Merry Christmas in Kanada

Julia, Nils, Nithusha und Teresa erzählen von ihren Weihnachtstagen

Julia kommt aus der Nähe von Regensburg und wohnt seit den Sommerferien für ein Jahr in Barrie (Ontario). Die Stadt liegt am Lake Simcoe und hat eine wunderschöne Uferpromenade. In der Weihnachtszeit werden die Bäume entlang des Sees mit vielen verschiedenfarbigen Lichtern geschmückt. „Außerdem stehen dann auch viele Leuchtfiguren am Ufer“, erklärt Julia. „Das Ganze heißt Barrie Festival of Trees.“ Noch bis Silvester bleibt die Beleuchtung erhalten. Weihnachten verbrachte Julia mit ihrer kanadischen Gastfamilie und Onkels und Tanten aus der Region. Am Heiligen Abend gab es ein leckeres gemeinsames Abendessen und ein paar Geschenke“, erzählt Julia. 

 

Weihnachtslandschaft in Kanada British Columbia
Weihnachtszeit in Kanada - auch für unsere Austauschschüler eine wunderschöne Zeit

„Am nächsten Morgen waren meine Gastgeschwister schon so früh wach und konnten es nicht mehr erwarten, dass sie fast alle Geschenke ohne mich ausgepackt haben.“ Dieser Übermut endete für eines der Kinder im Krankenhaus: „In dem Chaos hat sich mein Gastbruder beim Spielen den Arm gebrochen“, erinnert sich Julia. „Trotzdem war es aber für uns alle ein tolles Weihnachtsfest mit vielen Geschenken.“

 

Auch Nils genoss sein Weihnachten in St. John's (Newfoundland) – die Stadt gilt als die älteste Nordamerikas. An einem sonnigen Heiligabend ging die gesamte Familie zum Schlittenfahren in den Park und danach zum Turkey-Dinner mit Onkels und Tanten, Großeltern, Brüdern und Schwestern. „Nachdem wir von Onkel Wally und Tante Rochell wieder zu Hause waren, kam sogar noch die Nachbarfamilie für ein paar Stunden vorbei, da war schon was los“, erzählt Nils begeistert. „Am nächsten Morgen wurden dann endlich die Geschenke geöffnet.“ Dazu standen alle ganz früh auf und beschenkten sich gegenseitig: „Allen haben meine Geschenke gefallen und sogar ich habe Geschenke bekommen“, freut sich Nils. „Das hatte ich gar nicht erwartet.“ Genau wie zu Thanksgiving gab es bei den Gast-Großeltern wieder einen großen Truthahn – dazu kamen Nils’ Gastonkel und -Tante und deren Söhne Garrett und Griffin. Nach dem gemeinsamen Essen setzten sich alle ums Feuer und sangen Weihnachtslieder, danach wurde die andere Großmutter besucht. „Am Abend waren wir dann alle richtig müde“, erzählt Nils. „Am 26. haben wir dann nur ausgeruht nach all dem Schlemmen und Feiern.“

 

Für Nithusha aus Mülheim an der Ruhr hatte das Weihnachtsfest zwei Seiten. Sie lebt seit Sommer 2016 in Claresholm (Livingstone Range), einer Kleinstadt in Alberta, die rund eine Stunde von Calgary entfernt liegt. Noch bis Anfang Februar ist die 17-Jährige dort und genießt die Zeit ihres Auslandssemesters mit Breidenbach Education

 

„Ich hatte eigentlich erwartet, dass Weihnachten genauso wie in Deutschland ablaufen wird“, erzählt sie. „Doch es war ganz schön anders: Los ging die Weihnachtsstimmung damit, dass es am 23. Dezember zu schneien begann, schon Tage vorher sind wir auch singend durch die Straßen gezogen, um die Menschen in Weihnachtsstimmung zu versetzen.“ Anders als in Deutschland wurde am 24. Dezember nichts Besonderes unternommen: „Es war ein ganz normaler Tag, wir haben nur unsere letzten Vorbereitungen für den nächsten Tag gemacht, denn der ist in Kanada der ganz besondere Weihnachtstag.“ Am nächsten Morgen weckten Nithusha und ihre Gastgeschwister die Eltern, denn über Nacht war ja schließlich „Santa“ zu Besuch gewesen. „Wir haben alle gemeinsam unsere Geschenke geöffnet und sind dann in die Kirche gegangen – um neun Uhr morgens“, erklärt Nithusha. „Das Weihnachtsessen war ein großer Truthahn, genau wie zu Thanksgiving, den haben wir gemeinsam im Haus der Großmutter gegessen. Dort gab es auch noch mehr Geschenke, es war ein bisschen wie beim Wichteln in Deutschland.“ Am Abend ging es für alle früh ins Bett, denn am nächsten Tag wartete eine große Aufgabe auf sie: Es war Zeit, auch Anderen eine Freude zu machen. 

