Clara lebt für sechs Monate im Internat

Aus Österreich nach Nova Scotia

Die King’s-Edgehill School in Windsor, Nova Scotia ist Kanadas erste “Independent School“. Gegründet wurde sie im Jahr etwa im Jahr 1788, heute lernen dort 320 Jugendliche in den Klassen 6 bis 12. Die einzelnen Klassen sind dabei mit durchschnittlich 13 Schülern bestückt. Seit 1979 kann man an der Schule den Abschluss International Baccalaureate machen. 

An dieser so besonderen Schule lernt seit Anfang Januar 2018 die 14-jährige Clara aus Wien in Österreich. Sie besucht die neunte Klasse der King’s-Edgehill School und lebt dort im Internat. „Ich wollte immer ein Auslandssemester machen, weil ich mir gedacht habe, dass es eine tolle Erfahrung ist. Wenn man die Möglichkeit dazu hat, sollte man es auf jeden Fall gemacht haben“, erklärt Clara. „Ich wollte unbedingt etwas weiter weg von zuhause. Nicht nach England oder Irland, sondern in die USA, nach Australien – oder eben nach Kanada. Mit meiner Wahl bin ich sehr zufrieden.“ 

Auf ihr Auslandsjahr hat sich die 14-Jährige nicht besonders vorbereitet. „Ich habe weder Bücher noch Erfahrungsberichte gelesen“, gesteht sie. „Aber ich habe alle Dokumente, die ich von der Schule und von Breidenbach Education bekommen habe, gründlich durchgelesen und habe mich auf der Webseite der Schule erkundigt.“

Zwanglos und freundschaftlich

Bis Ende Juni lebt und lernt Clara nun an der kanadischen Privatschule in der Kleinstadt Windsor, die im Zentrum Nova Scotias am Zusammenfluss des Avon und des St. Croix River liegt. „Bis nach Halifax fahre ich etwa eine Stunde“, erklärt die 14-Jährige. „Windsor ist eine typische Kleinstadt wie man sie aus amerikanischen Serien kennt. Jeder kennt jeden und Gerüchte verbreiten sich schnell. Auch sonst ist alles ziemlich amerikanisch – viele Einwohner fahren zum Beispiel Pickups.“ Mit dem Wetter hatte Clara bislang viel Durcheinander. „Es ist ganz schön wechselhaft“, lacht sie. „Es gibt richtige Wetterstürze, was hier aber scheinbar normal ist. Wenn es an einem Tag minus 16 Grad hatte, kann es ein paar Tage später 14 Grad plus haben.“ 

 

Vom Zentrum Wiens ging es für Clara also in die kanadische Provinz und mitten ins Internat. „Meine Schule ist schon ganz anders als in Österreich“, erklärt die Wienerin. „Was mir eigentlich gleich am ersten Tag hier aufgefallen ist, war, dass die Schule viel zwangloser ist als bei uns.  Die Lehrer hier sind viel lockerer und man versteht sich auf mehreren Ebenen mit ihnen. Einerseits auf einer freundschaftlichen Ebene, andererseits auf einer Schüler-Lehrer-Ebene.“ Auch wenn die Lehrer lockerer sind als in Österreich, empfindet Clara sie als sehr kompetent. 

Die doppelte Portion Französisch

Clara besucht die Fächer Geschichte, Mathe, Sozialkunde (auf französisch), Naturwissenschaften, Englisch, Französisch, Drama und Computer. „Eigentlich unterscheidet sich das Lernen nicht so sehr von meinen Fächern zuhause“, erklärt sie. „Hier werden Bio, Physik und Chemie als ‚Naturwissenschaften‘ zusammengefasst und ich habe keine Geografie genommen, sondern will stattdessen mit dem französischen Sozialkunde-Kurs mein Französisch aufpolieren.“ 

 

In ihrem Dorm im Internat wohnt Clara mit 15 anderen Schülerinnen. „Wir sind eine relativ kleine Gruppe und trotzdem ist es immer laut und viel los“, erzählt sie. „Ich lebe mit vielen Mexikanerinnen zusammen, sie sprechen spanisch und das wirklich sehr laut. Am Anfang war das komisch für mich, weil ich zuhause oft alleine bin und meine Ruhe habe. Doch schon nach einer Woche habe ich mich dran gewöhnt und jetzt finde ich es schon fast unheimlich, wenn es zu leise ist.“

Außerschulische Aktivitäten sorgen für guten Anschluss

Besonders gut versteht sich Clara mit den Day-Students, die nur tagsüber in der Schule sind und zuhause schlafen. „Ich habe recht schnell Anschluss gefunden, auch wenn ich erst im Januar gekommen bin und sich alle schon recht gut eingefunden hatten“, erinnert sie sich. Außerdem hat Clara auch über ihre Engagement im Jahrbuch-Komitee, im Scrapbooking-Club oder bei der Mithilfe in der lokalen Suppenküche viele nette Schülerinnen und Schüler kennengelernt.  

 

Der Gedanke, so lange von ihrem Zuhause im Herzen Wiens entfernt zu sein, macht Clara keine Sorgen. „Ich habe mich hier sehr gut eingewöhnt und die Zeit vergeht so unglaublich schnell, dass hier wenig Zeit für Heimweh ist“, erklärt sie. „Ich verbringe Zeit mit echt coolen Leuten und habe hier echt viele nette Jugendliche kennengelernt. Klar sind es noch nicht so gute Freunde wie meine Freunde zuhause aber sie sind mir wirklich wichtig geworden. Nur in den ersten zwei Wochen habe ich manchmal wehmütig an zuhause gedacht, aber das war bald vorbei.“

Wiener Kultur in Kanada

Austauschschülerin Clara versucht auch den Kanadiern und den anderen Internationals die Wiener Kultur näher zu bringen. Während einer Junior School Assembly präsentierte sie die Kultur, Geografie und interessante Fakten über ihre Heimat. So konnte sie ihren Freunden zeigen, wie es ist in Europa zu leben und welche Unterschiede es zu Kanada gibt. Dazu organisierte Clara ein österreichisches Mittagessen, damit alle einmal ihr Wiener Schnitzel probieren konnten.
Einen kurzen Bericht der Schule gibt es hier: https://www.kes.ns.ca/page/news-detail?pk=1158919

 

Windsor liegt recht nah am Meer und Clara freut sich schon auf moderatere Temperaturen. „Die Minus 16 Grad waren wohl eine wirkliche Ausnahme für unsere Region“, sagt sie. „Ich bin gespannt, was der Frühling hier bringen wird.“ Und so geht es auch der Redaktion des Kanadablogs: Wir sind gespannt, welche Abenteuer Clara noch während ihres Auslandssemesters in Kanada erleben wird. Alles dazu lest ihr hier auf kanadablog.de.