Klara verbringt ihr Auslandsjahr im Internat und bei einer Gastfamilie

Das Beste aus beiden Welten

Drummondville ist eine 75.000-Einwohner-Stadt im Südosten von Québec. Hier verbringt die 15-jährige Klara aus München ihren Auslandsaufenthalt. Seit Februar lebt Klara nun schon in Drummondville – abwechselnd im Internat und bei einer Gastfamilie. „Ich bin für fast fünf Monate hier“, erklärt sie. „Mein Leben hier spielt sich halb im Internat und halb bei einer Gastfamilie ab.“
Klaras Gastfamilie, das sind: Marice und Serge und die drei Kinder Louis (9), Elena (6) und Philippe (4). „Das Haus meiner Gastfamilie ist schön und groß und alle Familienmitglieder sind nett“, erzählt Klara. „Ich fühle mich wirklich wohl.“ Unter der Woche lebt Klara im Internat – im Collège Saint-Bernard.

 

Das Internat wurde 1962 gegründet und verfügt über ein Hallenbad, drei Sporthallen und einen großen Fußballplatz. Der Campus grenzt direkt an den Rivière Saint-François – von der Cafeteria aus haben die Schülerinnen und Schüler einen wunderbaren Blick auf den Fluss. „Ich bin an einem Samstag hier angekommen“, erinnert sich Klara. „Und montags ist gleich die Schule gestartet. Ich bin also mitten ins laufende Schuljahr gekommen. Ich muss aber sagen, dass ich das meiste, was wir hier machen schon aus Deutschland kenne. Deshalb bin ich in Mathe nun auch in den fortgeschrittenen Kurs gewechselt.“ Nun ist Mathe wieder eine Herausforderung für die 15-Jährige. 

 

Moderne Lernmittel

Anfänglich war es für Klara ungewöhnlich, dass an ihrer kanadischen Schule viel mit neuen Medien gearbeitet wird. Alle Klassenzimmer sind mit Smartboards und Beamern ausgestattet. „Wir arbeiten eigentlich nur an Computern. Wir schreiben zwar manchmal etwas in Hefte aber es gibt keine Arbeitsblätter oder so“, sagt sie erstaunt. „Und auch der Umgang mit den Lehrern ist ganz anders. Sie sind viel offener und scherzen mit den Schülern – eine richtig persönliche Ebene.“

 

Im Internat beginnt Klaras Tag um sieben Uhr, bis acht hat sie Zeit zu frühstücken und um 8:40 Uhr beginnt die Schule. Die Mädchen und Jungen wohnen getrennt in komfortablen Boarding-Häusern. Es herrscht eine familiäre, warme Atmosphäre und es steht jederzeit ein Ansprechpartner bei Sorgen und Nöten zur Verfügung. „Wir lernen bis 15:40 Uhr und danach haben wir noch einmal eine Stunde Zeit zum Selbstlernen“, erklärt die 15-Jährige. „Das ist Pflicht. Abends gibt es dann manchmal Aktionen wie Kino oder wir treffen uns nach dem Essen in der Sporthalle und spielen Basketball oder sitzen einfach nur zusammen.“  

Zahlreiche Wahlfächer und Sportangebote

Die regulären Pflichtkurse der Schule werden durch zahlreiche Wahlfächer wie Tanz, Sport oder Musik ergänzt. Das große, reguläre Sportangebot am Collège Saint-Bernard bietet unter anderem Badminton, Basketball, Schwimmen, Tennis oder Golf. Daneben gibt es den Yearbook-Club, die Organisation von Fashion-Shows oder Gemeinschaftsprojekte wie der “Cup Song“.  Insgesamt leisten Lehrer und Schüler gemeinsam 5.000 Stunden ehrenamtliche Arbeit pro Schuljahr. Klara spielt Tennis und hat einmal in der Woche einen speziellen Französisch-Kurs nach der Schule. „Freitags holt mich dann meine Gastfamilie ab und wir machen oft Ausflüge“, erzählt die Münchnerin. „Am Sonntag abend oder Montag früh geht es dann wieder zurück ins Internat.“

 

Im Internat wohnt sie mit einem weiteren Mädchen in einem Zimmer „Die ist eigentlich sehr nett, ich werde aber trotzdem bald wechseln. Das liegt aber eher an ihren Freundinnen. Da gab es ein paar Probleme“, erklärt Klara. „Heimweh habe ich aber trotzdem nicht. Ich will nicht nach Hause, auch wenn es mal schwierige Momente gab. Klar wäre es dann leichter mit Freunden oder Familie, mit denen man sich austauschen kann. Das vermisse ich – aber ich will nicht weg von hier.“

Gefühl der Vorfreude

Obwohl ihr Abschied aus Deutschland schwer war, ist Klara froh, den Schritt nach Kanada gewagt zu haben. „An meiner Abreise war ich schon irgendwie traurig. Ich musste, dass ich meine Eltern nun ein halbes Jahr nicht sehe, das ist schon irgendwie ein hartes Gefühl“, erinnert sie sich. „Aber trotzdem habe ich mich gleichzeitig gefreut. Bei mir war es so, dass ich ins Flugzeug eingestiegen bin und habe noch an meine Eltern gedacht und dann im Lauf der Reise ist das Gefühl dann in Vorfreude umgeschwenkt.“

 

Schon am Abend vor ihrer Abreise hatte sich die 15-Jährige von ihren Freunden verabschiedet, die beiden besten brachten sie aber sogar noch zum Zug nach Frankfurt. „Der Flug hat gut geklappt, ich musste auch nicht umsteigen – alles war eigentlich ziemlich leicht“, überlegt Klara. „Wobei: Bei mir hat die elektronische Einreise irgendwie nicht geklappt. Das hat es für mich aber sogar leichter gemacht, weil ich nicht alles selbst ausfüllen musste, sondern ein Zollbeamter das für mich gemacht hat.“

Erste Kontakte

Nun ist ihre Anreise schon ein paar Wochen her und die Gastschülerin hat bereits viele Kontakte geknüpft. „Ich weiß nicht, ob das schon Freunde sind. Aber ich habe schon Leute, mit denen ich beim Essen sitze auch im Internat zusammen bin“, erklärt sie. „Ich habe mich aber noch nicht außerhalb der Schule mit jemandem getroffen. Das ist auch ziemlich schwierig, weil ich am Wochenende quasi nie da war – weil meine Familie etwas mit mir unternommen hat.“

 

Trotzdem hat die Annäherung an die anderen Schülerinnen und Schüler gut geklappt: „Man muss einfach offen sein“, weiß Klara. „Viele Schüler kommen auf einen zu. Sie haben ein gewisses Interesse und man muss dieses Interesse versuchen, aufrecht zu erhalten. Also man sollte nicht nur das beantworten, was sie fragen, sondern drauf eingehen und ein richtiges Gespräch beginnen.“ Nun war Klara auch schon mit den anderen Internationals auf einem gemeinsamen Ausflug. „Das war sehr cool, wir waren alle zusammen Skifahren“, verrät sie. „Einmal im Monat treffen wir uns alle gemeinsam.“ Und auch mit ihrer Gastfamilie war Klara schon Skifahren oder hat umliegende Städte besucht.