Louisa mit einem Rückblick auf ihr Auslandsjahr in Chilliwack

„Das war nicht das letzte Mal, dass ich in Kanada war.“

Während ihrer ersten Woche in Kanada konnte sich die 15-jährige Louisa aus Hamburg nicht vorstellen, fünf Monate zu bleiben. Doch am Ende ihres Auslandssemesters hätte sie gerne noch einmal um ein halbes Jahr verlängert. Nun ist die Gastschülerin wieder zuhause in Deutschland und blickt für Kanadablog.de auf ihre Zeit in British Columbia zurück. 

 


Liebe Louisa, danke, dass du dir Zeit genommen hast. Wir starten gleich rein in dein Kanada-Abenteuer. Wie ging das für dich los?

 

Mein Abschied aus Deutschland war eigentlich voll ok für mich. Ich hatte eine kleine Abschiedsüberraschungsfeier, bei der ich allen nochmal Tschüss gesagt habe. Und dann kamen meine engsten Freunde und meine Familie mit an den Flughafen, um mich zu verabschieden. Ich glaube, für mich war es nicht so schlimm, ich hab mich einfach auch sehr auf Kanada gefreut. Aber für meine Mama und meinen Papa war das schon sehr schwer. Für mich stand eben einfach die Freude im Vordergrund, weil ich den Kanadaaufenthalt schon eineinhalb Jahre lang geplant hatte und so lange drauf gewartet hatte – da war ich froh, dass es endlich losging. 

 

Du bist in Hamburg gestartet – wie war dein Flug? 

 

Der Flug hat klasse geklappt. Das war auch alles ganz toll organisiert von Breidenbach Education. Ich bin zusammen mit Helene und Marie geflogen, die auch Breidenbach-Teilnehmerinnen waren. In Frankfurt haben wir dann noch andere Gastschüler getroffen. Gemeinsam mit Sebastian, Rocco, Marco und Fiona sind wir alle zusammen nach Vancouver geflogen. Wir haben uns die ganze Zeit unterhalten, kennengelernt und ausgetauscht. Das war echt auch schön, denn es war mein allererster Flug. Deshalb war es schon ein gutes Gefühl, nicht alleine zu sein. Helene hatte ich sogar lustigerweise noch ein paar Wochen vorher am Gardasee getroffen. Wir waren zufällig zur gleichen Zeit am gleichen Ort am Gardasee. Wir haben uns getroffen und haben uns darüber ausgetauscht, was wir mitnehmen und wie wir uns vorbereiten. Ein paar Wochen später haben wir uns dann am Flughafen wiedergesehen. Das war schon lustig. 

 

In Kanada hast du ja in Chilliwack gelebt, einer Stadt in British Columbia. Wer war deine Gastfamilie und wie hat die die Gegend gefallen? 

 

Chilliwack ist etwas ländlicher, es gibt viele Felder und viel Landwirtschaft. Bis in die Innenstadt musste ich etwa zehn Minuten fahren. 

Ich habe dort bei einer Gastfamilie gelebt. Meine Gasteltern Carsten und Rochelle haben drei Kinder. Die Zwillinge Hanna und Olivia sind neun Jahre alt und Emily ist vier. Mein Gastvater hat als Architekt gearbeitet und meine Gastmutter hat sich sozial engagiert. Vancouver war etwas mehr als eine Stunde entfernt, doch ich bin es von zuhause gewohnt, nach Hamburg etwas länger reinzufahren. Deshalb war es für mich kein Problem, ab und an mit Freunden in die „Großstadt“ zu fahren. Am Anfang war meine Gastmutter da noch ein bisschen skeptisch aber nachdem ich das ein oder zweimal gemacht habe, ging das dann auch. Sie meinte, sie hatte noch nie eine Gastschülerin, die so oft nach Vancouver gefahren ist. 

 

 

Aber auch das Leben in der Gastfamilie hat dir gefallen, oder?

 

Ja, ich habe gemeinsam mit der Familie in einem kleinen Haus gewohnt, das relativ alt war. Aber es war echt gemütlich. Das komische war: Wir hatten das kleinste Haus von allen und hatten aber gleichzeitig immer Platz für die meisten Leute. Das war total schön. Rochelle hatte zum Beispiel fünf Geschwister, die waren dann alle zu Neujahr zu Besuch. Es war klein, aber es war immer was los. Richtig schön und familiär. Noch dazu hatte ich ganz spontan zwei weitere Gastschwestern. Eine Gastschülerin aus Dänemark und eine aus Spanien. Die hatten Probleme in ihrer Gastfamilie und dann ist meine Gastfamilie als Notfallfamilie eingesprungen. Die Spanierin lebt sogar immer noch in der Familie. 

 

 

Neben deiner Gastfamilie war natürlich auch die Schule ein wichtiger Bestandteil deines Schuljahres in Kanada. Wie ist es dir dort ergangen?

