Blog-Beiträge aus dem Schuljahr 2018/2019

Sonja besucht eine High School in Neufundland

Skandi-Flair beim Auslandsjahr in Kanada

Gastschülerin Sonja aus München ist 16 Jahre alt und hat die vergangenen neun Monate in Mount Pearl in der kanadischen Provinz Neufundland verbracht. Nun geht es für die Jugendliche wieder zurück nach Deutschland. 



Hallo Sonja, schön, dass du dir die Zeit für ein Interview nimmst. Gehen wir in Gedanken noch einmal ganz zurück: Wie kam es dazu, dass du ein Auslandsjahr in Kanada gemacht hast?

 

Ich wollte immer schon ein Auslandsjahr machen. Ich finde es schön, eine andere Kultur kennenzulernen, die Perspektive zu wechseln und natürlich wollte ich auch meine Sprachkenntnisse verbessern. Die USA hat mich nicht angezogen – von Anfang an habe ich zwischen Kanada und Großbritannien hin und her überlegt. Ich war aber schon immer ein großer Kanada-Fan. Die Weite hat mich fasziniert, die verschiedenen Regionen und Provinzen. 

 

Dann hast du dich für Neufundland entschieden...

 

Genau. Das Team von Breidenbach Education hat mir drei Standorte vorgeschlagen und ich habe mich schnell für Neufundland entschieden. Ich habe gehört, dass das ein bisschen anders ist als der Rest von Kanada. Ich wollte wissen, was das heißt. Die Provinz sollte sehr klein sein und einen skandinavischen Touch haben. Außerdem sollten die Leute in Neufundland noch netter sein als sowieso schon in Kanada. Das Küstenklima am Atlantik hat mich auch total fasziniert. Die Nähe zum Meer ist schön, das macht mich glücklich.

 

War es trotzdem schwierig für dich, Deutschland und deiner Familie und Freunden den Rücken zu kehren?

 

Mein Abschied aus Deutschland lief an verschiedenen Tagen ab. Ich musste mich erst von meinen Freundinnen verabschieden, da die in den Urlaub gefahren sind. Da konnte ich es noch gar nicht so realisieren, dass ich sie für ein Jahr nicht sehen werde. Ich war noch nicht so traurig, doch je näher die Abreise rückte, desto trauriger wurde es. Der schwerste Abschied war von meinem Bruder, weil wir uns total nahestehen. Er ist noch mit zum Flughafen gekommen und ich bin dann mit meinen Eltern nach Dublin geflogen. Es war gut, dass ich nicht allen drei gleichzeitig Ciao sagen musste. Meine Eltern habe ich dann in Dublin verabschiedet. Meine Hauptgedanken waren dann die Aufregung und das, was auf mich zukommt. Als ich von Dublin nach Kanada geflogen bin, war es irgendwie gar nicht schwer. Ich habe mich gefreut, dass ich in fünf Stunden meine Gastfamilie sehen werde. Ich konnte gar nicht mehr traurig sein, sondern habe mich einfach nur noch gefreut. 

 

 

 

Hat bei deiner Einreise alles geklappt?

 

Der Flug hat super geklappt; nur zwischendurch hatte ich Panik, weil ich einen Zettel nicht ausgefüllt hatte und ich hatte keinen Stift. Meine Sitznachbarin auch nicht und nach zehn Minuten hatte ich endlich einen Stift gefunden. Als ich dann am Ende sah, dass es dort bei der Abgabe auch Stifte gab, musste ich etwas über mich selbst lachen. Es war unnötig, sich solchen Stress wegen eines Stiftes zu machen. Bei der Ankunft wurde ich dann lange von einem Beamten durchgecheckt, der hat dann sogar meiner Gastmutter noch dazu geholt. Als sie da war, ist mir ein Stein vom Herzen gefallen, denn irgendwie wusste ich: jetzt habe ich ein Zuhause. Sie wirkte vom ersten Augenblick an sehr sympathisch. 

 

Wer gehört noch zu deiner Gastfamilie?

 

Gale und Don sind meine Gasteltern. Gale, meine Gastmutter, ist meist zuhause. Don arbeitet im Hafen. Er ist oft weg und kommt kurz vor dem Abendessen nach Hause. Ich verstehe mich richtig gut mit ihnen. Meine Gasttante Karen wohnt hier auch mit uns im Haus. Ich habe mich hier richtig schnell wohl und wie zuhause gefühlt. Ich habe noch eine spanische Gastschwester, sie heißt Marina. Wir verstehen uns richtig gut und machen fast alles zusammen. Außerdem haben wir auch dieselben Freunde. Und das ist einfach schön.

 

Wie und wo lebst du in Kanada?

 

Hier in Kanada in Neufundland lebe ich in der zweitgrößten Stadt, Mount Pearl. Die hat aber trotzdem nur 23.000 Einwohner, also nicht so groß. Mount Pearl liegt im Osten der Halbinsel Avalon, südwestlich vom Stadtzentrum der Provinzhauptstadt St. John’s. Aber wir haben Busse und damit kommt man meist überall hin oder man kann auch laufen wenn das Wetter nicht zu schlecht ist. Unsere Gasteltern fahren uns auch manchmal wohin. Mount Pearl bietet Kleinstadtfeeling, eine andere Erfahrung im Gegensatz zu München. Wir wohnen in einem Haus mit den Gasteltern und der Tante. Außerdem wohnt unter dem Haus noch die Tochter unserer Gasteltern – sie kommt oft zu Besuch. Wir verstehen uns gut mit ihr, sie ist total lustig. Marinas und mein Zimmer sind nebeneinander, das finde ich cool. 

 

Und wie kommst du mit den anderen Leuten zurecht?

 

Mein erster Eindruck von Land und Leuten war super. Jeder war richtig freundlich und total viele sagen „Honey“ oder solche Bezeichnungen zu einem und da fühlt man sich gleich so eingeschlossen, angekommen und angenommen. Einfach als ein Teil der Gesellschaft. Deshalb hatte ich gleich einen guten Eindruck. Wir sind dann am ersten Tag gleich alle zusammen zu den Hauptattraktionen der Umgebung gefahren. 

 

Hast du dich schnell ans kanadische Schulleben gewöhnt?

