Niklas‘ Auslandsjahr in Ontario ist gestartet

„Ich kann es noch gar nicht glauben...“

Etwa 6.500 Kilometer liegen nun zwischen Niklas und seiner Heimatstadt in der Nähe von Stuttgart. Seit drei Wochen wohnt der 16-Jährige nun in Collingwood, einer kanadischen Kleinstadt in der Provinz Ontario. Rund 150 Kilometer nördlich von Toronto besucht Niklas nun das Collingwood Collegiate Institute – hier wird er nun für 10 Monate zur Schule gehen. „Irgendwie kann ich das noch nicht zu einhundert Prozent glauben, dass ich nun ein Jahr nicht zuhause bin“, erklärt Niklas. „Gerade am Anfang habe ich hier in Kanada so viel um die Ohren, es ist meine zweite Woche in der Schule – da habe ich andere Herausforderungen, als darüber nachzudenken, wie es denn jetzt zuhause wäre.“ 

 

Am Flughafen in Stuttgart hat Niklas erst so richtig realisiert, dass er seine Familie und seine Freunde lange nicht sehen wird, aber nun hat er auch in Kanada schon erste Bekanntschaften geschlossen. „Die Internationals sind alle sehr nett und auch viele Kanadier sind offen, wenn man auf sie zugeht“, erzählt er. „Deshalb habe ich jetzt eigentlich kein komisches Gefühl dabei, dass ich so lange nicht daheim bin.“ 

Neue Dimensionen an der Schule

Das Collingwood Collegiate Institute (CCI) wurde im Jahr 1858 gegründet und hat heute Platz für 1.300 Schülerinnen und Schüler sowie 80 Lehrer. „Hier sind etwa doppelt so viele Schüler als an meiner Schule zuhause, aber es fühlt sich viel mehr an“, berichtet Niklas. „Denn hier sind alle ungefähr im gleichen Alter – es gibt nur die Klassenstufen 9 bis 12.“ Das CCI fühlt sich anfänglich riesig an: eine riesige Schule, riesige Räume, lange Wege und viele, viele Schüler. Doch daran wird sich Niklas bald gewöhnen. „Ich finde es toll, dass man sich hier auf nur vier Fächer konzentrieren kann, das geht an meiner deutschen Schule nicht“, berichtet Niklas. „Außerdem sind die Lehrer immer nett und immer bereit alles nochmal zu erklären.“

 

Niklas‘ Schultag beginnt mit der Morgenglocke um 8:45 Uhr, um 11:25 Uhr gibt es dann die erste längere Pause – eine Stunde Lunch. „Das ist mir eigentlich fast ein bisschen zu früh, da habe ich noch gar keinen Hunger“, lacht der 16-Jährige. „Aber da werde ich mich sicher dran gewöhnen.“ Danach bleiben die Schüler meist noch bis 15 Uhr in der Schule. Laptops, Google Classroom, Power Point und neue Medien aller Art sind an der kanadischen Schule gang und gäbe. „Ich finde das sehr anschaulich“, sagt Niklas. „Es gibt keine undeutliche Schrift mehr, jeder kann alles lesen und es ist eine entspannte Arbeitsatmosphäre.“

Interessante Ausflüge

Nach der Schule geht es für Niklas zu seiner kanadischen Gastfamilie. Während er zuhause in Deutschland zwei Brüder – 12 und 22 Jahre alt – hat, erwarten ihn in Collingwood ein kleiner Bruder Oliver (5) und eine kleine Schwester Mia (8). Niklas hat viel Spaß mit den beiden, muss sich aber auch manchmal seine Freiräume nehmen. „Klar, die wollen viel mit mir spielen“, erklärt er. „Und natürlich machen wir das auch ab und an – aber eben nicht immer.“

 

„Außerdem gibt es hier zwei Hunde“, berichtet der 16-Jährige. „Das ist schon eine große Umstellung für mich. Gassi gehen und so weiter finde ich eher nervig – aber so ist das eben.“  Ein weiterer Unterschied zu Deutschland sind seine Gasteltern Aimee und Matt, die sind nämlich viel jünger als seine Eltern zuhause. „Den Unterschied merkt man schon ein wenig“, erklärt Niklas. „Sie versuchen immer viel mit mir zu machen, kümmern sich sehr um mich und wollen mir viel zeigen. Einmal waren wir an einem Wasserfall und einmal in Midland – dort habe ich viel über Kanadas First Nations erfahren. Das war mega interessant.“


Der Schritt nach Kanada

Im vergangenen Jahr konnte sich Niklas ein Jahr im Ausland noch nicht vorstellen. „Mein bester Freund war damals ein Jahr in Alabama und wir haben viel geskyped“, erzählt er. „So lange nicht in Deutschland zu sein, war für mich nicht vorstellbar.“ Doch während des Skypens hatte Niklas‘ Freund immer wieder von seinen Erlebnissen berichtet. „Er hat so viel Neues erlebt, das fand ich dann doch sehr interessant“, erklärt Niklas. „Ich fand es mega cool was anderes zu sehen. Denn ich war vorher nie außerhalb von Europa.“ Kanada kommt Niklas nun sehr groß und weit vor – endlich kann er einmal sehen wie die Uhren auf der anderen Seite ticken. Eigenverantwortung, ein neues Schulsystem, neue Menschen – für Niklas eine tolle Möglichkeit, für sich selbst verantwortlich sein zu können. „Ich wollte selbst sehen, wie das Leben läuft“, lacht er. „Ich finde es sehr interessant zu sehen wie es ist, wenn man niemanden hat, der einem gleich hilft.“

 

Und auch Niklas‘ Freunde und Familie unterstützen ihn bei diesem Vorhaben. „Ich finde es toll, dass mir meine Eltern das ermöglicht haben“, sagt er. „Alle finden es cool und mutig von mir und sind natürlich aber auch traurig, dass ich so lange nicht da bin.“ Doch hier auf dem Kanadablog werden Niklas‘ Freunde und Familie bald schon den nächsten Artikel lesen. Dann hat sich der 16-Jährige schon mehr eingelebt und wird von der Herbst- und Weihnachtszeit in Kanada berichten.