Eine große Entscheidung

Paula verlängert ein halbes Jahr in Jasper

Ein halbes Jahr in Kanada – das war zu Beginn Paulas Plan. Hier kann man mehr über die ersten Wochen ihres Auslandssemesters lesen. Doch mit der Zeit, die sie bei ihrer Gastfamilie in Jasper (Alberta) verbrachte, wurde ihr klar: Ein halbes Jahr? Das reicht mir nicht. „Es gefällt mir hier so gut, dass ich beschlossen habe, zu verlängern“, berichtet sie. „Ich habe nämlich das Gefühl, mich jetzt so richtig eingelebt zu haben. Ich komme super mit meiner Gastfamilie, mit der Sprache und in der Schule klar - jetzt gehen zu müssen, wäre irgendwie echt schade.“ 

 

Ihre Entscheidung wirkt sich auch auf ihr Leben in Deutschland aus: „Ich muss dann halt zuhause eine Klasse wiederholen, gehe dann sozusagen einen Jahrgang zurück“, erklärt sie. „Das wird bestimmt schwer, wenn ich wiederkomme und meine Freunde über mir sind. Aber es ist einfach eine so tolle Chance hier zu sein.“ Denn auch wenn sie dafür eine Klassenstufe in Deutschland wiederholen muss, ist sich Paula sicher: Sie würde allen Gastschülern empfehlen, für ein ganzes Jahr nach Kanada zu gehen. 

 


Keine Zeit für Heimweh

So kann Paula nun noch ein weiteres halbes Jahr in Jasper verbringen. Denn auch Heimweh ist kein Thema für die 16-Jährige. „Jetzt war ja gerade Weihnachten und ich hatte ein wenig Angst, dass ich in dieser Zeit Heimweh bekommen könnte“, erinnert sie sich. „Aber es kamen so viele Verwandte meiner Gastfamilie und wir haben viel zusammen gefeiert. Da war so viel los, dass ich gar nicht dazu gekommen bin, Heimweh zu bekommen. Ich fühle mich mit der Gastfamilie einfach wohl.“

 

Auch an Silvester erinnert sich Paula gerne zurück. Zusammen mit ihren Freundinnen hat die 16-Jährige ins neue Jahr gefeiert und eine spontane Übernachtung organisiert. „Wir haben gemeinsam einen Film geschaut und es war wirklich nett“, sagt die Schülerin. „Und auch in den Weihnachtsferien habe ich viele tolle Dinge erlebt.“

Viel Spaß beim Wintersport

Grund für die tollen Erlebnisse war vor allem der beeindruckende Winter und die tolle Umgebung von Jasper. „Ich den Ferien war ich sehr viel Skifahren“, erzählt Paula. „Hier in der Nähe ist nämlich gleich ein super Skigebiet.“ Von Jasper aus fährt drei Mal täglich ein Bus ins Skigebiet. „Dort ist es nicht so voll und man muss nicht an den Liften anstehen. Das ist echt großartig“, findet die Gastschülerin. „Es gibt verschiedene Pisten für Anfänger und Fortgeschrittene. Man kann dort gut Skifahren lernen, aber auch für die, die es schon gut können, gibt es viele Möglichkeiten. Ich war oft mit meinem Gastbruder dort oder mit Freunden oder Leuten, die ich da getroffen habe oder sogar auch mal alleine. Das hat großen Spaß gemacht.“ 

 

Neben dem alpinen Skifahren hatte Paula auch noch ein tolles Erlebnis beim Schlittschuhlaufen. „Bevor es in Jasper begonnen hat, zu schneien, wurde es richtig kalt – etwa minus 20 Grad in der Nacht“, erzählt sie. „So kalt habe ich es noch nie erlebt. Aber alle hier sagen, dass es noch kälter wird – bis zu minus 30 Grad. Das kann ich mir im Moment gar nicht vorstellen.“ Die große Kälte führte aber dazu, dass die Seen rund um Jasper zugefroren waren. Paula und ihre Freunde hatten so ein ganz besonderes Erlebnis: „Jasper liegt ja mitten im Nationalpark und bevor der erste Schnee gefallen ist, Anfang Dezember, waren wir auf einem der vielen Seen Schlittschuhlaufen und es war so toll. Bei uns zuhause in Bremen gibt es keine Natur wie hier. Wir hatten so viel Platz auf dem See, kilometerweit für uns alleine. Das Eis war superklar und wir konnten bis auf den Grund sehen – es war total beeindruckend.“ 