 

An unseren ersten Schultag habe ich eine lustige Erinnerung. Noch vor Beginn der ersten Stunde bin ich mit meiner Gastschwester Marina zu Tim Hortons gegangen. Wir wussten, dass das hier in Kanada ein großes Ding ist und haben uns ein Getränk bestellt. Sie einen Ice Cappucino und ich eine Frozen Lemonade. Und diesen Drink bestellen wir uns bis heute immer wieder. Danach sind wir dann zu einem Orientation-Day gegangen. Das war ein interessanter Tag. Danach ging der Unterricht los und schon am zweiten Tag habe ich ein Mädchen im Mathe-Unterricht getroffen, mit der ich mich gut verstanden habe. Sie hat mich angesprochen und gefragt ob ich neu bin, dann haben wir viel und lange geredet und ich konnte sogar ihren Spind mitbenutzen. Das Mädchen heißt Megan und wir sind immer noch sehr gut befreundet. Die schule hier unterscheidet sich sehr vom Unterricht in Deutschland. Hier habe ich nur sieben Fächer. Das Notensystem ist auch anders, es wird nach Prozenten benotet. Außerdem verstehe ich mich hier mit den Lehrern viel besser als zuhause.  Man macht sogar Scherzen mit ihnen... Das ist ganz anders. 

 

Belegst du auch andere Fächer als in Deutschland?

 

Ich belege Mathe und Englisch, Chemie und kanadische Geschichte. Außerdem noch Career Development. Da geht es darum, herauszufinden, wo meine Talente liegen und mich mit Finanzen und Arbeitsgesetzen auseinanderzusetzen. Außerdem haben wir in dem Fach oft Gastredner, die von ihrer Arbeit erzählen. Das finde ich richtig toll. Wir hatte auch schon Leute von verschiedenen Universitäten hier. Außerdem besuche ich die i-music-Klasse. Dort machen wir Musik am Computer, schreiben selbst Musik und nehmen kleine Hörspiele auf. Das macht total Spaß. Ein interessantes Fach ist auch „Family and Relations“ – da haben wir zum Beispiel mal eine Woche eine Babypuppe gehabt, die sich benommen hat wie ein echter Säugling. Das war echt anstrengend – auch interessant – aber ich will das nicht nochmal machen. Neben meinen normalen Fächern habe ich auch bei einem Theaterstück mitgemacht. Ich war total happy, dass ich durch die Auditions gekommen bin. Wir waren sogar bei einem Drama Festival dabei und ich hatte eine Hauptrolle. Das Stück haben wir gemeinsam geschrieben und mit vielen aus dem Kurs bin ich noch gut befreundet. 

 

Das hört sich toll an, du scheinst schnell viele Freunde gefunden zu haben.

 

Ja, wir haben eine richtige Freundesgruppe: das sind meine Gastschwester Marina und ich, ein paar Kanadierinnen, Megan, eine Deutsche und eine Mexikanerin. Dass auch eine Deutsche in der Gruppe ist, ist gar kein Problem, denn wir reden nie deutsch. Das würde ich auch nicht empfehlen. Viele von den Leuten habe ich im Unterricht kennengelernt – zum Beispiel durch Partnerarbeit – da muss man einfach offen sein und keine Angst haben. 

 

Hast du ein Highlight deines Auslandsjahres?

 

Ich habe hier so viel erlebt. Ich war im Chor und im Theater, habe neue Dinge ausprobiert wie Klettern und Ultimate Frisbee. Das war total cool. Außerdem war ich bei der Kirche und in der Heilsarmee aktiv. Doch auch einfach nur mit Freunden in die Stadt zu gehen und Spiele zu spielen macht großen Spaß. Oder wir machen große Übernachtungen – manchmal zu siebt in einem Zimmer. Wir sind fast jede Woche gewandert – zum Beispiel auf den East Coast Trails. Die Natur hier ist einfach wundervoll, auch wenn es durch den Wind sehr kalt werden kann. Skifahren, Water Rafting, der Trans Canadian Highway, Camping und, und, und… Ich durfte hier so viel erleben – das kann mir keiner mehr nehmen. 

 

Danke für deine Einblicke, liebe Sonja. 

 

Nina verbringt ein Auslandsjahr in West Vancouver

Kanada weckt neue Leidenschaften und Perspektiven

Die 15-jährige Nina aus Duisburg in Nordrhein-Westfalen ist seit August 2018 mit Breidenbach Education in Kanada. Sie besucht eine Schule in West Vancouver, einer Nachbarstadt von Vancouver in British Columbia. Die Stadt liegt direkt an der Westküste am Pazifik. Für Kanadablog.de hat sie in einem Interview über ihr Auslandsjahr Auskunft gegeben. 



Liebe Nina, du wirst noch bis Ende Juni in Kanada sein. Kannst du dich noch an die ersten Tage dort erinnern?

 

Ich bin am 17. August 2018 angekommen, also etwas früher als die meisten Internationals, da ich noch an einer Orientierungswoche meines Schuldistriktes teilgenommen habe. Seit meiner Ankunft hier in Kanada lebe ich in einer "traditionellen" Gastfamile mit Mutter, Vater und zwei Töchtern. Die jüngere Tochter ist in meinem Alter und hat mir viel über das Leben als Teenager in Vancouver beigebracht. Konzerte, Einkaufszentren usw. kannte ich deshalb schon bevor die Schule anfing. Meine ältere Gastschwester ist gerade auf einer Uni in Ontario, ich durfte sie aber in den Winterferien kurz kennenlernen, was das Familienleben praktisch komplettiert hat.

 

Du fühlst dich also wohl in deiner Gastfamilie?

 

Ja! Was meine Gasteltern angeht, hat Breidenbach Education mit der Auswahl ganze Arbeit geleistet! Unsere Persönlichkeiten sind zum Glück sehr kompatibel, wir sind alle sehr "laid back" und lachen gerne, auch wenn mal was schiefläuft. Nur zwei Wochen nachdem ich eingezogen war, hat mein Gastvater zum Beispiel unser Abendessen in Flammen gesetzt. Er hat versucht Burritos zu machen, doch als meine Gastmutter nach ihnen schauen wollte, waren die Burritos nur noch eine große Flamme! Wir lachen heute noch über diese Situation! 

Am dankbarsten bin ich allerdings für meine mexikanische Gastschwester. Auch sie flog erst am Anfang des Jahres nach Kanada, und wir haben so viele Herausforderungen gemeinsam gemeistert, wie beispielsweise den ersten Tag in der Schule.

 

Kannst du die Gegend beschreiben, in der du nun gerade lebst?

 

Die Stadt West Vancouver, in der ich lebe, ist ein Vorort von Vancouver. Sie liegt praktisch zwischen dem Pazifik, den Bergen und der größten und internationalsten Stadt in British Columbia. Das hat den Vorteil, dass auch exotischere Sportarten wie Segeln oder Ski fahren hier günstig zugänglich sind. Beide wurden an meiner Schule auch als Sportclubs angeboten. Auch unabhängig von jeglichen Aktivitäten ist die Aussicht natürlich unglaublich, gerade im Winter. Da erstrecken sich riesige, schneebedeckte Berglandschaften über dem glitzernden Ozean, wirklich unbezahlbar. Mein persönlicher Favorit ist allerdings das Bild von Downtown Vancouver spät am Abend, also atemberaubende Wolkenkratzer hell erleuchtet im Dunkeln.

