte, wo man kann sich zurückziehen kann, und, und, und. Man hat so viele Möglichkeiten, es ist unglaublich vielfältig: Steppe,
Regenwald und dann die vielen Seen und das Meer.
Auch die Mentalität macht Kanada für mich einzigartig. Die Menschen sind dort viel offener und freundlicher als die Deutschen. Es kommt mir so vor, als hätten alle viel Spaß am Leben und auch am Beruf. Auch dass Kanada so viele verschiedene Nationalitäten vereint – so multikulturell ist – finde ich toll. Und auch das Schulsystem ist super – es ist ja auch weltberühmt. Falls ich mal Kinder haben sollte, könnte ich mir gut vorstellen, dass sie dort auf eine Schule gehen.
Du hast fast ein Jahr in Kanada verbracht. Wie war der Abschied?
Es war sehr schwer für mich zu gehen. Am 30. Juni habe ich meinen 17.Geburtstag gefeiert und das war auch ein bisschen meine Abschiedsfeier. Ich habe mich so gefreut, dass alle meine Freunde dabei waren. Auf meiner Kanadaflagge habe ich glaube ich rund 60 Unterschriften gesammelt. Wir haben Fotos gemacht und zusammen gegessen. Es war ein einzigartiges Erlebnis, denn in dieser Konstellation, mit all diesen Menschen werde ich meinen Geburtstag wohl nie wieder feiern. Für meine Gastfamilie habe ich ein Fotoalbum gemacht mit all den wunderbaren Eindrücken und Erlebnissen, die ich in Kanada hatte. Es war sehr emotional und alle mussten weinen. Ich bin mir aber hunderprozentig sicher, dass ich meine Gasteltern und meine Gastschwester wiedersehe. Vielleicht kommen sie 2019 auf ihrer Europareise zu mir oder ich reise ein bisschen mit ihnen hier herum.
Deine Eltern und deine Schwester aus Deutschland haben dich ja aus Kanada abgeholt und sind davor auch noch mit dir rumgereist – was habt ihr erlebt?
Insgesamt waren meine Eltern und meine Schwester Annika vier Wochen lang mit mir unterwegs. Sie hatten sich extra so viel Urlaub genommen, damit es sich auch lohnt. Von Vernon aus sind wir dann durch ganz British Columbia gefahren. Wir waren auch in Victoria, Vancouver, Banff, Prince George und Alaska. Haben Bären beim Fischen zugesehen – Kanada wie aus dem Reiseprospekt. Einfach schön. Von Jasper nach Banff führt eine der schönsten Straßen der Welt mit wunderschönen Seen und Bergen zu beiden Seiten. Wir sind viel gewandert und haben tolle Ausflüge unternommen – alle Menschen, die ich durch meine Gastfamilie kennengelernt habe, konnte ich mit meiner Familie auch noch einmal besuchen. Wir haben natürlich alles ein bisschen genauer erlebt, als mit meiner Gastfamilie für die viele der Attraktionen nichts Besonderes sind. Zum Schluss ging es für uns dann nach Montréal – da war ich vorher ja auch noch nicht. Die Stadt ist noch einmal ganz anders, richtig cool.
Wie war deine Ankunft zuhause?
Zwei meiner Freunde haben mich vom Flughafen abgeholt und dann sind wir zu meinen Großeltern gefahren. Dort war eine Überraschungsparty für mich vorbereitet. Es gab Weißwurst und Brezen und
alle meine Freunde waren da. Dass sowas kommt, hätte ich echt nicht gedacht! Es war ein toller Empfang.
Gleich die Tage nach meiner Ankunft habe ich alle Leute aus meiner Clique wieder getroffen und das war gleich wieder wie davor. Da bin sehr froh. Es ist einfach auch schön, daheim zu sein, muss
ich sagen.
Aber andererseits würde ich auch nach den Sommerferien sofort wieder nach Kanada zurückgehen.
Was war das Highlight deiner Reise?
Eines meiner größten Highlights habe ich ganz am Ende erlebt. Das war ein Segelausflug mit einer Organisation aus Victoria. Dabei waren verschiedene Schüler meiner Schule für fünf Tage zusammen auf einem Segelschiff, vier Crewmitglieder haben uns begleitet. Dabei habe ich auch einen kleinen Segelschein gemacht. Die Zeit auf dem Schiff war klasse – ein einziges Abenteuer. Es gab je einen Raum für die Jungen und einen für die Mädchen. Nachts mussten wir abwechselnd Nachtwache halten, damit nichts Unvorhergesehenes passiert.
Es ist simpel: Wir waren einfach miteinander auf dem Schiff und sind durch die Inseln gefahren, haben gemeinsam gegessen und gespielt, Landausflüge gemacht und geschwommen. Durch die Zeit an Bord habe ich noch einmal viele neue Leute kennengelernt. Die Enge an Bord hat uns zusammengeschweißt: Abends gab es immer gemeinsame Sing-Abende mit Gitarre, Keksen und einem heißen Getränk. Eine tolle Stimmung – so etwas Gemeinschaftliches habe ich noch nie erlebt.
Gab es ein „Lowlight“?
Auf keinen Fall!
Wie geht es jetzt für dich weiter?
Schon übermorgen bekomme ich Besuch aus Kanada. Die Neffen meiner Gastfamilie reisen mit ihrer Familie durch Deutschland und da wollten wir uns natürlich sehen. Sie übernachten bei uns und wir gehen sicher auch miteinander aus. Ich vermisse es Englisch zu reden und bin aber zum Glück täglich mit meiner Gastfamilie und meinen Freunden in Kontakt. Ich bin mir bewusst, dass man sich Mühe geben muss, damit der Kontakt hält – aber ich bin mir sicher, das es klappt. „Ohne Breidenbach Education hätte ich wohl nie so eine einzigartige Erfahrung machen können. Bei mir hat einfach alles gepasst: die richtige Organisation, die richtige Familie, der richtige Ort.