Clara besucht eine Privatschule in Halifax
Seit Ende August lebt die 15-jährigen Clara aus Unterhaching nun in Halifax. Elf Flugstunden von ihrer Heimatstadt entfernt verbringt Clara in der kanadischen Provinz Nova Scotia ihr Auslandsjahr. Für Kanadablog erzählt sie von ihrer ersten Zeit, der Schule und ihrer Gastfamilie.
Liebe Clara, wie hast du deine Ankunft in Kanada erlebt?
Als ich hier in Halifax angekommen war, hat mich meine Gastfamilie am Flughafen abgeholt. Wir haben auf meine Koffer gewartet und sind dann nach Hause gefahren. Sie haben mir noch ein paar Sachen erklärt, aber es war hier schon nach Mitternacht, also sind wir alle ins Bett gegangen. Am nächsten Morgen wurden mir ein paar weitere Sachen erklärt (wie Tagesablauf, Hausregeln usw.) und wir sind alle zusammen nach Halifax gefahren und sie haben uns den Hafen und die Stadt angeschaut. In der Woche drauf war ich für die Welcome Week in der Schule und habe mich dort mit allem vertraut gemacht.
Du lebst bei einer Gastfamilie, kannst du ein bisschen was darüber erzählen?
Wir sind insgesamt zu viert. Die beiden Kinder sind schon erwachsen und ausgezogen. Der Sohn studiert an der Westküste und die Tochter wohnt 20 Minuten mit dem Auto entfernt und kommt gelegentlich zum Essen vorbei. Der Vater arbeitet für vier Monate und ist in der Zeit nicht zu Hause, danach kommt er für zwei Monate nach Hause. Die meiste Zeit sind es also nur meine Gastmutter und meine Gastschwester, die auch eine internationale Schülerin an der Sacred Heart School of Halifax ist. Sie kommt aus China und es ist ihr drittes Jahr hier, also kennt sie sich hier mit allem bereits aus und sie hilft mir, wenn ich Fragen habe. Meine Familie wohnt etwa 40 min von der Innenstadt entfernt und meine Gastmutter fährt uns jeden Morgen zur Schule, weil sie in der Nähe meiner Schule arbeitet. Wir gehen unter der Woche am Dienstag zusammen ins Fitnessstudio und am Wochenende gehen wir Wandern in den Hügeln hier oder wir gehen zu Festen, die es hier in der Nähe gibt. Meistens brauche ich aber das gesamte Wochenende, um meine Hausaufgaben zu machen, oder mich auf meine Tests für die kommende Woche vorzubereiten.
Welche Schule besuchst du während deines Auslandsjahres in Kanada?
Ich gehe auf die Sacred Heart School of Halifax in Halifax, Nova Scotia. Es ist eine private Schule, die früher eine reine Mädchenschule war. Seit einigen Jahren hat die SHSH die Fountain Academy of the Sacred Heart, der Teil der Schule, der nur für Jungs ist. Auf die SHSH gehen rund 600 Schüler - inklusive Elementary, Pre-Elementary und Fountain Academy. Mein Jahrgang hat ungefähr 27 Schüler. Wir sind zudem unterteilt in Klasse R und W.
Welche Klasse besuchst du?
Ich besuche die Klasse 10R. Wir sind 13 Mädchen. In Mathe, Science und Französisch sind die Klassen unterteilt in Academic und Advanced. (In meinem Mathe Advanced Kurs sind 18, in Science Advanced sind wir 12 und in Französisch Acadvanced sind wir 7). In Sport sind wir alle zusammen. In meinem Performing Arts Kurs sind wir nur 4. Spanisch ist ein Kurs mit 24 Schülerinnen.
Kannst du uns etwas über die verschiedenen Fächer erzählen?