Was ich auch toll finde, sind die vielen Parks, in denen man sich gemütlich mit Freunden ans Wasser setzen kann, oder auch der "Seawalk", eine Joggingstrecke direkt am Meer. Wenn man mal richtig ausgehen möchte, hat gerade erst ein Kino im Shoppingcenter eröffnet. Das liegt etwa 15 Minuten von meiner Schule entfernt. Zu all diesen Aktivitäten kommt man zum Glück sehr einfach mit Bussen, das ist in Kanada keine Selbstverständlichkeit. Außerdem ist die größte Universität British Columbias, die University of British Columbia, auch nur eine Stunde entfernt. Ich habe dort mit meinen Freunden an einigen Workshops und Vorlesungen teilgenommen, eine Möglichkeit, die ich in Deutschland noch nie hatte.

 

Apropos Deutschland – wie hast du doch denn bei deiner Abreise nach Kanada gefühlt?

 

Als ich mit meinen Eltern am Flughafen stand, habe ich kaum realisiert, dass es jetzt los geht. Ich war einfach in den Wochen zuvor so aufgeregt gewesen, dass meine Aufregung an dem tatsächlichen Tag gar nicht so groß war. Aber als meine Mama angefangen hat, zu weinen, habe ich doch ein paar Tränen vergossen. In dem Moment habe ich einfach gesagt "Augen zu und durch", ein Motto, das mir in vielen Situationen dieses Jahr behilflich war. Ich habe daran geglaubt, dass ich das alleine kann. Und ich konnte es. Der Flug nach Kanada war mein erster Flug alleine und ich hatte schon ein wenig Panik. Das Team von Breidenbach Education hatte mich aber mit zwei weiteren Teilnehmern auf den Flug gebucht, die auch für ihr Auslandsjahr nach West Vancouver geflogen sind. Das hat mir viel Sicherheit gegeben und war besonders auf dem Langstreckenflug sehr angenehm. Erst auf kanadischem Boden wurde es dann komplizierter, da man sein Visum abholen und den Fahrer finden musste... Das Handbuch, das ich dafür von Breidenbach Education bekommen habe, war aber sehr hilfreich und der ganze Prozess ist viel einfacher als es scheint. Sobald ich mein Visum hatte, wurde ich dann auch direkt zu meiner Gastfamilie gefahren und mein Auslandsjahr in Kanada begann.

 

Wie war dein Eindruck von Land und Leuten nach deiner Ankunft?

 

Kanadier sind unter den freundlichsten und sozialsten Menschen, die ich je treffen durfte. Schon am ersten Tag in Kanada, als meine Gastmutter mir das örtliche Communitycentre zeigte, unterhielt sie sich mit wildfremden Leuten im Aufzug. Zumindest in Deutschland hatte ich vorher noch nie eine komplette Konversation im Fahrstuhl gehalten, aber Kanadier sind einfach sehr "outgoing". Dementsprechend einfacher ist es auch, neue Leute kennenzulernen. Eine Sorge, die sich zum Glück als unwahr herausgestellt hat, ist, dass ich wegen meines Akzentes oder einfach meines Fremdseins gemieden oder sogar ausgelacht werden könnte. Kanada ist, genau wie die USA, ein sogenannter "Melting Pot". Menschen von überall wandern seit Jahrhunderten nach Kanada aus, und viele Kanadier sehen sich heute noch als Immigranten. Ein großer Teil ihrer Kultur ist deshalb Toleranz. Ich kenne nicht einen Kanadier, der jemanden für seine Aussprache auslachen würde, selbst unter denjenigen, mit denen ich nicht befreundet bin. 

 

Wie verlief der Start an deiner kanadischen Schule?

 

Der Start in meiner neuen Schule war in mancherlei Hinsicht wie der Wechsel von der Grundschule auf das Gymnasium. Nur waren die ersten zwei Tage an meiner Schule sehr eng getaktet, also man hatte zu bestimmten Zeiten an bestimmten Orten zu sein. Deshalb waren die ersten Tage nicht besonders stressig, vor allem da wir kurze "Kennenlernstunden" mit jedem Lehrer hatten. Besonders hilfreich war aber vor allem Trick 17: Einfach fragen. Teilweise haben mich Mitschüler direkt vor meine Klassentür geführt, obwohl sie eigentlich woanders hinmussten. Hier zeigt sich wieder die hilfsbereite Kultur Kanadas, egal wie komisch ich mir auch selbst vorgekommen sein mag, die Kanadier waren nie genervt.

 

Ist der Unterricht ähnlich wie in Deutschland?

 

Der Unterricht in den traditionellen Fächern wie Mathe unterscheidet sich nicht besonders von dem in Deutschland. Ich habe jedoch das Glück, das West Vancouver sehr wohlhabend ist, deshalb ist auch meine Schule, die West Vancouver Secondary, sehr gut ausgestattet. Jeder Raum hat ein Whiteboard, einen Overheadprojektor und einen Laptop. Es gibt mehrere sehr moderne Turnhallen, Tennisplätze und einen großes Footballfeld. Meine Schule hat eine eigene Schreinerei und Autowerkstatt, da man beides als Kurse belegen kann.

Trotzdem sind die kanadischen Schulen in den meisten Fächern nicht so weit wie Deutschland und man sollte sich darauf einstellen, viel nachzuholen, wenn man zurück ist. Dafür lerne ich allerdings einiges, das ich in Deutschland gar nicht gelernt hätte. Es ist einfach ein komplett anderer Lehrplan. An meiner Schule (und soweit ich weiß an den meisten kanadischen Schulen) kann man aber in individuellen Fächer in andere Klassenstufen gehen. Eine Freundin von mir hat beispielsweise Französisch in der 12. genommen, obwohl sie in der 10. Stufe war. Ich selbst nehme Mathe 11.

 

Hast du schnell Freunde gefunden? 

