Auslandsjahr mitten in der Großstadt
Die Toronto-Teilnehmerinnen von Breidenbach Education in diesem Jahr zeigen ganz beispielhaft, wie verschieden ein Auslandsjahr aussehen kann. Die 15-jährige Greta aus Karlsruhe lebt in ihrer
eigenen Gastfamilie – bei Verwandten – nämlich bei der Cousine ihrer Mutter. Liza aus Stuttgart verbringt ihr Toronto-Auslandsjahr in einem Internat und Merle aus Berlin geht auf eine
Privatschule und lebt in einer Gastfamilie. Drei völlig unterschiedliche Konzepte, drei glückliche Mädchen in Kanada.
Nachdem wir in den vergangenen Blogbeiträgen das Leben von Greta und Liza vorgestellt haben, ist nun Merle an der Reihe.
Die 15-Jährige ist ebenfalls seit Anfang September in Toronto und lebt bei einer Gastfamilie, genauer gesagt in einem richtigen Frauenhaushalt. Gemeinsam mit Gastmutter Argelia, Gast-Großmutter Clarissa und ihrer Gastschwester Joana lebt sie in einem Reihenhaus mitten in der Millionenmetropole Toronto. Supermarkt, Bank, Bäcker, Shopping-Möglichkeiten – alles ist gleich ums Eck. „Ich bin wirklich mittendrin“, schwärmt Merle. „Bis zum CN-Tower brauche ich nur 15 Minuten, das ist einfach klasse. Und zudem ist auch gleich ein Park in der Nähe und somit viel Grün.“
Gastschwester aus Brasilien
Merles Gastfamilie stammt eigentlich aus Chile, wohnt aber schon seit vielen Jahren in Toronto in der kanadischen Provinz Ontario. Gast-Großmutter Clarissa ist schon 90 Jahre alt und spricht nur spanisch. „So lerne ich auch gleich noch eine weitere Sprache“, lacht Merle. „Meine Gastmutter spricht aber natürlich Englisch.“ Gastschwester Joana ist ebenfalls Austauschschülerin, kommt aus Brasilien und ist schon seit drei Jahren bei Clarissa und Argelia. „Wir beide verstehen uns wirklich gut“, schwärmt Merle. „Wir besuchen die gleiche Schule und sogar die gleiche Klasse. Das ist toll.“
Merles Anreise nach Kanada verlief wie am Schnürchen. „Alles war ganz problemlos“, erinnert sie sich. „Ich war natürlich aufgeregt, aber mit dem Flug ging alles gut und auch mein ganzes Gepäck kam in Kanada an.“ Nach einer späten Ankunft in Toronto fiel die 15-Jährige erschöpft in ihr neues Bett. „Plötzlich in einer ganz neuen Umgebung zu sein, war schon komisch“, erzählt sie. „Aber dadurch, dass alle gleich so nett und offen waren, konnte ich mich eigentlich nur wohlfühlen.“ Nach und nach richtete sich Merle ihr Zimmer ein und so wurde es für sie immer heimeliger.
Privatschule im Herzen Torontos
Merles Schule, das Hudson College, ist eine Privatschule im Herzen Torontos. Nur zwei Minuten läuft Merle von ihrer Gastfamilie zum Schulgebäude – natürlich gemeinsam mit ihrer Gastschwester Joana. Der große Campus begleitet Kinder vom Kindergarten bis zum Eintritt ins College. Das Ziel der Schule ist es, die Kinder und Jugendlichen durch den eigens entwickelten „TOTAL PERSONAL SUPPORT“ zu unterstützen. Das bedeutet, dass jeder Schüler als Individuum betrachtet und gefördert wird. So soll das Potential eines Jeden erkannt und ausgeschöpft werden. Dadurch sollen die Jugendlichen in ihrer beruflichen und persönlichen Zukunft erfolgreich voranschreiten und nicht nur zur Verbesserung ihres eigenen Lebens, sondern auch für die Gemeinschaft im Ganzen beitragen.
„In der Schule sind alle sehr nett“, berichtet Merle. „Weil es eine richtige High School ist, läuft alles ganz anders ab als in Deutschland.“ So hat die 15-Jährige zum Beispiel immer für drei Monate zwei gleiche Fächer und dann folgt ein Wechsel. Dadurch soll der Schulalltag weniger stressbeladen sein und die Schüler sollen stärker fokussiert arbeiten können. Merle und die anderen lernen in kleinen Klassen mit maximal 15 Schülern, dadurch bekommen sie eine bessere persönliche Betreuung durch die Lehrer. „Mein Schultag beginnt um neun Uhr, dann habe ich Geographie bis 10.30 Uhr“, erklärt sie. Danach folgt ein Study-Break, in dem die Schüler Zeit haben, ihre Hausaufgaben zu erledigen und danach ist Mittagspause. „Von ein bis vier Uhr habe ich dann noch einmal Unterricht. Im Moment Englisch.“
Außerdem kann Merle aus vielen verschiedenen AGs wählen. Die Schule bietet unter anderem einen Schach- und Kochclub, eine Kunstgeschichte-AG, eine Theater-, eine Film- und eine Foto-AG, Clubs zum kreativen Schreiben, Nähen, Musizieren oder singen. Und auch sportlich ist jede Menge geboten: Schwimmen, Badminton, Cheerleading, Fußball, Golf und vieles mehr. Merle hat sich für Basketball entschieden und wird ab Januar zusätzlich auch Volleyball spielen.
Unterschiede zu Deutschland
Am 6. Dezember wird Merle ihren 16. Geburtstag in Kanada feiern. Bis dahin wird sie Toronto und die Kanadier noch besser kennengelernt haben. Doch erste Unterschiede zu Deutschland sind ihr schon jetzt aufgefallen. „Hier wird viel mehr Fast Food gegessen, das sieht man natürlich auch im Stadtbild“, erklärt die 15-Jährige. „Zum Glück trifft das nicht auf meine Gastfamilie zu. Bei uns ernähren sich alle sehr gesund, deshalb tangiert mich das nicht besonders.“ Einen weiteren Unterschied zu Deutschland hat Merle im Schulleben entdeckt: „An meiner kanadischen Schule gibt es viel mehr internationale Schüler als in Deutschland“, berichtet sie. „Das finde ich sehr gut, denn dadurch lernt man andere Kulturen kennen und kann sich mit so vielen grundsätzlich verschiedenen Menschen unterhalten. Das finde ich sehr schön und bereichernd.“
Eine tolle Gastfamilie, ein abwechslungsreicher Schulalltag, viele neue Kontakte aus aller Welt – bislang hatte Merle kaum eine Möglichkeit, Heimweh zu empfinden. „Ich fühle mich wirklich einfach super wohl“, bekräftigt sie. „Klar gibt es ab und an Tage, an denen ich gern mal kurz zuhause wäre – richtiges Heimweh ist das aber bestimmt nicht.“
Auch in den kommenden Blogbeiträgen werden wir immer mal wieder über das Leben der Toronto-Girls Greta, Liza und Merle und ihre unterschiedlichen Erfahrungen in der Metropole berichten. Wenn ihr als Leser Themenvorschläge, Fragen oder Wünsche habt, schickt diese gerne an: miriam@kanadablog.de.