Ich habe mit meiner Klasse Geschichte, Bio, English und Religion. Ich nehme zudem Science und Mathe Advanced, Französisch Academic, Performing Arts, Spanisch und P.E. Ich habe zudem EAL (English as additional language). Die meisten Kurse sind ähnlich aufgebaut wie die in Deutschland, nur Performing Arts und EAL kannte ich so noch nicht. In Performing Arts lernen wir Schauspiel Elemente, z.B. wie man richtig auf der Bühne steht, wie man die Stimme richtig einsetzt und so weiter. Wir lernen grade einen Monolog auswendig und performen den dann vor den anderen und der Lehrerin, um Feedback zu bekommen. In EAL wiederholen wir Schulstoff aus English oder Geschichte, zu dem ich evtl. Fragen habe. Außerdem bereite ich mich dort auf Tests vor.
Hast du schnell Freunde gefunden?
Durch die Welcome Week vor dem eigentlichen Schulbeginn, konnte ich viele International Students kennenlernen, die auch neu waren. Ich habe mich recht schnell mit den beiden Jungen aus Mexiko, den anderen Schülern aus Deutschland und den asiatischen Schülern aus der zehnten und elften angefreundet. Durch die kleinen Klassen konnte ich meine Klassenkameraden schnell kennenlernen. Ich würde sagen ich habe hier fast einen größeren Freundeskreis als in Deutschland.
Welche Clubs besuchst du außerhalb der Schule?
Ich besuche zweimal die Woche dienstags und donnerstags die „Band“. Band startet eine Stunde vor Schulbeginn, also muss ich an diesen Tagen früher aufstehen und selbstständig den Bus zur Schule nehmen. Am Mittwochnachmittag gehe ich in den Performing Arts Club, wo wir jede Woche verschiedene Spiele spielen, die alle irgendwas mit schauspielern zu tun haben. Wir haben z.B. einmal das Märchen "Goldlöckchen und die drei Bären" in verschieden Stilen aufgeführt. Freitagabend gehe ich mit meiner Gastschwester zum Tanzen in das Tanzstudio in der Nähe unseres Hauses. Ich habe außerdem vor, sobald die Ski-Saison beginnt, dem Skiclub beizutreten.
Hattest du bislang schon Heimweh?
Ich hatte noch nicht wirklich Heimweh, aber eine Freundin. Sie ist ebenfalls aus Deutschland und in meiner Stufe. Sie hatte am Abend Heimweh bekommen und mich darauf angerufen. Wir haben uns insgesamt so ungefähr zwei Stunden unterhalten und uns gegenseitig ermuntert und wir haben Erfahrungen ausgetauscht. Danach ging es uns beiden besser, obwohl ich persönlich noch nicht wirklich Heimweh hatte. Wenn mich etwas hier stört, auf Grund des Kulturschocks, rede ich mit meinen Freunden in Deutschland und es geht mir dann meistens besser. Ich rede auch einmal die Woche mit meiner Familie per Skype und ich schreibe öfters mit meinen Freunden. Aber ich hatte generell noch nie Heimweh. Ich glaube dadurch, dass ich hier so viel zu tun habe, habe ich gar keine Zeit darüber nachzudenken.
Was war bisher dein schönstes Erlebnis in Kanada?
Es war entweder das Camp 10 von der Schule oder das Sleep-over mit meinen Freunden. Wir hatten eine Art Schullandheim für 3 Tage, und sind dabei an einem Tag zu einem Kletterwald gegangen. Ich hatte eine wirklich sehr gute Zeit mit meinen Freunden dort. Außerdem war wie gesagt auch an einem Wochenende ein Sleep-over. Es war wirklich sehr lustig und ich habe es genossen.
Warum ist Kanada deiner Meinung nach prädestiniert für ein Auslandsjahr?
Kanada ist für deutsche Schüler eine gute Wahl. An meiner Schule sind Fächer wie Mathe und Science nicht besonders herausfordernd, da wir das allermeiste bereits gemacht haben, aber man vertieft den Stoff sehr. Die anderen Fächer sind alle okay von der Schwierigkeit. Nur in English und in Geschichte ist es ein wenig herausfordernder, da wir da teilweise auch Aufsätze und Essays schreiben müssen. Es ist insgesamt fordernd, aber man wird nicht überfordert und man bekommt Hilfe, wenn man sie braucht.
Vielen Dank, liebe Clara, für das informative Interview.