 

Um Freunde zu finden, muss man einfach mutig sein. Obwohl ich normalerweise nicht die sozialste Person bin, habe ich mich am Anfang des Jahres einfach mal neben ein paar Mädels gesetzt und mich vorgestellt. Nachdem die Konversation ein wenig in Gang gekommen ist, habe ich nach deren Nummer gefragt. Natürlich bin ich mir erstmal doof vorgekommen, aber wenn das klappt, dann ist das Ganze ein Selbstläufer, weil man in einem Freundeskreis drin ist. Ich habe am Anfang des Jahres ein Mädchen namens Anna kennengelernt. Sie hat mich dann ihren Freunden vorgestellt, die mich wiederum ihren Freunden vorgestellt haben. Letztlich habe ich dann mit Anna und den anderen eine tiefe Freundschaft entwickelt. Ich habe aber auch außerhalb dieses Kreises einige Freunde, die ich vor allem durch außerschulische Aktivitäten kennengelernt habe. 

Ab einem bestimmten Punkt wurde es einfacher, Freundschaften zu schließen. Der Kunstraum meiner Schule war ein echter 'place to be', eine Art Knotenpunkt für alle, die Memes und Musik mögen. In den Pausen sind also alle ab in den Kunstraum, haben sich unterhalten und gelacht, egal ob man sich kannte oder nicht. Für mich sind die Erinnerungen an diesen Raum magisch und er hat mich zu einem offeneren Menschen gemacht. Dort habe ich viele meiner heutigen Freunde kennengelernt.

 

Wie sieht dein Alltag aus? 

 

Morgens stehe ich ungefähr zur selben Zeit auf wie in Deutschland und werde dann gegen 8 Uhr von meiner Gastmutter zur Schule gefahren. An Dienstagen gehe ich aber früher aus dem Haus, da das Tennisteam meiner Schule morgens Training hat. Die Schule beginnt um 8:30 Uhr, also eine halbe Stunde später als meine deutsche Schule. Oft gehe ich nach der Schule nicht direkt nach Hause, sondern treffe mich mit meinen Freunden. Wir trinken dann gerne einfach einen Kaffee bei Tim Hortons. An vielen Tagen habe ich direkt nach der Schule Sport, z.B. Tennis- oder Schwimmtraining. In den Community Centers kann man für sehr wenig Geld hochwertiges Training in vielen Sportarten erhalten, was auch von einigen Leuten nach der Schule genutzt wird. Sonst mache ich abends meist Hausaufgaben oder schaue mir Filme an. Ehrenamt wird in Kanada großgeschrieben und auch ich arbeite ehrenamtlich im Vancouver Aquarium. Meine Arbeit dort spielt sich vor allem am Wochenende ab – das macht großen Spaß. An Sonntagen gehe ich gerne mit meinen Freunden in die Innenstadt, also Vancouver, oder ich ruhe mich einfach ein wenig aus.

 

Welche Fächerkombination hast du gewählt und wie gefallen dir die Kurse?

 

In Kanada gibt es neben den klassischen Fächern häufig auch einige exotische Optionen. Ich hatte drei Wahlfächer und habe Spanisch, Kunst und Gitarre gewählt. Sonst hätte ich auch noch Fächer wie Textiles, Foods and Nutrition oder Rock Band nehmen können. 

Spanisch ist an meiner Schule komplett anders als in Deutschland. Ich lerne hier durch Lieder und Geschichten, nicht durch Vokabeln und Grammatik pauken. Ich war am Anfang selbst skeptisch, doch muss sagen, dass ich durch diese Methode sehr viel gelernt habe, gerade auch Alltagssprache. Inzwischen lesen wir als Klasse schon kleine Bücher mühelos!

Genauso überrascht war ich auch von Kunst. Kunst ist in Deutschland mein schwächstes Fach und ich habe es eher aus Not als aus Passion gewählt. Doch der kanadische Lehrplan beinhaltet keine Kunstgeschichte, oder Theorie, sondern reine Kreativität. Jeder Schüler führt ein Sketchbook an dem jede Stunde gearbeitet wird, mit der Hilfe des Lehrers, aber aus der eigenen Kreativität. Niemals hätte ich gedacht, dass ich im Stande bin meine Ideen in Bildern umzusetzen, doch mein Kunstlehrer hat es aus mir rausgeholt. Neue Techniken habe ich sowohl von ihm als auch von meinen Klassenkameraden gelernt und die auf meine eigenen Werke angewandt. Auch wenn es eine sehr untraditionelle Art zu lernen war, ich werde nie wieder mehr aus einer Klasse mitnehmen als dieser.

Gitarre war dagegen wohl das einzige Fach, dass ich im Nachhinein lieber getauscht hätte. Ich persönlich bin einfach nicht für Instrumente gemacht, obwohl es häufig Spaß gemacht hat. Trotzdem habe ich in diesem Kurs eines meiner Lebensziele erreicht. Ich kann "Stairway To Heaven" auf der Gitarre spielen.

 

Hast du auch Plätze außerhalb deines Wohnortes kennengelernt?

 

Während der Orientierungswoche war ich bereits in Victoria und später in Nanaimo auf Vancouver Island. Nanaimo ist das absolute Gegenteil von meiner Heimatstadt Düsseldorf; die Leute dort kennen sich seit 40 Jahren und jeder geht in Jogginghosen auf die Straße, was total cool ist. In Düsseldorf würde man das sicher nicht machen. Besonders freue ich mich jetzt auf meinen anstehenden Ausflug nach Seattle, was für nordamerikanische Verhältnisse ein Katzensprung von Vancouver aus ist. Ich bin ein großer Fan der Band Nirvana, die ja aus Seattle kommt. Auf dem Ortseingangsschild heißt es "Come as you are" und das werde ich auch!

 

Spielt Heimweh während deines Auslandsjahres für dich eine Rolle?

 

Heimweh ist ein sehr individuelles Gefühl. Ich persönlich bin zum Glück ein recht eigenständiger Mensch und habe kaum Heimweh gehabt. Trotzdem habe ich natürlich häufig an meine Familie und Freunde gedacht, aber mit einem langen Telefonat legte sich das dann bei mir wieder. Was ich am meisten vermisst habe, ist immer jemanden zu haben mit dem man über alles reden kann, wie zum Beispiel meine Mutter oder meine beste Freundin.

Das einzige was man nicht machen sollte, ist jeden Tag mit seiner deutschen Familie zu telefonieren! Das verstärkt Heimweh und verhindert die Integration. Ich kannte ein Mädchen, dass genau das gemacht hat und sie ist dann leider schon nach vier Wochen wieder abgereist, weil sie so starkes Heimweh hatte. Die allermeisten Austauschschüler haben aber keine Probleme. Man muss sich nur fragen, ob man für zehn Monate seine Familie und Freunde verabschieden kann. Wenn die Antwort "Ja" lautet, wird Heimweh wahrscheinlich kein sehr großes Problem sein. Man lernt aber auf große Distanz auch seine eigene Familie zu schätzen und wie ähnlich man sich letztlich ist. Zum Beispiel hat sich jetzt wo ich vieles für mich selbst kaufe herausgestellt, dass ich ein totaler Sparfuchs bin, genau wie mein Vater.

