Ein Internat im Paradies

Lilian verbringt ein Jahr an der Brentwood College School auf Vancouver Island

Das kleine kanadische Städtchen Mill Bay auf Vancouver Island (British Columbia)  beheimatet rund 3250 Menschen und ist gleichzeitig der Ort, an dem es seit 1923 ein außerordentliches Internat gibt. Die Brentwood College School ist heute ein gemischtes Internat für die Klassen 9 bis 12. Die Schule liegt weniger als 50 Kilometer entfernt von der Provinzhauptstadt Victoria.

 

Hier lernt die Reutlinger Schülerin Lilian nun seit 4. September gemeinsam mit ihren Mitschülern aus aller Welt. Die 15-Jährige lebt für rund zehn Monate im Internat auf Vancouver Island und ist begeistert. Und so geht es vielen, denn der Campus der Schule liegt direkt am Wasser, eingerahmt von grünen Wäldern und mit einem imposanten Blick in die Natur, auf die Inseln, die zwischen Vancouver Island und dem Festland liegen sowie auf den Mount Baker – einen über 3000 Meter hohen Vulkan im US-Bundesstaat Washington. 

 

Kleine Klassen

In dieser Umgebung gilt die Brentwood College School als ein Internat mit modernem Campus und vielfältigen Möglichkeiten für die Schülerinnen und Schüler, hier sollen sie Freunde fürs Leben finden und gleichzeitig eine außergewöhnliche Ausbildung erhalten. Lilian ist in diesem Jahr eine von rund 550 Schülerinnen und Schülern aus sechs Kontinenten – genau wie mehr als drei Viertel der Jugendlichen wohnt sie im Internat der Brentwood College School. „Die Schule ist schon ganz anders als in Deutschland“, erzählt Lilian. „Da es eine Privatschule ist, ist natürlich viel mehr Geld vorhanden für Technik zum Beispiel. Der ganze Campus ist sehr modern und schön. 

 

Und auch die Klassengrößen der Brentwood College School unterscheiden sich von denen zuhause in Deutschland. Durchschnittlich lernen hier 17 Schülerinnen und Schüler zusammen. „Das ganze Schulsystem ist ein bisschen anders“, erklärt die 15-jährige Lilian. „Ich habe hier in Kanada zum Beispiel nur sechs Fächer: Social Studies, Mathe, Bio, Englisch, Science und Spanisch. In Deutschland hatte ich dagegen 13 bis 15 Fächer.“ Die Fächer sind für Lilian und ihre Mitschüler immer tageweise aufgeteilt. „Wir haben ABC- oder DEF-Tage“, beschreibt die Gastschülerin. „Jedes Fach hat seinen Buchstaben und die Blöcke wechseln sich tageweise ab. Das gibt einen gewissen Rhythmus vor.“ 

Hilfsbereite Lehrer

Schon zu Beginn hat sich die Schülerin aus Reutlingen sehr gut an der Brentwood College School eingelebt. „Mit gefällt es wirklich gut hier. Allein die Landschaft und das Leben direkt am Wasser gefällt mir sehr gut“, schwärmt sie. „Alle sind hier sehr nett und hilfsbereit. Auch die Lehrer kommen immer wieder auf mich zu, um mit etwas zu erklären – sie wollen nur das Beste für uns Schüler.“ 

 

Das Leben im Internat hat der 15-Jährigen die Ankunft in der neuen Heimat auf Zeit erleichtert. „Da man hier ja den ganzen Tag von morgens bis abends gemeinsam verbringt, merkt man hier sehr schnell, dass die Menschen total nett sind“, sagt Lilian. „Hier geht es ja fast allen so, dass sie ohne Familie hier sind – es gibt kaum Day Students an der Brentwood College School. Somit leben die meisten hier auf dem Campus und es ist leicht, Kontakte zu knüpfen.“

Die Schule hat je vier Häuser für Mädchen und vier für Jungen. Lilian hat sich zum Glück gleich sehr gut mit ihrer Zimmernachbarin aus Vancouver verstanden. „Auch über gemeinsame Hobbies findet man hier schnell Anschluss“, rät sie. „Ich habe in meiner Tennismannschaft viele nette Freunde gefunden.“ Auch für andere sportliche oder künstlerische Leidenschaften hat die Brentwood College School zahlreiche Angebote. So können die Schüler beispielsweise Basketball, Golf, Eishockey oder Fußball spielen oder sich beim Theater, in der Rockband oder im Foto-Kurs ausprobieren.

Sportliche Leidenschaft

Lilians Tagesablauf beginnt morgens um sieben Uhr. „Ich stehe auf und treffe mich gegen 7:15 Uhr mit Freunden zum Frühstücken“, erklärt sie. „Dann mache ich mich auf meinem Zimmer fertig und dann ist Schule von 8:15 bis 13:15 Uhr.“ Neben ihren normalen Fächern hat Lilian nachmittags unterschiedliche Aktivitäten. Während sie montags, mittwochs und freitags eine Kunstklasse besucht und zum Rudern geht, spielt sie dienstags, donnerstags und samstags Tennis. „Das Leben im Internat gefällt mir sehr gut. Ich finde es cool, dass man seine Freunde ständig um sich herum hat“, schwärmt sie. „Es entwickelt sich wie eine eigene Familie. Ich habe auch sehr Glück mit dem Haus, es ist toll und die Mädchen sind hier sehr hilfsbereit und zuvorkommend.“

 

Gleich zu Beginn ihres Aufenthaltes auf Vancouver Island verbrachte Lilian das erste Ferienwochenende – Thanksgiving-Break – bei einer Mitschülerin aus ihrem Haus. Von Donnerstag bis Montag lebte sie bei Madisons Familie und erlebte den traditionellen Feiertag dort hautnah mit. „Es war total cool und ihre Familie war sehr nett“, erinnert sich Lilian. „Wir haben gemeinsam ein Kürbisfest besucht.“ Schon in den nächsten Ferien ging es für Lilian und einige internationale Mitschüler nach Victoria, die Hauptstadt British Columbias. „Das ist ein sehr schönes Städtchen und die fünf Tage dort waren toll“, sagt die 15-Jährige. „Wir haben uns in der Stadt umgesehen, haben Blumengärten besichtigt und waren viel am Wasser.“ 

Ausflug in den Schnee

Die langen Winterferien verbrachte Lilian gemeinsam mit ihrer Familie aus Deutschland in den USA. Im Januar hat sie nun die Möglichkeit, sonntags an Skitrips teilzunehmen. Am 30. Januar geht es zusätzlich für die gesamte Schule auf einen gemeinsamen Ausflug in den Schnee. Lilian findet, dass sie durch die Zeit an der Brentwood College School viel mehr aus sich rauskommt und ihre Schüchternheit abgelegt hat. „Man wächst mit dem Aufenthalt hier“, erklärt sie. „Man wächst sozusagen in die neue Rolle hinein. Auch wenn Heimweh schon eine Rolle spielt, wird man hier immer gut abgelenkt. Sobald man im Schulalltag ist, am Nachmittagsprogramm teilnimmt und seine Freunde um sich herum hat, geht das total.“