„Wir haben am Morgen des 26. Dezember Essen für Obdachlose ausgegeben – ich muss sagen, das war für mich der beste und schönste Teil von Weihnachten“, erinnert sich Nithusha. „Es war einfach toll wie dankbar und glücklich alle waren. Das ist eine klasse Tradition.“

Auch Teresa hat eine neue Tradition kennengelernt. Gemeinsam mit ihrer Gastfamilie lebt sie in Vernon (British Columbia) und hat dort in diesem Jahr selbst den Weihnachtsbaum geschlagen. „Es war super“, erzählt sie. „Gemeinsam mit meinen Gastschwestern Nathalie und Chantal und meinem Gastvater sind wir losgefahren, um den Baum zu holen.“ Auf einem Feld in der Nähe hatte eine Familie nämlich privat Tannenbäume angepflanzt – eine riesige Anlage mit großen und kleinen Weihnachtsbäumen. „Es waren so viele. Wir sind eineinhalb Stunden rumgelaufen und haben uns die verschiedenen Bäume angeschaut“, lacht Teresa. „Erst dann haben wir den richtigen gefunden.“ Gemeinsam mit ihrem Gastvater sägte Teresa dann den Baum ab. Beim Transport der Tanne fühlte sie sich an einen Film erinnert. „Der heißt ‚Schöne Bescherung’ und ist einfach lustig“, erzählt sie. „Da findet die Familie nämlich auch den perfekten Baum und bindet ihn dann aufs Auto. Und genau das haben wir auch gemacht, es war einfach urkomisch.“

Daheim wurde der Baum dann im Wohnzimmer aufgestellt und geschmückt. „Er ist super schön geworden“, findet Teresa. „Es war auch schön, dass Nathalie noch beim Aussuchen dabei war, denn sie ist ja dann über Weihnachten zu ihrer Familie nach Mexiko geflogen.“ Doch das Haus war deshalb nicht leer: Teresas Gastbruder Devin kam aus Prince George nach Vernon und auch die Großeltern, Onkels und Tanten waren zu Besuch. „Es war schön, dass Devin da war. Er ist ja sonst immer an der Uni. Er ist ein korrekter Typ und wir waren sogar gemeinsam Skifahren“, freut sich Teresa. „Das ist hier schon sehr cool. Es gibt viele doppelt schwarze Pisten. Da ist jeder Run einmalig und es ist immer spannend, jede Abfahrt ist ein kleines Abenteuer.“ 

Am 24. Dezember hat die 16-Jährige mit ihrer Familie daheim einen Film geschaut und danach ging es für alle hoch auf den Berg zum Tubing. „Dabei fährt man mit einem Gummireifen den Berg runter“, erklärt Teresa. „Das war zwar nicht sonderlich besinnlich aber sehr cool.“ Am nächsten Morgen wurden dann gegen 11 Uhr die Geschenke ausgepackt – jeder beschenkte sich dabei gegenseitig und die Gastfamilie ist sehr großzügig: „Ich habe Klamotten und Parfüm bekommen“, erzählt Teresa. „Da war ich echt begeistert. Am Morgen des 25. Dezember zu feiern war echt auch eine sehr schöne Erfahrung, ich war total gerührt von der schönen Atmosphäre.“ Das Allerschönste war für Teresa aber, dass es weiße Weihnachten gab. „Schnee gehört einfach zu Weihnachten dazu“, findet sie. „Und natürlich gutes Essen: Am 25. Dezember gab es bei uns Turkey mit verschiedenen Saucen und außerdem noch anderes Fleisch. Meine Gastfamilie hat sich viel Mühe mit dem Essen gegeben und der Tisch war toll gedeckt.“ Am Nachmittag spielten dann alle gemeinsam Karten und während Teresa anfangs immer verloren hatte, wurde sie von Mal zu Mal besser. „Am Schluss habe ich sogar einmal gegen den Großvater gewonnen“, freut sie sich. Das war schon lustig.“ Am Abend sorgte dann Teresa für die richtige Musik: Sie schloss das Handy an die Anlage an und spielt die Lieder, die ihr Vater ihr extra geschickt hat. Neue und alte Weihnachtssongs aus Deutschland und der Welt schallten durchs Wohnzimmer. „Alle haben richtig getanzt, es war eine ausgelassene Stimmung“, erinnert sich Teresa. „Das kenne ich bei uns von Weihnachten nicht so. „Man ist so richtig frei und sorgenlos – und eben einfach ausgelassen. Es war ein tolles Weihnachtsfest.“