 

Wie kam es dazu, dass du ein Auslandsjahr in Kanada machen wolltest?

 

Ich hatte schon immer Nomadenblut in mir und habe meine Eltern schon früh angebettelt zumindest nach England zu ziehen, aber sie haben einfach nicht nachgegeben. Also musste ich den Umzug selbst in die Hand nehmen. Interessanterweise war Kanada zunächst gar nicht meine erste Wahl, da ich schon immer Fan von Harry Potter und dem britischen Akzent war. Ich wollte stattdessen nach Großbritannien, am liebsten natürlich London. Eigentlich wusste ich aber, dass ein europäisches Land mein Fernweh nicht befriedigen würde. Über die Sommerferien kam dann die Familie meiner besten Freundin zu Besuch, die im fernen Kanada lebt. Ich unterhielt mich lange mit ihrem Cousin und kam begeistert wieder nach Hause. Das ist es! Eine ganz neue Kultur und eine Diversität von Land und Leuten, die man sonst höchstens noch in den USA findet, nur ohne Trump! Die Kirsche auf der Sahnetorte war allerdings, dass ich den Ort meines Austausches praktisch frei wählen konnte, was in den meisten Ländern ja nicht der Fall ist. Ich bin ein absoluter Stadtmensch und meine Wahl war letztendlich zwischen Toronto und Vancouver. Vancouver hat jedoch mit wunderschönen Landschaften überzeugt. Gerade meine Eltern schätzten auch das kanadische Bildungssystem wert, das als eine der besten der Welt gilt. Da ich die 10. Klasse nicht wiederholen wollte, war auch für mich eine adäquate Bildung im Gastland wichtig. Für mich war Kanada die absolut richtige Wahl. Kanada hat mich verändert. Es hat mich offener gemacht, mich neue Leidenschaften entdecken lassen, mir eine neue Perspektive gegeben, es hat mich kanadischer gemacht. Bald ist mein Abenteuer nun vorbei, doch Vancouver und Kanada werden für immer ein Teil von mir sein. Das kann mir keiner mehr nehmen!

 

Vielen Dank, liebe Nina für das tolle und ausführliche Interview. 

 

 

Louisa mit einem Rückblick auf ihr Auslandsjahr in Chilliwack

„Das war nicht das letzte Mal, dass ich in Kanada war.“

Während ihrer ersten Woche in Kanada konnte sich die 15-jährige Louisa aus Hamburg nicht vorstellen, fünf Monate zu bleiben. Doch am Ende ihres Auslandssemesters hätte sie gerne noch einmal um ein halbes Jahr verlängert. Nun ist die Gastschülerin wieder zuhause in Deutschland und blickt für Kanadablog.de auf ihre Zeit in British Columbia zurück. 

 


Liebe Louisa, danke, dass du dir Zeit genommen hast. Wir starten gleich rein in dein Kanada-Abenteuer. Wie ging das für dich los?

 

Mein Abschied aus Deutschland war eigentlich voll ok für mich. Ich hatte eine kleine Abschiedsüberraschungsfeier, bei der ich allen nochmal Tschüss gesagt habe. Und dann kamen meine engsten Freunde und meine Familie mit an den Flughafen, um mich zu verabschieden. Ich glaube, für mich war es nicht so schlimm, ich hab mich einfach auch sehr auf Kanada gefreut. Aber für meine Mama und meinen Papa war das schon sehr schwer. Für mich stand eben einfach die Freude im Vordergrund, weil ich den Kanadaaufenthalt schon eineinhalb Jahre lang geplant hatte und so lange drauf gewartet hatte – da war ich froh, dass es endlich losging. 

 

Du bist in Hamburg gestartet – wie war dein Flug? 

 

Der Flug hat klasse geklappt. Das war auch alles ganz toll organisiert von Breidenbach Education. Ich bin zusammen mit Helene und Marie geflogen, die auch Breidenbach-Teilnehmerinnen waren. In Frankfurt haben wir dann noch andere Gastschüler getroffen. Gemeinsam mit Sebastian, Rocco, Marco und Fiona sind wir alle zusammen nach Vancouver geflogen. Wir haben uns die ganze Zeit unterhalten, kennengelernt und ausgetauscht. Das war echt auch schön, denn es war mein allererster Flug. Deshalb war es schon ein gutes Gefühl, nicht alleine zu sein. Helene hatte ich sogar lustigerweise noch ein paar Wochen vorher am Gardasee getroffen. Wir waren zufällig zur gleichen Zeit am gleichen Ort am Gardasee. Wir haben uns getroffen und haben uns darüber ausgetauscht, was wir mitnehmen und wie wir uns vorbereiten. Ein paar Wochen später haben wir uns dann am Flughafen wiedergesehen. Das war schon lustig. 

 

In Kanada hast du ja in Chilliwack gelebt, einer Stadt in British Columbia. Wer war deine Gastfamilie und wie hat die die Gegend gefallen? 

 

Chilliwack ist etwas ländlicher, es gibt viele Felder und viel Landwirtschaft. Bis in die Innenstadt musste ich etwa zehn Minuten fahren. 

Ich habe dort bei einer Gastfamilie gelebt. Meine Gasteltern Carsten und Rochelle haben drei Kinder. Die Zwillinge Hanna und Olivia sind neun Jahre alt und Emily ist vier. Mein Gastvater hat als Architekt gearbeitet und meine Gastmutter hat sich sozial engagiert. Vancouver war etwas mehr als eine Stunde entfernt, doch ich bin es von zuhause gewohnt, nach Hamburg etwas länger reinzufahren. Deshalb war es für mich kein Problem, ab und an mit Freunden in die „Großstadt“ zu fahren. Am Anfang war meine Gastmutter da noch ein bisschen skeptisch aber nachdem ich das ein oder zweimal gemacht habe, ging das dann auch. Sie meinte, sie hatte noch nie eine Gastschülerin, die so oft nach Vancouver gefahren ist. 

 

 

Aber auch das Leben in der Gastfamilie hat dir gefallen, oder?