 

Mein Schulstart an der Chilliwack Secondary School ist echt gut gewesen. Die Schule ist echt toll. Allein optisch aber natürlich auch die Lehrer und das Kursangebot. Am ersten Schultag haben wir uns im Klassenzimmer getroffen und unsere Stundenpläne bekommen. Ich habe vier Fächer belegt: Sport, Psychologie, Mathe und Fotografie.  Nach einiger Zeit habe ich dann aber Mathe verlassen und bin zu Business und Marketing gewechselt. Die Ansprechpartnerin hat mir dabei sehr geholfen und alles hat gut geklappt. Welches Fach ich total empfehlen kann, ist Psychologie. Das ist der beste Lehrer – jeder der an diese Schule geht, sollte diesen Kurs machen. Und auch Fotografie hat total Spaß gemacht. Wir haben sogar unsere Fotos selbst in der Dunkelkammer entwickelt.

Die Schule in Kanada ist schon anders. Was ein besonderer Punkt für mich war, war, dass man dort nach dem Unterricht noch in der Schule bleibt. In Deutschland besuche ich keine AGs oder Sportaktivitäten. In Kanada hatte ich das Cross Country Running - was ich geliebt habe. Das war dreimal die Woche. Einmal gab es dann sogar ein Race. Und ich war bei den Championships, obwohl ich mich ganz knapp nicht qualifiziert hatte, aber ich durfte trotzdem mit. Das hat großen Spaß gemacht. Mit meiner Trainerin bin ich sogar immer noch in Kontakt. 

 

 

Hast du in der Schule auch Freunde gefunden?

 

Ja, schon.  Am Anfang war ich viel mit den Internationals zusammen. Ich habe mich super mit allen verstanden und alle waren echt nett zu mir. Aber ich habe mich wenig mit Kanadiern getroffen. Doch dann kamen immer mehr Kanadier zu meinem Freundeskreis dazu, sowohl durch die Schule als über das Cross Country Team. Mit den anderen Internationals – da waren viele Deutsche und Italiener – habe ich auch meist Englisch gesprochen. Das hat echt ganz gut geklappt. 

 

Was reizt dich an Kanada?

 

Kanada ist einfach ein wunderschönes Land, ganz anders als Deutschland. Auch die Städte sind ganz anders. Man kann es gar nicht richtig beschreiben, was es ist, aber ich habe es einfach sehr gemocht. Ich würde auch gern sehr bald wieder zurück. Auch weil die Leute dort supernett waren. Alle haben mich immer sehr freundlich aufgenommen und waren herzlich. Es herrschte immer eine lockere Atmosphäre und alle haben immer gefragt wie es mir geht und was ich mache. Sicher ist das ein stückweit oberflächlich aber dadurch fühlte ich mich irgendwie angekommen und konnte mich ungezwungen unterhalten. Das hat schon echt Spaß gemacht. 

 

Wie sah dein Alltag während des Auslandsaufenthaltes aus?

 

Mein Schulweg war ca. eine Viertelstunde und ich hatte jeden Tag bis 14:45 Uhr Schule. Abends stand um 17:30 Uhr das gemeinsame Dinner mit meiner Gastfamilie fest. Mein Nachmittag hat sich mit der Zeit gewandelt. Am Anfang hatte ich drei Mal in der Woche Cross Country Running. Danach war ich oft noch mit Freunden bei Starbucks. Später war dann kein Training mehr. Dann war ich im Gym an unserer Schule. Außerdem haben meine Freunde ich ich ab November beinahe jedes Spiel der Chilliwack Chiefs besucht. Da hatten wir viel Spaß, weil die meisten Spieler auch in unserem Alter waren, manche waren sogar auf unserer Schule. Wir waren sogar bei den Vancouver Giants – ich war total im Hockey Fieber. 

Abends habe ich dann meist noch mit meiner Gastfamilie geredet. Außerdem haben wir oft "Friends" oder "The Office" auf Netflix angeschaut. Das war echt lustig. Das war so etwas wie unser kleines Ritual. An den Wochenenden war ich selten zuhause. Ich war oft in Vancouver und in Victoria und Nanaimo. Außerdem beim Skifahren oder an irgendwelchen Seen. Eigentlich waren wir immer unterwegs. 

 

 

Was würdest du rückblickend als Fazit ziehen?

 

Nachdem ich die ersten paar Tage etwas Heimweh hatte, war das zum Glück schnell vorbei. Denn, sobald ich drin war und Freunde und einen geregelten Tagesablauf hatte, war es einfach nur toll. Ich habe sogar versucht das Auslandssemester zu verlängern, aber das hat leider nicht geklappt. Ich wollte gar nicht mehr weg. Ich bin froh, dass mein Englischlehrer uns damals von der Möglichkeit für das Auslandsjahr erzählt hat und dass ich Breidenbach Education gefunden habe. Das war einfach eine gute – vielleicht meine beste – Entscheidung bislang. Ich würde gern wieder zurück nach Kanada – vielleicht als Au Pair nach dem Abitur. Das war auf jeden Fall nicht das letzte Mal, dass ich in Kanada war.