Ein halbes Jahr im Internat in Kanada

Ich war von September bis Dezember 2021 für vier Monate am Pickering College in Ontario. Das Internat liegt etwa eine Stunde von Toronto entfernt in einer sehr schönen Kleinstadt. 

 

In der 9. Klasse war an meiner deutschen Schule eigentlich ein Englandaustausch und in der 10. Klasse ein USA-Austausch geplant. Beides ist leider wegen Corona ausgefallen. Da ich aber unbedingt mehrere Monate in einem englischsprachigen Ausland verbringen wollte, bin ich auf die Idee gekommen, einen High School-Aufenthalt in Kanada zu planen.

 

Breidenbach hatte als reiner Kanadaspezialist die meiste Auswahl an Schulen und auch die Vorbereitung in Deutschland und Betreuung vor Ort in Kanada hat mir sehr gut gefallen. 

 

Ich bin gemeinsam mit einer weiteren Schülerin von Breidenbach Education zu meinem Internat angereist. Wegen Corona wurden wir vom Internat die ersten Tage in einem Quarantänehotel untergebracht. Ich hatte dort ein Einzelzimmer und war froh, dass ich erst einmal meinen Jetlag ausschlafen konnte, bevor die Schule losging. 

 

Im Internat wurden wir sehr herzlich empfangen. Zu Beginn gab es einige Teambuilding-Events und es fiel allen sehr leicht, Freundschaften zu schließen. Die meisten Schüler:innen im Internat waren internationale Gastschüler:innen. Ich hatte im Boarding eine sehr enge Freundschaft mit einer Mexikanerin geschlossen. Die Kanadier:innen leben i. d. R. in ihren Familien in der Umgebung und besuchen die Tagesschule. Dort habe ich auch eine sehr gute kanadische Freundin gefunden, die ich öfter zuhause besucht habe. 

 

Am Pickering College habe ich an einem Programm teilgenommen, bei dem besonders viele Ausflüge organisiert werden. Obwohl das durch Corona etwas eingeschränkt war, wurden Ausflüge zu den Niagara-Fällen, zur Eisbahn in Toronto und an Halloween in ein Gruselhaus unternommen. Mein schönstes Erlebnis war aber ein feierliches Christmas Bankett, das kurz vor Weihnachten im Speisesaal stattgefunden hat. Wir haben uns alle festlich angezogen und wurden mit mehreren Gängen richtig toll verwöhnt.

 

Meine große Leidenschaft ist das Eis- und Rollkunstlaufen. Auf dem Gelände des Pickering College gibt es eine eigene Eisbahn, auf der ich selbständig in meiner Freizeit trainieren konnte. Und ich konnte sogar in der Schule als Wahlfach Eiskunstlauf belegen. Schon von Deutschland aus hatte mir das Internat einen Kontakt zu einer Eiskunstlaufmutter vermittelt, die in dem Schulshop arbeitet. Sie hat mir dabei geholfen, dass ich mich schon von Deutschland aus bei einem Eiskunstlauf-Verein in der Nähe des Internats bewerben konnte. In Kanada hat sie mich dann drei Mal wöchentlich zum Training gefahren und mich bei allen Dingen rund um den Verein toll beraten.

 

In Kanada ist Eiskunstlauf ja viel populärer als bei uns in Deutschland und ich war sehr gespannt auf die Unterschiede beim Training. Das kanadische Training war dann auch ganz anders als das Training, wie ich es aus meinem deutschen Verein kenne. Es findet immer mindestens in Dreiergruppen statt und man hat verschiedene sehr spezialisierte Trainer:innen, z. B. Sprungtrainer, Schrittetrainer, Pirouettentrainer. Das kanadische Training hat mich sportlich sehr viel weitergebracht. 

 

Im Internat in Kanada ist alles deutlich geregelter, als an meiner Schule in Deutschland. Es gibt ein Duty Office im Boarding House, wo sich alle Schüler:innen abmelden müssen, auch wenn sie nur auf den Campus gehen wollen und es gibt festgelegte Study Times. Es gibt aber auch relativ viel Freizeit, die die Schüler:innen selbst gestalten können. In kleinen Gruppen durften wir sogar selbständig nach Toronto fahren. Es hat mir gut gefallen, dass ich immer mit meinen Freunden zusammen sein konnte und wir eine Art Ersatzfamilie waren. 

 

Die kanadischen Lehrer sind sehr darum bemüht, dass alle Schüler:innen den Stoff verstanden haben, bevor ein neues Thema begonnen wird. Außerdem ist die Kursauswahl deutlich größer als in Deutschland und man kann viele spannende Fächer belegen. 

 

Am Anfang war ich unsicher, ob meine Englischkenntnisse ausreichen würden, um dem Unterricht folgen zu können und Freundschaften zu schließen. Das war aber glücklicherweise überhaupt kein Problem. Natürlich hat sich mein Englisch während meines Aufenthalts in Kanada sehr verbessert. Ich kann mich nun in allen Alltagsdingen sehr gut und fließend ausdrücken. Das lernt man in der Schule in Deutschland nicht. Dort werden eher Themen besprochen, die im Alltag nicht verwendet werden.

 

Am Anfang war es für mich ungewohnt, dass ich nicht jederzeit meine Eltern um Rat fragen konnte. Alleine Entscheidungen zu treffen, viel mir zu Beginn etwas schwer. Durch meinen Aufenthalt im Internat in Kanada bin ich auf jeden Fall selbständiger geworden und traue mir jetzt deutlich mehr zu.