 

Ja, ich habe gemeinsam mit der Familie in einem kleinen Haus gewohnt, das relativ alt war. Aber es war echt gemütlich. Das komische war: Wir hatten das kleinste Haus von allen und hatten aber gleichzeitig immer Platz für die meisten Leute. Das war total schön. Rochelle hatte zum Beispiel fünf Geschwister, die waren dann alle zu Neujahr zu Besuch. Es war klein, aber es war immer was los. Richtig schön und familiär. Noch dazu hatte ich ganz spontan zwei weitere Gastschwestern. Eine Gastschülerin aus Dänemark und eine aus Spanien. Die hatten Probleme in ihrer Gastfamilie und dann ist meine Gastfamilie als Notfallfamilie eingesprungen. Die Spanierin lebt sogar immer noch in der Familie. 

 

 

Neben deiner Gastfamilie war natürlich auch die Schule ein wichtiger Bestandteil deines Schuljahres in Kanada. Wie ist es dir dort ergangen?

 

Mein Schulstart an der Chilliwack Secondary School ist echt gut gewesen. Die Schule ist echt toll. Allein optisch aber natürlich auch die Lehrer und das Kursangebot. Am ersten Schultag haben wir uns im Klassenzimmer getroffen und unsere Stundenpläne bekommen. Ich habe vier Fächer belegt: Sport, Psychologie, Mathe und Fotografie.  Nach einiger Zeit habe ich dann aber Mathe verlassen und bin zu Business und Marketing gewechselt. Die Ansprechpartnerin hat mir dabei sehr geholfen und alles hat gut geklappt. Welches Fach ich total empfehlen kann, ist Psychologie. Das ist der beste Lehrer – jeder der an diese Schule geht, sollte diesen Kurs machen. Und auch Fotografie hat total Spaß gemacht. Wir haben sogar unsere Fotos selbst in der Dunkelkammer entwickelt.

Die Schule in Kanada ist schon anders. Was ein besonderer Punkt für mich war, war, dass man dort nach dem Unterricht noch in der Schule bleibt. In Deutschland besuche ich keine AGs oder Sportaktivitäten. In Kanada hatte ich das Cross Country Running - was ich geliebt habe. Das war dreimal die Woche. Einmal gab es dann sogar ein Race. Und ich war bei den Championships, obwohl ich mich ganz knapp nicht qualifiziert hatte, aber ich durfte trotzdem mit. Das hat großen Spaß gemacht. Mit meiner Trainerin bin ich sogar immer noch in Kontakt. 

 

 

Hast du in der Schule auch Freunde gefunden?

 

Ja, schon.  Am Anfang war ich viel mit den Internationals zusammen. Ich habe mich super mit allen verstanden und alle waren echt nett zu mir. Aber ich habe mich wenig mit Kanadiern getroffen. Doch dann kamen immer mehr Kanadier zu meinem Freundeskreis dazu, sowohl durch die Schule als über das Cross Country Team. Mit den anderen Internationals – da waren viele Deutsche und Italiener – habe ich auch meist Englisch gesprochen. Das hat echt ganz gut geklappt. 

 

Was reizt dich an Kanada?

 

Kanada ist einfach ein wunderschönes Land, ganz anders als Deutschland. Auch die Städte sind ganz anders. Man kann es gar nicht richtig beschreiben, was es ist, aber ich habe es einfach sehr gemocht. Ich würde auch gern sehr bald wieder zurück. Auch weil die Leute dort supernett waren. Alle haben mich immer sehr freundlich aufgenommen und waren herzlich. Es herrschte immer eine lockere Atmosphäre und alle haben immer gefragt wie es mir geht und was ich mache. Sicher ist das ein stückweit oberflächlich aber dadurch fühlte ich mich irgendwie angekommen und konnte mich ungezwungen unterhalten. Das hat schon echt Spaß gemacht. 

 

Wie sah dein Alltag während des Auslandsaufenthaltes aus?

 

Mein Schulweg war ca. eine Viertelstunde und ich hatte jeden Tag bis 14:45 Uhr Schule. Abends stand um 17:30 Uhr das gemeinsame Dinner mit meiner Gastfamilie fest. Mein Nachmittag hat sich mit der Zeit gewandelt. Am Anfang hatte ich drei Mal in der Woche Cross Country Running. Danach war ich oft noch mit Freunden bei Starbucks. Später war dann kein Training mehr. Dann war ich im Gym an unserer Schule. Außerdem haben meine Freunde ich ich ab November beinahe jedes Spiel der Chilliwack Chiefs besucht. Da hatten wir viel Spaß, weil die meisten Spieler auch in unserem Alter waren, manche waren sogar auf unserer Schule. Wir waren sogar bei den Vancouver Giants – ich war total im Hockey Fieber. 

Abends habe ich dann meist noch mit meiner Gastfamilie geredet. Außerdem haben wir oft "Friends" oder "The Office" auf Netflix angeschaut. Das war echt lustig. Das war so etwas wie unser kleines Ritual. An den Wochenenden war ich selten zuhause. Ich war oft in Vancouver und in Victoria und Nanaimo. Außerdem beim Skifahren oder an irgendwelchen Seen. Eigentlich waren wir immer unterwegs. 

 

 

Was würdest du rückblickend als Fazit ziehen?

 

Nachdem ich die ersten paar Tage etwas Heimweh hatte, war das zum Glück schnell vorbei. Denn, sobald ich drin war und Freunde und einen geregelten Tagesablauf hatte, war es einfach nur toll. Ich habe sogar versucht das Auslandssemester zu verlängern, aber das hat leider nicht geklappt. Ich wollte gar nicht mehr weg. Ich bin froh, dass mein Englischlehrer uns damals von der Möglichkeit für das Auslandsjahr erzählt hat und dass ich Breidenbach Education gefunden habe. Das war einfach eine gute – vielleicht meine beste – Entscheidung bislang. Ich würde gern wieder zurück nach Kanada – vielleicht als Au Pair nach dem Abitur. Das war auf jeden Fall nicht das letzte Mal, dass ich in Kanada war. 