Kleine und persönliche Schule

Nach den Weihnachtsferien hat für Paula und ihre Mitschüler die Schule wieder begonnen. Auch an der Jasper Senior High fühlt sich die 16-Jährige sehr gut. „Die Schule ist ganz anders als in Deutschland“, erzählt sie. „Sie ist viel kleiner und persönlicher. Ich habe das Gefühl, dass jeder jeden kennt.“ Paula besucht in diesem Semester die Kurse: Kochen, Sozialkunde, Mathe und Englisch. Vor allem Kochen hat es ihr angetan: „Kochen ist eines meiner absoluten Lieblingsfächer. Es macht superviel Spaß“, erzählt sie. „Wir haben verschiedene Themen, zu denen wir Gerichte kochen. Zum Beispiel ‚Fruits and Vegetables‘ oder ‚Snacks and Appetizers‘. Dabei wechseln wir immer die Gruppen durch. Das werde ich in Deutschland sicher sehr vermissen. Bis zum Ende des Semesters geht es jetzt beim Kochen um typisch kanadisches Essen. Zum Beispiel Nanaimo Bars, Poutine und so weiter. Darauf bin ich schon sehr gespannt.“ 

 

Im Februar beginnt dann Paulas zweites Semester an der Jasper Senior High – dann wechseln auch die Fächer. Bis dahin lernt sie in Sozialkunde noch viel über die Globalisierung. „Das macht viel Spaß“, findet sie. „Der Unterricht ist ganz anders gestaltet und nicht so trocken wie in Deutschland.“ Und auch wenn Mathe für Paula am Anfang aufgrund der Sprache etwas schwieriger war, geht es jetzt schon viel besser. „Ich musste zu Beginn einiges Nacharbeiten aber jetzt geht es ganz gut.“ Im Englisch-Unterricht haben Paula und ihre Mitschüler zuletzt Herr der Ringe gelesen – die 16-Jährige hat das Gefühl, dass sich ihr Englisch schon sehr verbessert hat.“

Eine einmalige Chance

Für Paula ist es schwer, ein Erlebnis zu benennen, das ihr in Kanada bislang am besten gefallen hat. „Ich habe hier so viele tolle Momente. Mit Freunden, mit meiner Gastfamilie, an der Schule oder in der Natur – es gefällt mir supergut“, lacht sie. „Ich könnte spontan nichts Negatives über mein Auslandsjahr sagen. Es gibt hier kaum etwas, das ich unglaublich vermisse – außer vielleicht Schwarzbrot. Klar fehlen mir meine Freunde und Familie, wirkliches Heimweh habe ich aber nicht. Ich bin einfach so froh, dass ich mich dazu entschieden habe, für ein ganzes Jahr zu bleiben. Das ist eine einmalige Chance und war glaube ich wirklich die beste Entscheidung meines Lebens.“ 

 

Während ihrer Zeit in Jasper, in der sie auf sich gestellt ist, hat die 16-Jährige gelernt, sich selbst zu vertrauen. „Ich glaube schon, dass mich die Zeit hier verändert. Das ist ja auch ein Grund dafür, ein Auslandsjahr zu machen“, erklärt sie. „Um eigene Erfahrungen und Eindrücke zu sammeln. Um sich selbst zu verändern, um selbstbewusster und offener zu werden – und auch um die Sprachkenntnisse zu verbessern. Das alles hat bei mir geklappt, man lernt wirklich superviel.“