 

Ein Auslandsjahr in der Prärie

Wiktor ist vom Leben in Manitoba begeistert

Normalerweise lebt der 15-jährige Wiktor in Dresden. Doch seit Anfang September 2018 wohnt der Gastschüler nun in der Nähe von Dauphin in der kanadischen Provinz Manitoba. Mit Breidenbach Education hat er sich für ein Auslandsjahr in dieser Provinz entschieden. Manitoba gehört neben Alberta und Saskatchewan zu den Prärieprovinzen Kanadas.
Dauphin ist eine Kleinstadt mit rund 8000 Einwohnern, die von Feldern und Farmen umsäumt ist. „Ich wohne nicht in der Stadt, sondern ein paar Kilometer westlich, in der Prärie“, erklärt Wiktor. „Hier werde ich noch bis Ende Juni bleiben.“

 

„Ich wohne ländlich, in einem Haus mit dazugehöriger Farm“, erklärt Wiktor. „Da ich ursprünglich aus einer Kleinstadt komme, ist es für mich traumhaft.“ Seine Gasteltern Susan und Jason haben vier Kinder: Matthew, Zachary, Steven und Courtney. Gastmutter Susan ist Sekretärin an der DRCSS – Wiktors Schule, Gastvater Jason ist Manager in einem Co-op Home Center. „Wir haben eine Menge Pferde, Maultiere, zwei Esel, Katzen, Enten, zwei Jungbullen sowie ein Kalb, einen Hund und ein Kaninchen“, beschreibt Wiktor sein Umfeld. „Es gibt immer etwas zu tun, aber mir gefällt das. Langeweile kommt nie auf.“

 

Schon vorab Kontakt über Social Media

Als Wiktor im vergangenen Jahr aus Deutschland abgereist ist, fühlte er sich schon etwas merkwürdig.  „Es war sehr schwer, alles was man kennt und lieb hat für so einen Zeitraum zurückzulassen“, erinnert er sich. „Aber andererseits habe ich mich sehr auf meine Zeit hier gefreut, und ich hatte auch keine Angst, da ich mit meiner Gastmutter schon per Social Media Kontakt hatte.“ Für Kanada hatte sich Wiktor entschieden, da Nordamerika schon immer eine Faszination auf ihn ausübte und er sich sicher war, dass Kanada ihn mit seinen wunderschönen Landschaften beeindrucken würde. 

 

An Wiktors Schule, der Dauphin Regional Comprehensive Secondary School (DRCSS), werden Schüler der Klassenstufen neun bis zwölf unterrichtet. Rund 640 Schüler aus Dauphin und umliegenden Gemeinden besuchen die Schule. „Der Start in der Schule war relativ einfach, da wir eine ausführliche Führung von unseren Koordinatoren Marc Kunza und Lois Aitken erhalten haben“, erinnert sich Wiktor. „Außerdem wussten die Lehrer teilweise schon über mich Bescheid, da meine Gastmutter mit vielen gut befreundet ist und auch an der Schule arbeitet.“

Ein lockeres Lehrer-Schüler-Verhältnis

Als größten Unterschied empfindet der Gastschüler den Lehrplan, denn an seiner Schule werden sogenannte „Vocationals“ angeboten. Die Schüler können also handwerkliche Künste oder Arbeiten im Dienstleistungsbereich erlernen. „Es gibt zum Beispiel Hairstyling, Automotive Repair, Autobody, Carpentry, Welding, Building Construction, und Culinary”, erklärt der 15-Jährige. “Auch das Verhältnis zwischen Lehrern und Schülern ist viel lockerer im Vergleich zu Deutschland. Natürlich gibt es Grenzen, aber ab und zu gibt es mal einen Witz oder Scherz.“ Wiktors Lieblingsfach ist das Fach Automotive, da er sich als wirklich „autoverrückt“ beschreibt und es liebt an Autos und Trucks zu schrauben. Dazu hat er nun während seines Gastschuljahres in Kanada sogar an der Schule die Gelegenheit. 

 

Kanadas Land und Leute hat sich Wiktor genauso vorgestellt, wie es ihn vor Ort erwartet hat: „Das Land ist sehr weitläufig, dünn besiedelt und hat schöne Landschaften“, schwärmt er. „Die Leute sind größtenteils freundlich und offen.“ So hat er auch schon viele Freunde gefunden. Neben seinen Gastschwestern unternimmt er viel mit Layne, Brett, Arrin, Boris, CJ, Austin, Makenna, Jillian und anderen Jugendlichen. 

Der Alltag in Kanada

Besuch von Breidenbach in Dauphin: Wiktor und andere Breidenbach Schüler
Besuch von Breidenbach in Dauphin: Wiktor und andere Breidenbach Schüler

An normalen Wochentagen geht Wiktor um etwa 7:55 Uhr aus dem Haus. Dann holt der Schulbus die Schülerinnen und Schüler ab. Dann hat er von 8:55 Uhr bis 15:30 Uhr Unterricht. „Meine Nachmittage verbringe ich, sofern es die Hausaufgaben, das Wetter und anderweitige Termine zulassen, am liebsten draußen mit den Tieren“, erzählt er. „An einem typischen Nachmittag verbringe ich ein bis zwei Stunden auf der Farm, ca. 30 Minuten beim Lernen und dienstags und donnerstags habe ich je zwei Stunden Football-Training.“

 

An den Wochenenden können Wiktor und seine Gastfamilie meist entspannen – natürlich gibt es aber auch wichtige Arbeiten, die erledigt werden müssen, zum Beispiel das Füttern der Tiere. „Danach spielen wir manchmal zusammen Brett- oder Kartenspiele oder liefern uns Duelle auf der Retro-Nintendo-Konsole“, erklärt Wiktor. „Wir haben auch schon viele Ausflüge in der Region Manitoba gemacht. Vor allem, wenn wir Matthew bei seinen Hockeyspielen begleitet haben.“ Außerdem hat der Gastschüler auch die Städte Edmonton in der Provinz Alberta und Vancouver in der Provinz British Columbia besucht.

 

Heimweh spielt für den 15-jährigen Gastschüler eine untergeordnete Rolle. „Ich versuche meine Zeit so gut es geht zu genießen, außerdem mag ich meine Gastfamilie wirklich sehr und sehe meine Eltern mindestens einmal pro Woche über FaceTime“, erklärt Wiktor. Nun wird er noch zwei Monate in Kanada verbringen und freut sich schon auf die kommenden Erlebnisse während seines ereignisreichen Auslandsjahres. 

Anabel ist gut angekommen ...

... an ihrer Highschool in Kingston, Ontario

Ein ganzes oder halbes Auslandsjahr in Kanada ist für viele Jugendliche ein großer Traum. Die Herausforderung, sich alleine in einem fremden Land zu behaupten, lockt Schülerinnen und Schüler aus Deutschland und vielen anderen Nationen. Doch kurz bevor es los geht, wird es dann meist noch einmal spannend. Als es für die 15-jährige Anabel aus Stuttgart an den Abschied ging, konnte sie es gar nicht fassen: Ein halbes Jahr weg aus Deutschland? „In dem Moment war das schon schwer“, erinnert sie sich. „Alle so lange nicht zu sehen – ich war total zwiegespalten. Gleichzeitig habe ich mich nämlich mega gefreut auf alles was auf mich zukommt.“ 

 

Nun wohnt die 15-Jährige schon seit Ende Februar in Kingston, Ontario. Die Stadt liegt zwischen Toronto und Montréal und war einst das politische Zentrum der vereinigten Kolonien von Kanada. Sie liegt in der Grenzregion zu den Vereinigten Staaten von Amerika und nahe bei der beliebten kanadischen Urlaubsregion „Thousand Islands“ nach der sogar ein Salatdressing benannt wurde. Dort sieht es ein bisschen aus wie in Skandinavien: Kleine Inseln, Holzhäuser, viel Wasser, wenige Menschen und endloser Wald. Eine tolle Umgebung für Ausflüge. 

 

Erster Eindruck? Positiv!

„Bis Ende Juni bin ich nun in Kingston und mein erster Eindruck vom Land und den Leuten ist total positiv“, erzählt Anabel. „Meine Gastfamilie war von Anfang an total nett. Meine Gastmutter Carol und mein Gastvater Daniel sind beides Lehrer, meine Gastgeschwister Felicia und Kristen sind 19 und 21 und dann lebt noch meine mexikanische Gastschwester Sophie bei uns. Sie ist 16.“

 

„Die Stadt Kingston ist nicht so groß wie Stuttgart aber schon städtisch und es gibt viel zu sehen. Hier in Kingston wohnt die ganze Familie zusammen in einem Haus“, erklärt Anabel.

„Bevor ich hier ankam, war ich ganz schön aufgeregt und hatte Angst, dass ich mit dem Englisch nicht so zurecht komme oder dass die Leute nicht so offen sind oder mich nicht so akzeptieren wie ich bin.“ Doch nach einem angenehmen Flug kam Anabel in Kingston an und wurde zu ihrer Familie gefahren. Die Begrüßung war entspannt und herzlich und Anabels Sorgen völlig unbegründet. 

Kennenlern-Runde

„Ich bin an einem Samstag angekommen und am Montag drauf hat dann die Schule schon begonnen“, erzählt die 15-Jährige. „Meine Gasteltern haben mir dann am Sonntag noch alles gezeigt, sind mit mir zur Schule gefahren und wir haben uns das Gebäude von außen angesehen. Danach haben sie mir ein bisschen die Stadt und Supermärkte und so gezeigt. Das war toll und hat mir Sicherheit gegeben.“

Als am Montag dann für Anabel die Schule – an der Holy Cross Secondary School in Kingston – begann, startete ihr Tag damit, dass sie ihre Schuluniform entgegennahm, einen karierten Rock mit schwarzer Strumpfhose und eine weiße Bluse. „Meine Schule ist katholisch“, erklärt sie. „Darum tragen wir alle eine Uniform. Die ist auch dazu da, dass wir einander erkennen und uns zugehörig fühlen und als eine Einheit empfinden. Danach hat mir eine Lehrerin, die sich um die Internationals kümmert, mein Schließfach gezeigt und wo mein Klassenzimmer ist und noch andere Fragen beantwortet.“ Dann ging es für Anabel los mit ihren ersten zwei Schulstunden an einer kanadischen Schule. In der Mittagspause führten zwei Schülerinnen die Gastschülerin durch das Schulgebäude und beantworteten ihre Fragen. 

Viele neue Eindrücke

„Nachmittags hatte ich dann noch einmal Schule und dann bin ich nach Hause gefahren. Ich war richtig geschafft“, erinnert sich Anabel. „Es waren einfach echt viele Eindrücke. Die Schule ist viel größer als bei uns in Deutschland, plötzlich war alles auf Englisch, jeder hat auf mich eingeredet, alle wollten so viel wissen und es wurde so viel erzählt. Ich musste die ganzen Informationen erst einmal verarbeiten.“

 

Nun sind Schulweg, Schule, das Englisch und die neue Umgebung schon Alltag für die 15-jährige Gastschülerin. „Morgens gehe ich um 7:50 Uhr aus dem Haus, die Schule beginnt dann um 8:30 Uhr“, erklärt sie. „Das ist später als in Deutschland. Dafür dauert der Unterricht bis 14:30 Uhr. Danach fahre ich mit dem Bus nach Hause oder treffe mich noch mit Freunden. Wir gehen dann zum Beispiel in die Innenstadt. Einmal in der Woche gehe ich abends ins Orchester und spiele Geige.“

Neue Fächer, neue Freunde

Holy Cross Catholic Secondary School Kinsgton Ontario
Anabels Schule auf Zeit: die HCCS in Kingston

„Ich finde, die Schule ist hier in Kanada viel einfacher als in Deutschland“, überlegt Anabel. „Es ist aber ganz gut, weil man je nach Wissensstand in den verschiedenen Kursen in jede Jahrgangsstufe gehen kann. Ich habe also zum Beispiel einen Kurs in der Elften. Somit kann ich das Level selbstständig bestimmen.“ Anabel und die anderen Schüler ihrer Schule haben vier Fächer am Tag. Bei Anabel sind das: Science, Musik – sie lernt jetzt Saxophon spielen – , Englisch und Mathe. Durch die verschiedenen Kurse hat die 15-jährige auch schon Freunde gefunden. „Ich habe schon fünf Freunde“, freut sie sich. „Zwei habe ich in meinem Musik-Kurs kennengelernt und drei sind aus meinem Englisch-Kurs. Die sind einfach auf mich zugekommen. Die meisten finden neue Schüler natürlich interessant und haben mich gefragt woher ich bin und wieso ich da bin. Alle waren total offen und freundlich und viele haben gesagt, dass sie sich das nicht trauen würden.“

 

Anabel hatte also entgegen ihrer Sorgen im Vorfeld keine Probleme, Anschluss zu finden. Auch an den Wochenenden trifft sie sich häufig mit Freunden oder macht Ausflüge mit ihrer Gastfamilie. „Wir sind schon einmal gemeinsam in die USA in eine riesige Mall gefahren“, berichtet sie. „Und wir waren drei Tage an den Niagara Fällen und dann noch zwei Tage in Toronto. Das war richtig cool und eine einzigartige Erfahrung.“ 

Und auch die Zeit beim Orchester macht Anabel großen Spaß. Die Idee, dass sie beim Kingston Youth Orchestra mitmachen könnte, hatten ihre Gasteltern. Nun spielt Anabel dort Geige und hat mit dem Orchester sogar schon einen Preis bei einem Wettbewerb gewonnen. 

Auch wegen dieser Erfahrungen spielt Heimweh für die 15-Jährige keine Rolle. „Ich habe immer etwas zu tun. Ich habe einfach kaum Zeit für Heimweh“, lacht sie. „Nur ganz am Anfang war es eben ein bisschen komisch, wenn ich ganz allein war. Aber im Grunde ist Heimweh bei mir eigentlich nicht vorhanden, vielleicht kommt das ja auch noch...“